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Ein Mitarbeiter des Unternehmens Volucap verfolgt auf einem Monitor im volumetrischen Studio die Dreharbeiten.

© Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Aktuelle Studie zu Babelsberg: Eine Milliarde Umsatz in der Brandenburger Filmstadt

Die Brandenburger Medienstadt floriert. Doch es könnten sich zu viele Büros ansiedeln, warnt eine aktuelle Studie.

Die Filmstadt Babelsberg floriert. Eine Milliarde Umsatz konnten die Medienunternehmen am traditionsreichen Standort im vergangenen Jahr insgesamt verzeichnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Berliner Marktforschungsinstitut House of Research und die Potsdamer Firma Transfermedia im Auftrag des Mediatech Hub Potsdam erstellt haben. 

Der Medienstandort Babelsberg müsse jedoch gezielt gefördert werden, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Für die Untersuchung wurden 49 ansässige Unternehmen befragt, außerdem zehn Expert:innen.

Den größten Teil des Gesamtumsatzes machen laut Studie die fünf bedeutendsten Unternehmen am Standort. Die „Big Five“ sind der öffentlich-rechtliche Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit geschätzten 484 Millionen Euro, das Fernsehunternehmen UFA mit 300 Millionen Euro, das Studio Babelsberg (100 Millionen Euro), die Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv mit einem Jahresetat von 13 Millionen Euro und das Deutsche Filmorchester (vier Millionen Euro). Zusammen beschäftigen sie etwa 1000 Menschen.

Die Autor:innen der Studie heben außerdem fünf innovative Firmen hervor, die sich mit außergewöhnlichen Technologieprodukten erfolgreich am Markt behaupten. Zu den „Innovative Five“ zählen sie Rotor Film, einen Anbieter für Bild- und Ton-Postproduktion. 

Außerdem Volucap, den Betreiber eines selbstentwickelten Spezialstudios, in dem dreidimensionale Aufnahmen von Menschen für Virtual-Reality-Produkte gemacht werden. Die Filmwerte GmbH unterhält die Streaming-Plattform „Filmfriend“, die 535 Bibliotheken mit Filmen und Serien versorgt.

Das Start-up Dark Bay betreibt das größte permanent installierte LED-Studio Europas, in dem Schauspieler:innen vor virtuellen Hintergründen agieren. Dort wurde die aktuelle Netflix-Serie „1899“ gedreht. Ein ähnliches Produkt bietet Halostage an. Das Start-up baut mobile LED-Studios auf. Diese fünf innovativen Firmen kommen laut Studie zusammen auf einen Jahresumsatz von 13 Millionen Euro. 80 Beschäftige arbeiten dort.

Mittelstand sieht positiv in die Zukunft

Von den 145 Medienunternehmen, die ihren Sitz in Babelsberg haben, gehören 130 dem Mittelstand an. Insgesamt beschäftigen sie 3400 Menschen und setzen 325 Millionen Euro im Jahr um. 28 Prozent dieser Firmen sind in der Wertschöpfungskette von Film, Fernsehen und Streaming tätig. 23 Prozent sind IT-Dienstleister. Laut Studie gibt es aber nur sehr wenige technische Dienstleister sowie kaum Unternehmen aus den Bereichen Animation, Vertrieb oder Gaming.

Bei den Mittelständlern handelt es sich vor allem um kleine Unternehmen. 70 Prozent haben höchstens zehn Mitarbeiter. Fachkräftemangel ist zwar ein Problem, doch die meisten Stellen können besetzt werden. Einen Mangel an qualifizierten Leuten gibt es vor allem im Handwerk, etwa bei Szenenbild und Bau. 

Außerdem werden Experten für Virtual Reality benötigt. Die Mittelständler schauen zuversichtlich in die Zukunft: 65 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Zahl ihrer Beschäftigten in den kommenden zwei Jahren steigt.

Ein Film-Handwerker baut eine Kulisse für Dreharbeiten in Babelsberg.
Ein Film-Handwerker baut eine Kulisse für Dreharbeiten in Babelsberg.

© Manfred Thomas für Tagesspiegel

Die wichtigsten Ausbildungsstätten für die Filmstadt sind laut Studie die Universität Potsdam, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, das Hasso-Plattner-Institut, die Electronic Media School und das Erich Pommer Institut. Die Autor:innen erwarten einen wachsenden Fachkräftemangel und fordern daher für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit zwischen den Bildungseinrichtungen und Unternehmen.

65 Prozent der befragten Unternehmen verfügen nicht über eigene Flächen für Studio oder Produktion, 68 Prozent haben keine Räume für die Postproduktion. Größtenteils werden Büroflächen genutzt. 

Die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, dass sie in den kommenden zwei Jahren neue Flächen benötigen werden. Zwei Drittel davon werden eher kleine Areale bis 250 Quadratmeter suchen. Die Autor:innen der Studie schließen daraus, dass insgesamt etwa 15.000 Quadratmeter Gewerbefläche benötigt werden.

Ansiedlung passender Medienfirmen gefordert

Das könnte zu einem Überangebot führen, denn in Potsdam wird sehr viel gebaut. Mehrere aktuelle Bauprojekte im Stadtteil Babelsberg kommen zusammen auf 132.000 Quadratmeter Fläche. Hinzu kommen ähnliche Bauprojekte in anderen Teilen Potsdams

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Aus diesem Grund äußern anonym zitierte Insider die Befürchtung, dass Babelsberg zu einem Bürostandort werden könnte. Und dass sich dort hauptsächlich Konzerne ansiedeln, die keinen Bezug zur Medienbranche haben.

Die Autor:innen der Studie schreiben: „Der Standort wird die allein in Babelsberg geplanten 150.000 Quadratmeter neue Flächen nicht aus sich selbst heraus bespielen können. Es braucht eine intelligente Ansiedlungsinitiative, um ihn als Medienstandort zu erhalten.“ Ziel müsse es sein, ein „Ökosystem“ zu schaffen, das Babelsberg gegenüber internationalen Wettbewerbern stärkt. 

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