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Turbine Potsdam: Im Entwicklungsmodus

Für den 1. FFC Turbine Potsdam beginnt mit der neuen Bundesligasaison eine Zeit des Aufbaus.

Potsdam - Rang drei, vier und zuletzt wieder der dritte Platz. Diese Bilanz steht seit dem Amtsantritt von Matthias Rudolph als Trainer beim Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam vor drei Jahren zu Buche. Am Freitagabend startet der 36-Jährige mit seinem Team in die neue Saison. Zum Beginn steht das traditionsreiche Duell gegen den 1. FFC Frankfurt (Beginn: 18.30 Uhr/Stadion am Brentanobad) auf dem Spielplan. „Das ist ein super Auftakt. Wir freuen uns auf das Flutlichtspiel gegen diesen hochkarätigen Gegner. Das verspricht viel Action auf dem Platz“, sagt Rudolph. „Allerdings hätte aus Respekt auch der Deutsche Meister das Auftaktspiel bestreiten können“, sagt der Turbine-Coach.

In den vergangenen drei Jahren sicherten sich stets die Damen vom VfL Wolfsburg den nationalen Titel. Der VfL gewann außerdem in den Spielzeiten 2012/13 und 13/14, zwischendurch wurde zweimal der FC Bayern München Meister. Und Turbine? Der Verein aus Brandenburgs Landeshauptstadt wartet seit 2012 auf einen Titel. Die nationalen Kräfteverhältnisse haben sich deutlich verschoben – weg von den einstigen Seriensiegern Potsdam und Frankfurt, hin zu den finanzstärkeren Vereinen, die von einem solventen Männer-Bundesligisten profitieren. Noch stehen Frankfurt (1059 Punkte) und Potsdam (1034) ganz vorn in der ewigen Frauen-Bundesligatabelle. Diese wird seit der Saison 1997/98 berechnet, damals wurde die eingleisige Frauen-Bundesliga gegründet. In den vergangenen Jahren haben Bayern (791) und Wolfsburg (633) aber mächtig aufgeholt. „Wenn die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg richtig zusammenhalten, dann können meiner Meinung nach auch wir als reiner Frauenfußballverein weiterhin im Konzert der Großen mitspielen“, ist Rudolph überzeugt, dessen Kader sich im Sommer so stark wie schon lange nicht mehr verändert hat.

Neue Talente im Team

Mit Svenja Huth, Felicitas Rauch (beide VfL Wolfsburg), Amanda Ilestedt (Bayern München), Lena Petermann und Lisa Schmitz (beide Montpellier HSC) haben gleich fünf wichtige Spielerinnen den Verein verlassen. Dem gegenüber stehen neun Neuzugänge – oftmals unter dem Prädikat „Talent“. So wie Jamie Gerstenberg, Marie Höbinger oder Sophie Weidauer, alles Spielerinnen aus der Turbine-Nachwuchsschmiede. Zudem gab es mit Sara Agrež sowie Zala Meršnik (beide ŽNK Pomurje Beltinci), Anna Gerhardt (FC Bayern München), Magorzata Mesjasz (AZS PWSZ Wabrzych), Adrijana Mori (ŽNK Radomlje) und Lara Schmidt (FF USV Jena) sechs externe Verpflichtungen. Damit hat Turbine 25 Spielerinnen im Kader. Dieser ist nach der Berechnung des Internetportals soccerdonna.de mit einem Durchschnittsalter von lediglich 21,2 Jahren der jüngste aller zwölf Bundesligateams in der kommenden Saison. „Wir wollen hier über die nächsten zwei bis vier Jahre etwas aufbauen, auf der Grundlage unserer eigenen Jugendarbeit“, sagt Rudolph, der dabei aber weiter auf erfahrene Spielerinnen wie Bianca Schmidt, Johanna Elsig oder Neu-Kapitänin Sarah Zadrazil als Führungskräfte setzt. Aber auch die jüngeren Spielerinnen wie Gina Chmielinski, Anna Gasper oder Viktoria Schwalm machten in der Vergangenheit schon auf sich aufmerksam und sollen noch stärkere Akzente in den einzelnen Mannschaftsteilen setzen und Verantwortung übernehmen. „Wir wollen alle gemeinsam an einem Strang ziehen und an die Leistung der Vorsaison anknüpfen. Es heißt, vorne dran zu bleiben“, sagt Turbine-Spielführerin Sarah Zadrazil, die Rudolph zufolge perfekt auf dem Platz moderieren kann.

