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Wirtschaft: Firmen setzen jetzt mehr auf Anleihen und Aktien

Die Einführung des Euro hat nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erheblichen Veränderungen nicht nur des wirtschaftlichen und finanziellen Umfeldes geführt, sondern auch die Struktur der europäischen Finanzmärkte stark beeinflusst. Viel stärker als früher träten jetzt marktorientierte Elemente in den Vordergrund.

Die Einführung des Euro hat nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erheblichen Veränderungen nicht nur des wirtschaftlichen und finanziellen Umfeldes geführt, sondern auch die Struktur der europäischen Finanzmärkte stark beeinflusst. Viel stärker als früher träten jetzt marktorientierte Elemente in den Vordergrund. Dies macht die EZB in ihrem jüngsten Monatsbericht vor allem daran fest, dass die Märkte für in Euro lautende private Anleihen stark gewachsen seien. Die Volkswirte der EZB sehen eine deutliche Entwicklung, dass die Unternehmen in Euroland ihre finanziellen Mittel bedingt auch durch die Einführung des Euro mehr und mehr über Anleihen hereinholen und dafür auf klassische Kredite verzichten. Die europäische Finanzmärkte nähern sich damit mehr und mehr den Verhältnissen in USA.

Auch den Aktienmärkten hat der Euro nach Ansicht der EZB einen kräftigen Schwung verliehen. "Die Einführung des Euro hat anscheinend wie ein Katalysator auf die Entstehung von Aktienmärkten für die sogenannten Wachstumsunternehmen und die grenzüberschreitende Kooperation zwischen diesen Märkten gewirkt." Damit sei es für Unternehmen, für die es bislang schwierig gewesen sei, Bankkredite zu bekommen, leichter geworden, sich notwendiges Kapital zu beschaffen. Die EZB hat bei diesen Erläuterungen vor allem auch den Neuen Markt der Frankfurter Börse im Auge. Unter anderem dank des Euro sei die Zahl der Unternehmen, die an den Wachstumsmärkten in Frankfurt, Paris, Amsterdam, Brüssel und Mailand notiert seien, 1999 um 76 Prozent gestiegen. Insgesamt habe sich die der Börsenwert der Neue Markt-Unternehmen in Euroland auch dank des Euro 1999 um 80 Prozent auf 57,4 Milliarden Euro erhöht.

Schließlich hat der Euro nach Ansicht der EZB auch dem Markt für hochrentierliche (oder auch hochspekulative) Anleihen einen Schub gegeben. "Insgesamt hat eine steigende Zahl relativ kleiner und niedrig gerateter Unternehmen den Schritt gewagt, an den Markt für in Euro denominierte private Anleihen zu gehen und Anleihen mit hohen Renditen zu begeben." Allein in den ersten neun Monaten 1999 hätten solche Emissionen um rund 170 Prozent zugelegt. Gleichwohl sei die Bedeutung solcher Papiere in Euroland noch erheblich geringer als in den USA. Diese Entwicklungen werden die Strukturen von Unternehmensfinanzierungen nach Einschätzung der EZB in den nächsten Jahren grundlegend verändern, wobei sich die Effizienz der EWU-Finanzmärkte erhöhe.

ro

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