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Das waren Zeiten. Am 28. April vergangenen Jahres setzte sich der SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion gegen Arminia Bielefeld mit 1:0 durch und sicherte sich damit den Klassenerhalt in der Dritten Liga. Die Mannschaft – hier mit Almedin Civa am Megafon – feierte den Erfolg mit den Fans.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Geht noch was?

Der SV Babelsberg 03 hat am Samstag in Münster eine letzte kleine Chance auf den Klassenerhalt in der Dritten Liga. Was aber passiert mit den Spielern, wenn es schief geht?

Babelsberg auf Platz eins: Auf dem Onlineportal „liga3-online.de“ wurde beim monatlichen Ranking der besten Choreografien in den Fankurven die Darbietung der Nulldrei-Fans gegen Homophobie im Fußball beim Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt im April zur besten aller Drittliga-Vereine gewählt. Sportlich indes sieht es finster aus: Den SV Babelsberg kann nach der 0:4-Heimpleite gegen Burghausen am vergangenen Samstag nur noch ein Fußball-Wunder in der 3. Liga halten. Selbst bei einem Sieg bei Preussen Münster am kommenden Samstag bedarf es der Schützenhilfe der Konkurrenz.

Bleibt der SVB in der 3. Liga?

Rechnerisch ist das möglich. Dazu braucht es drei Punkte in Münster. Eine gleichzeitige Niederlage des direkten Abstiegskonkurrenten Dortmund II oder ein Unentschieden zwischen den ebenfalls noch nicht geretteten Stuttgarter Kickers und Darmstadt 98 würden dem SVB reichen. „Noch ist alles drin“, macht Nulldrei-Vorstandschef Archibald Horlitz Mut. Das habe er auch am Sonntag in zwei separaten Treffen dem Trainerstab und der Mannschaft gesagt. „Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie im letzten Spiel alles gibt“, so Horlitz. Dass einige Spieler bereits mit anderen Vereinen in Kontakt stünden, sei kein Geheimnis. „Wenn sie wollen, können sie gehen. Da sollen erst gar keine Blockaden im Kopf entstehen“, betonte der Vorstandschef.

Welche Verträge gelten für den aktuellen Spielerkader?

Doch ist der Abstieg kein Schreckgespenst, sondern realistisches Szenario, auf das die Vereinsführung durchaus vorbereitet scheint: Der Abstieg sei kein Drama, sondern eine Chance zum Neuanfang, sagt Horlitz. Sportlich hieße das, eine komplett neue Mannschaft zu rekrutieren. Bis auf Süleyman Koc haben alle anderen Spieler einen Vertrag ausschließlich für die 3. Liga – es müsste neu verhandelt werden. Doch soll die Zeit der „Fußball-Söldner“ und „Liga-Nomaden“ vorbei sein. Talente aus dem eigenen Nachwuchs sowie aus der Region sollen für Nulldrei in Zukunft auflaufen. „Auch deshalb haben wir mit Dieter Timme einen Trainer engagiert, der Mannschaften und Spieler aus der Region kennt“, so Horlitz.

Was ist mit Interimstrainer Almedin Civa?

Civa hat die A-Lizenz als Trainer und diese würde ihn dazu berechtigen, auch in der Regionalliga die Mannschaft zu coachen. Allerdings will er das nicht. „Ich bin in diesem Notfall eingesprungen und helfe dem Verein auch künftig immer gern“, sagt der Sportliche Leiter. „Aber ich glaube, dass ich dem SVB in anderen Bereichen noch besser helfen kann.“ Neben einer neuen Mannschaft muss folglich auch ein neuer Trainer her.

Chance zur Konsolidierung?

Zunächst würde ein Abstieg aus der 3. Liga den Verlust von TV-Geldern bedeuten – pro Saison zwischen 600 000 und 700 000 Euro. Jedoch sind diese Einnahmen verglichen mit den Fernsehgeldern in der 1. und 2. Bundesliga gering. Die 3. Liga hat indes den Ruf der „Geldverbrennungsliga“: Der Profi-Kader kostet viel Geld, die Lizenzauflagen des DFB sind hoch, ebenso die Reisekosten. Doch die Einnahmen – vor allem in Babelsberg – sind gering: Bis auf Ausnahmen kommen keine 3 000 Zuschauer zu den Heimspielen, der Sponsorenpool ist klein. 3,4 Millionen Euro betrug der Etat für die laufende Saison, unterm Strich steht aktuell ein Minus von 1,26 Millionen. Der Profikader kostete den Verein in dieser Saison 2,49 Millionen Euro. „Würden wir den sofortigen Wiederaufstieg anstreben, bräuchten wir fast den gleichen Etat wie bisher“, sagt Horlitz. Bei einem Fahrplan von zwei bis drei Jahren, um eine neue Mannschaft zu etablieren, die noch jungen Personalstrukturen in der Vereinsführung zu stabilisieren und um Imagepflege zu betreiben, würde auch der finanzielle Kraftakt nicht ganz so strapaziös: Horlitz spricht in diesem Fall von einem Etat von zwei Millionen Euro oder etwas weniger.

Kann sich der SVB das „Karli“ noch leisten?

Die Bewirtschaftung des Karl-Liebknecht-Stadions kostet den SVB jährlich 150 000 Euro, er bekommt aber auch jährlich einen städtischen Zuschuss von 300 000 Euro. Die Regelung geht auf einen Erbpachtvertrag aus dem Jahr 2003 zurück. In einem Gutachten über diese Form der Bewirtschaftung haben die zuständigen Fachabteilungen der Stadtverwaltung in Stellungnahmen vor einiger Zeit ein Festhalten an dieser Regelung erklärt. Die Frage ist, welchen Status der Sportförderung der SVB hat, wenn er kein Profiverein mehr ist. Dass über neue Modelle nachgedacht werden muss, bekannte Oberbürgermeister Jann Jakobs jüngst gegenüber der Presse.

Wer wären Gegner in der Regionalliga?

Nach jahrelangem Anlauf wird der RB Leipzig in dieser Saison wohl den Aufstieg in die Dritte Liga schaffen. In der Regionalliga würde der SV Babelsberg auf namhafte Vereine aus dem Osten Deutschlands treffen, darunter Traditionsvereine wie Carl Zeiss Jena, 1. FC Magdeburg, Optik Rathenow, Lok Leipzig und Union Berlin II.

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