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Die Anzeigetafeln im Hauptbahnhof in Köln listen in den Morgenstunden während eines bundesweiten Warnstreiks der Lokführer Gewerkschaft GDL die Zugausfälle auf.

© dpa/Henning Kaiser

Update

Bahnverkehr läuft wieder an: GDL-Chef Weselsky lehnt „Weihnachtsfrieden“ ab

Bei der Bahn ging so gut wie nichts mehr. Seit 18 Uhr läuft der Verkehr wieder an. Ein weiterer Streik zu Weihnachten wird nicht ausgeschlossen.

| Update:

Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, schließt weitere Warnstreiks bei der Deutschen Bahn nicht aus. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht“, sagte er am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin.

Weselsky nahm dort an einer Kundgebung des Deutschen Beamtenbundes (dbb) teil, der für den öffentlichen Dienst der Länder ebenfalls in Tarifverhandlungen steckt. Auch Arbeitsniederlegungen rund um Weihnachten schloss der GDL-Chef nicht aus.

Einen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorgeschlagenen „Weihnachtsfrieden“ lehne er ab. Bislang habe die GDL nie an Weihnachten gestreikt, „aber ich lasse mich da nicht auf einen Tag festlegen“, stellte Weselsky klar. 

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Mit der Beteiligung am eintägigen Warnstreik von Mittwoch- bis Donnerstagabend sei er sehr zufrieden, sagte Weselsky.

Vor allem Berufspendler betroffen

Der Fahrtbetrieb laufe seit 18 Uhr wieder an, wie ein GDL-Sprecher auf Anfrage bestätigte. Mit Einschränkungen im Bahnverkehr müssen Fahrgäste im weiteren Verlauf des Abends und der Nacht aber noch rechnen. Erst zum Betriebsbeginn am frühen Freitagmorgen soll im Personenverkehr bundesweit alles wieder weitgehend reibungslos laufen. Im Güterverkehr sei mit Auswirkungen auch in den kommenden Tagen noch zu rechnen, teilte die Bahn schon vor dem Ende des Warnstreiks mit.

Der Warnstreik hatte am Donnerstagmorgen vor allem die Berufspendler heftig getroffen. „In einzelnen Regionen fahren aufgrund der Streikbeteiligung teilweise gar keine Züge“, teilte die Deutsche Bahn online mit. Der Notfahrplan war aber wie geplant angelaufen. Dieser sah unter anderem vor, dass nur rund 20 Prozent der eigentlich geplanten Fernverkehrsfahrten angeboten wurden.

Die Auswirkungen im Nah- und Regionalverkehr waren je nach Region sehr unterschiedlich. Für Berlin und Brandenburg teilte ein Sprecher mit, dass auf einzelnen Strecken Ersatzbusse eingesetzt wurden, beispielsweise zwischen Berlin-Wannsee und Bad Belzig, zwischen Spandau und Nauen oder zwischen Bernau und Eberswalde.

Für die Berliner S-Bahn wurde zur Anbindung der Außenbezirke und Umlandgemeinden an die Berliner Innenstadt ein 20-Minuten-Takt auf vier Linien eingerichtet. Konkret ging es um die S3 (zwischen Erkner und Ostbahnhof), die S46 (zwischen Wildau und Schöneberg), die S5 (zwischen Strausberg Nord und Charlottenburg) und die S9 (von Gesundbrunnen über Ostkreuz, Treptower Park bis Flughafen BER T1-2).

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Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren vom Warnstreik nicht betroffen – die Busse und U-Bahnen in Berlin fuhren am Donnerstag wie gewohnt.

„Unsere ganze Priorität liegt darauf, morgen, an diesem wichtigen Freitag, den Verkehr wieder in Gang zu bringen“, sagte Bahn-Sprecher Achim Stauß am Donnerstagmorgen am Berliner Hauptbahnhof. Der Freitag sei stets ein nachfragestarker Tag, nun kämen zudem noch Fahrgäste hinzu, die ihre Fahrten verschoben haben. 

Kernforderung der GDL: Wochenarbeitszeit von 35 Stunden

Es ist der erste Arbeitskampf der Gewerkschaft im noch jungen Tarifkonflikt, bisher wurde erst einmal verhandelt. Die eigentlich für Donnerstag und Freitag geplante zweite Verhandlungsrunde hat die Bahn abgesagt. „Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler.

Die GDL fordert in den Verhandlungen 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Als Kernforderung will sie zudem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen.

Ich lasse mir nicht in die Schuhe schieben, dass wir eskalieren.

Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, sieht die Schuld für die angespannte Lage im Tarifkonflikt und den Warnstreik beim Management der Deutschen Bahn.

„Ich lasse mir nicht in die Schuhe schieben, dass wir eskalieren, wenn die andere Seite sagt: Ich verhandele mit Ihnen nicht über die Wochenarbeitszeit und ich verhandele mit Ihnen nicht über Tarifverträge für Fahrdienstleiter“, sagte Weselsky am Donnerstagmorgen dem Radiosender WDR5. Man könne keinen Kompromiss erzielen, wenn die Arbeitgeberseite Verhandlungen über diese Themen grundsätzlich ablehne.

Die Bahn bezeichnet vor allem die Arbeitszeitverkürzung als unerfüllbar und verweist dazu auch auf den Fachkräftemangel. Mit einer geringeren Wochenarbeitszeit müssten deutlich mehr Menschen eingestellt werden. DB-Personalvorstand Seiler bot in der ersten Verhandlungsrunde eine Entgelterhöhung von elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie an. Zur Arbeitszeit machte der Konzern aber kein Angebot.

Wann weiterverhandelt wird, ist ungeklärt. Die eigentlich für diesen Donnerstag und Freitag geplante zweite Verhandlungsrunde hat die Bahn abgesagt. „Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht“, sagte Seiler am Mittwoch zur Begründung. Die nächsten vereinbarten Termine sind der 23. und 24. November. Ob an diesen Tagen tatsächlich verhandelt wird, blieb aber zunächst offen.

Bahn-Sprecher Stauß appellierte an die GDL, ohne Streiks zu verhandeln: „Der heutige Streik ist verantwortungslos, das ist eine Zumutung für unsere Fahrgäste. Wir müssen am Verhandlungstisch zu Lösungen kommen, nicht durch Streiks“, sagte Stauß. (dpa)

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