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Umwelttechnologie: Berliner Firmen suchen die grüne Nische

Traditionelle Industrien finden ihren Weg in die Zukunftsmärkte: Wie kleine Maschinen- und Anlagenbauer in den Markt für Umwelttechnologie drängen

Berlin - Der Ur-Berliner Unternehmer Norbert Geyer erzählt gern folgende Anekdote: Kurz nachdem seine Firma 2007 auf das Gelände im letzten Zipfel des Stadtteils Lichtenrade direkt an Brandenburgs Landesgrenze gezogen war, sah er seinen Buchhalter am Werkszaun auf- und abgehen. Als Geyer ihn fragte, was er da mache, soll der gesagt haben: „Ich suche einen Zugang zum Fördergebiet.“

Der Betrieb fand trotz seiner geografischen Randlage keinen Zugang zu den Töpfen für die neuen Länder, beweist aber, dass man auch im alten West-Berlin profitabel Anlagen fertigen kann. Geyers in Lichtenrade ansässigen Teil-Unternehmen Geyer Umformtechnik und Britze Elektronik und Gerätebau fertigen unter anderem Gehäuse und Schaltkästen für Siemens, Nokia oder die Meyer-Kreuzfahrtschiffe. Geyer ist dabei, auch mit dieser eher traditionellen Industrie einen Weg in die Zukunftsmärkte der Umwelttechnologien zu finden. Als man in der Zentrale las, dass Vattenfall Elektroautos im Pilotversuch durch die Hauptstadt schicken will, entwickelte man bei Geyer binnen weniger Wochen eine Ladestation dafür. Diesen soliden Kasten mit Steckdose ziert zudem eine Werbefläche, mit der der Betreiber in Citylagen zusätzlich Geld einnehmen könnte. So geht Metallbau, E-Mobilität und Werbebranche in einem Gerät – made in Berlin.

Die Gruppe beschäftigt 300 Mitarbeiter und setzte 2009 rund 35 Millionen Euro um. Während Berlins Größen wie Siemens ihre Aktivitäten in Umwelttechnologie seit Jahren offensiv kommunizieren, erneuern sich die Firmen mit Geyers Kragenweite im Stillen. Laut Berliner Senat gibt es derzeit rund 100 Maschinenbauunternehmen in der Hauptstadt, sie beschäftigen rund 11 000 Menschen.

Das waren einmal viel mehr, wie auch die wechselvolle Geschichte der Bekum Maschinenfabriken GmbH aus Lichterfelde zeigt: Die 1959 gegründete Firma produziert Maschinen, die Plastikflaschen herstellen. 700 Mitarbeiter beschäftigte der Gründer und noch amtierende Geschäftsführer Gottfried Mehnert einst in Berlin, den USA und Brasilien. Heute sind es nur noch 260 – weil auch die Asiaten gelernt haben, wie man Shampooflaschen macht. Doch auch Mehnert und sein Sohn verfolgen nun konsequent die grüne Strategie: Zum einen haben sie eine Maschine entwickelt, die 30 bis 50 Prozent weniger Energie verbraucht, weil sie voll elektronisch produziert und fast ohne hydraulische Teile auskommt. Außerdem haben sie ein Verfahren entwickelt, bei dem man den fast unendlich verfügbaren Rohstoff Calciumcarbonat (Kreide) in die Flaschen integrieren kann, was Ressourcen schont.

So finden Berliner Maschinenbauer ihre Nische. Hawe Inline Hydraulik aus Marienfelde zum Beispiel fertigt seit kurzem spezielle Pumpen, die man in Windkraft-Generatoren einbaut. In Erwartung, dass der grüne Boom anhält, hat Hawe sogar schon eine weitere Produktionshalle angebaut.

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