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Ihr bisher schönster Tag. Yvonne Bönisch nach ihrem Olympiasieg 2004.

© dpa

Von Michael Meyer und Michael Fox: Yvonne Bönisch sagt der Matte adé

Die bisher einzige deutsche Judo-Olympiasiegerin aus Potsdam erklärte gestern das Ende ihrer Karriere

„Alles hat einmal ein Ende“, sagte Yvonne Bönisch vom UJKC Potsdam am gestrigen Freitag – und verkündete damit das sofortige Ende ihrer erfolgreichen Judo-Karriere. „Ich suche jetzt neue Ziele und Herausforderungen in meinem Leben – andere, als auf die Matte zu gehen und zu kämpfen“ begründete sie ihren Rücktritt.

Yvonne Bönisch wurde 2004 in Athen erste Judo-Olympiasiegerin Deutschlands und blieb bislang auch die einzige. „Ich habe für mich mit dem Olympiagold 2004 das Größte erreicht. Jetzt kann ich den inneren Schweinehund nicht mehr überwinden“, sagte die 28-Jährige, die ihr Wissen nun weitergeben will. Den A- und B-Trainer-Schein hat sie schon in der Tasche, derzeit absolviert sie an der Trainerakademie Köln ihre Ausbildung zum Diplom-Trainer, der höchsten Qualifikation. „Ich würde gern vor allem Jugendlichen eine Grundlage geben, Hochleistungssport zu betreiben“

Bönischs Rücktrittsentscheidung war lange gereift, der letzte Anstoß zum endgültigen Abgang kam vor zwei Wochen bei der WM in Rotterdam. „Dort habe ich beim Zuschauen einen Generationswechsel auf der Matte verfolgt und selbst kein Kribbeln mehr gespürt“, erinnert sie sich. „In meiner Gewichtsklasse hat dort eine Französin gewonnen, die acht Jahre jünger ist als ich.“ Im eigenen Verein, „wo meine Vertrauten rechtzeitig Bescheid wussten“, ist die Weltklasse-Athletin bereits seit April für die Technik-Ausbildung junger Kadersportlerinnen wie Julia Basler, Claudia Ahrens, Andrea Hirsemann und Lisa Elm zuständig. Auch heute bei den Bundesliga-Kämpfen in Mönchengladbach wird sie am Mattenrand dabei sein.

Am 16. August 2004 erlebte Yvonne Bönisch mit dem Olympiasieg „den schönsten Tag in meinem Sportlerleben“, am 11. August 2008 folgte bei Olympia in Peking die schwerste Niederlage. Kaum hatte ihr Wettkampf begonnen, da war die erneute Mission Gold mit der Niederlage gegen die spätere Olympiasiegerin Giulia Quintavalle (Italien) gescheitert. Am En- de gab es Rang neun – „und meine bitters- te Niederlage“, sagte Bönisch. Die Potsdamerin suchte Abstand zur Judo-Matte – und versuchte erst Ende Februar einen Neuanfang. Doch der Testlauf in Prag in einer höheren Gewichtsklasse endete mit einer herben Niederlage. Als dann klar war, dass die Qualifikation für Olympia 2012 erst 2010 beginnt, verlängerte Bönisch ihre Auszeit. „Dadurch hatte ich genug Zeit, mich wirklich zu sammeln.“

Nun ist die Entscheidung gefallen. „Ich habe diese Zeit gebraucht nach acht Jahren in der Weltspitze. Nach Jahren mit vielen Erfolgen, aber auch schweren Verletzungen, in denen man zu oft an körperliche Grenzen gestoßen ist. Ich habe nun neue Ziele in meinem Leben“, sagt Yvonne Bönisch. An ihrem neuen Leben hat sie Gefallen gefunden. „Man genießt das Leben mehr. Es ist schön, sich mit Freunden zu treffen und nicht immer darauf achten zu müssen, was man isst und was man trinkt“, sagt die Potsdamerin. Beim Blick zurück bleibe eine Menge Wehmut – und viel Stolz. „Das war die tollste Zeit bisher in meinem Leben. Abgesehen von den Erfolgen habe ich viele Freundschaften überall in der Welt geschlossen. Und ich habe verstanden: Wenn man sich zu 100 Prozent reinhängt, kann man jedes Ziel erreichen.“

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