Eine starke Einheit lässt sich formen

Auch Abwehrspezialistin und Nationalspielerin Johanna Elsig will vorangehen. „Ich will meine Erfahrung weitergeben. Wir haben im Team einen sehr guten Mix. Einerseits die routinierten Spielerinnen, dazu die jüngeren, kreativen Mädels und dann noch die unerfahrenen Talente. Ich finde, daraus lässt sich eine starke Einheit formen“, so Johanna Elsig, die seit 2012 im Verein und mit 26 Jahren die drittälteste Turbine-Kickerin ist.

Vanessa Fischer ist fünf Jahre jünger. Sie ist die neue Nummer eins zwischen den Pfosten, wie Turbine-Coach Rudolph nach der Generalprobe gegen Sparta Prag am vergangenen Samstag bekanntgab. Fischer: „Ich nehme jedes Spiel an, was ich bekomme und will meine Leistung zeigen. Wir wollen als echtes Team auftreten und den großen Namen in der Bundesliga Paroli bieten.“ Über eine Endplatzierung äußert sich Fischer allerdings ebenso wenig wie ihr Trainer. „Wir wollen frei aufspielen und werden uns nicht unter Druck setzen lassen. Daher lassen wir die Zielstellung offen. Wir haben ein junges, dynamisches, wissbegieriges Team und wollen in erster Linie attraktiven Fußball spielen“, sagt Rudolph, der weiterhin von Dirk Heinrichs und Josephine Schlanke unterstützt wird. „Mit Tempo in die Spitze, sichere Kombinationen und gute Defensivarbeit“ – das sollen laut Rudolph die Grundlagen für eine erfolgreiche Spielzeit sein. Außerdem soll die Zahl der unnötigen Fehler minimiert werden. In der Vorsaison kosteten diese den Turbine-Frauen viele Punkte und letztlich vielleicht auch eine bessere Platzierung. Eine Menge Arbeit also für Matthias Rudolph in seiner vierten Saison als Turbine-Trainer.

+++ Freitagsspiele live auf Eurosport +++

Die Frauenfußball-Bundesliga soll in der neuen Saison regelmäßig im frei empfangbaren TV zu sehen sein. Das Freitagabend-Spiel wird künftig bei Eurosport gesendet. Zudem verhandelt der Deutsche Fußball-Bund mit der ARD, damit es die Zusammenfassung eines Spiels in der Sportschau gibt. „Wir wollen die Wahrnehmung der Liga stärken und können da neue Schritte gehen“, sagte DFB-Direktorin Heike Ullrich am Montag in Frankfurt/Main.

Freitags wird normalerweise um 19.15 Uhr gespielt, samstags um 13 Uhr und sonntags um 14 Uhr. Der Vertrag mit Eurosport läuft über drei Jahre.

„Wir haben sicherlich die stärkste Liga in Europa, auch wenn im Ausland viel Geld ins Spiel gebracht wird“, sagte Frankfurts Manager Siegfried Dietrich, der Vorsitzender des neuen DFB-Ausschuss für die Frauen-Bundesliga werden soll. Gleichzeitig räumte Dietrich mit Blick auf das Viertelfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Frankreich in diesem Sommer ein: „Wir sind momentan vielleicht in einer Senke drin, aus der wir ganz sicherlich mit dem Engagement, das wir zeigen, herauskommen.“ dpa

Matthias Schütt

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