zum Hauptinhalt

Von Michael Meyer: Mode, Muskeln und Medaillen

Der Potsdamer Kevin Kuske fliegt morgen zu den Olympischen Spielen nach Vancouver, wo er im Bob André Langes wieder Gold will

Der beste Bob-Anschieber der Welt hat nicht nur einen Körper wie ein Kleiderschrank – er macht auch als Model eine ausnehmend gute Figur. Als Kevin Kuske beim Foto-Shooting mit den PNN seine offizielle Bekleidung für die am Freitag dieser Woche beginnenden Olympischen Winterspiele in Vancouver vorstellte, präsentierte er sie in ausgesprochen professioneller Manier.

Und nicht nur das: Der 1,96 Meter große Potsdamer zeigt sich auch sehr an Mode interessiert. „Während der Saison sind wir zwar viel in Sportsachen unterwegs, aber ansonsten kleide ich mich gern modebewusst“, sagt der dreifache Olympiasieger, der in den kommenden Wochen im etwa 125 km von Vancouver entfernten Nobel-Ort Whistler hinter seinem Oberhofer Piloten André Lange erneut um Platz eins sowohl im Zweier- als auch im Viererbob kämpfen will. „Der Trend in der Mode geht derzeit weg vom Labbrigen hin zum Körperbetonten – und das kommt mir sehr entgegen. In solcher Kleidung fühle ich mich sehr wohl.“

Daher sei er auch froh über die Anzüge von Bogner, mit denen die deutschen Athleten bis zum 28. Februar bei den Wettkämpfen und in ihrer Freizeit unterwegs sein werden. „Von allen Olympia-Kollektionen, die ich bisher selbst getragen habe, ist das die bislang beste“, meint Kevin Kuske, der schon 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin hinter André Lange den Olympia-Eiskanal hinab zu Gold gedonnert war. Und auch der neue Rennanzug von Adidas aus High-Tech- Material sagt ihm zu. Bei diesen speziell entwickelten Rennanzügen, die ein Viertel leichter sind als die vor vier Jahren in Turin, können Kuske und die anderen Athleten aus einer Anzahl sogenannter „Baselayern“ wählen, die unterschiedlich viel Muskelkompression und Wärme bieten.

Letztendlich aber wird nicht der modische Chic, sondern das sportliche Können über die Medaillenvergabe im Whistler Sliding Centre entscheiden. Und auch da verkündet Kevin Kuske: „Wir sind bestens vorbereitet.“ Nach den letzten Weltcup-Rennen der Saison in Igls bezogen André Lange und seine Stamm-Anschieber Kuske, Martin Putze aus Bad Sulza und Rene Hoppe aus Weida noch einmal ein einwöchiges Trainingslager im brandenburgischen Kienbaum. Dort holten sie sich unter Regie des Cheftrainers Raimund Bethge und des Bundestrainers Carsten Embach aus Potsdam gemeinsam mit den Anschiebern des ebenfalls bei Olympia startenden Riesaer Bob-Piloten Thomas Florschütz – Andreas Barucha aus Potsdam, Richard Adjei aus Düsseldorf und Ronny Listner aus Chemnitz – den letzten athletischen Schliff. Die abschließenden Einheiten im heimischen Luftschiffhafen dienten dem Potsdamer vor allem zum Konservieren seiner Kräfte.

„Jetzt kann es losgehen“, erklärt der Mann mit den Muskeln aus Eisen, auf dessen rechtem Oberarm ein großes Tattoo prangt. „Hier stehen auf altgriechisch Salt Lake und Turin“, erklärt der 31-Jährige, der sich aus Liebe zu seiner griechischen Verlobten Vassiliki griechisch-orthodox taufen ließ. „Außerdem ist noch Platz für den Namen Vancouver – und mehr “ Nach den Olympischen Spielen jetzt in Kanada soll Kuskes sportliche Laufbahn nämlich noch nicht enden. „Ich will bis Sotschi 2014 weitermachen“, verkündet der Sportsoldat, dessen Pilot Lange nach Olympia 2010 aufhören will und derzeit zu den Kandidaten als deutscher Fahnenträger bei der Eröffnungsveranstaltung am Freitagabend im BC Place Stadium Vancouver gehandelt wird. „Ich selbst werde der Eröffnung aus Aberglaube lieber fernbleiben“, sagt Kuske, der mit derzeit 115,8 Kilogramm sein ideales „Kampfgewicht“, wie er es nennt, hat. „Bei meinem ersten Olympiasieg war ich auch 115 Kilo schwer.“

Anders als bei den vorherigen Spielen werden die Bobsportler, die in der Regel abseits der Olympia-Zentren untergebracht sind und ihre Wettkämpfe haben, jetzt in Whistler mit Rodlern, Skeleton- Fahrern, nordischen und alpinen Skisportlern sowie Biathleten in rund 600 Metern Höhe ein eigenes Olympisches Dorf haben. „Das wird neu für mich, darauf freue ich mich schon sehr“, meint Kevin Kuske. „Es wird vielleicht unruhiger, aber sehr reizvoll, denn so kommt viel mehr Olympia-Feeling rüber.“ Bei den Wettkämpfen selbst wollen ihm dann an der 1450 Meter langen Hochgeschwindigkeitsbahn auch Mutter Roswitha und Vater Andreas sowie aller Voraussicht nach Vassiliki und ihr Vater die Daumen drücken. „Mutti und Vati waren schon bei meinen zwei Olympiasiegen in Turin als Glücksbringer dabei“, meint Kuske. Der aus seinen Ambitionen in Kanada keinen Hehl macht. „Ich will mit Bärchen (André Lange/d. Red.) in jedem Schlitten eine Medaille. Und wer mich kennt, der weiß, welche ich möchte.“

Am vergangenen Wochenende unterzog die Lange-Crew in Altenberg ihre Schlitten des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) Berlin einem letzten Test. „Da sind wir mit normalen Kufen gefahren und haben ein bisschen was an der Einstellung der Bobs geändert, so dass wir nochmal ein paar Reserven gefunden haben“, erzählte Kuske nach der Rückkehr nach Potsdam.

In Altenberg wurden am Samstag auch die deutschen Bobs verpackt, die nun bereits unterwegs nach Kanada sind; Lange nimmt vorsichtshalber zwei Viererbobs – seinen neuen und einen älteren – mit. Spätestens am 10. Februar müssen die Schlitten laut Vorschrift des Organisationskomitees für die Olympischen Winterspiele in Vancouver (VANOC) im Sliding Centre sein. Kevin Kuske schaltete beim Verladen schnell, stopfte noch drei große Taschen mit Sachen und eine mit Schuhen in die Lücken des vier Tonnen schweren Containers. So muss er beim morgigen Flug von Berlin-Tegel via Frankfurt (Main) nach Vancouver nur noch eine Tasche mitschleppen. Mit einem Teil der neuen Olympia-Bekleidung, die er vorher als Model für die PNN-Leser präsentierte.

Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false