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Verlängerung nach dem Schlussjubel. Vor ihrem kaum gefüllten Fanblock bejubelten die Luckenwalder Spieler den Pokalspiel-Sieg gegen den SV Babelsberg 03. Inzwischen streiten sich die Vereine über die Kosten und Einnahmen des Spiels.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Folgen einer gewagten Prognose

Die Fußballvereine SV Babelsberg 03 und FSV 63 Luckenwalde streiten sich um die Einnahmen aus dem Landespokal-Achtelfinale. Auslöser sind die zu hoch angekündigte Zahl an Gäste-Fans und die damit verbundenen großen Sicherheitsvorkehrungen. Das Sportgericht hat ein Urteil gefällt.

Es war kein schöner Abend für den Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg am 7. Oktober des vergangenen Jahres. Nach Elfmeterschießen war der SVB an jenem Freitagabend gegen den FSV 63 Luckenwalde im Achtelfinale aus dem Landespokal-Wettbewerb ausgeschieden. Statt Cup-Verteidigung und der erneuten – finanziell attraktiven – Qualifikation für den DFB-Pokal das jähe Aus gegen den Liga-Kontrahenten und vorjährigen Finalgegner. Und nicht nur das: Im Nachgang hat nun das Sportgericht des Fußball-Landesverbandes (FLB) den SVB verurteilt, anteilige Einnahmen aus dem Achtelfinalspiel im Karl-Liebknecht-Stadion nach Luckenwalde zu überweisen: 5752,35 Euro. Zudem bekam der Babelsberger Kiezklub eine 1000-Euro-Geldstrafe aufgebrummt und die Kosten des Verfahrens.

Der SVB hat Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Seine bisherige Zahlungsverweigerung begründet der Nulldrei-Vorstand mit erhöhten Kosten, die der Verein aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen hatte, um der von Luckenwalder Seite angekündigten Anzahl an Gästefans gerecht zu werden.

Es kamen 138 statt 500 Luckenwalder Fans

Wie aus den Protokollen der Sicherheitsbesprechung im Vorfeld des Spiels hervorgeht, wurden von den Luckenwalder Verantwortlichen 500 FSV-Anhänger angekündigt. „Natürlich war ich skeptisch und überrascht wegen dieser hohen Anzahl“, sagt Christian Lippold, Sicherheitsbeauftragter des SVB. Gemessen an den 100 Luckenwalder Fans, die bei den bisherigen Regionalliga-Spielen ihre Mannschaft auswärts im „Karli“ unterstützt haben, schien das Fünffache recht hoch. Bei seinen zehn Heimpartien der aktuellen Saison zählte der Klub im Schnitt 462 Zuschauer. Da auf Nachfrage der FSV weiterhin von mehreren Hundert Zuschauern aus Luckenwalde sprach, „mussten wir das volle Programm fahren wie bei Spielen gleicher Größenordnung“, sagt Lippold.

Genauso wie bei Partien gegen Lok Leipzig, den BFC Dynamo oder wie am kommenden Sonntag gegen Carl Zeiss Jena – 600 Fans werden erwartet – wurden unter anderem 50 gewerbliche Ordner bestellt, die Allee nach Glienicke gesperrt, Vorkontrollen organisiert. Als notwendig und sinnvoll seien Lippold zufolge die Maßnahmen von allen Beteiligten der Sicherheitsberatung befürwortet worden – auch von den Luckenwalder Vertretern sowie vom FLB-Gesandten Martin Hagemeister. Auch als sich Lippold drei Tage vor dem Spiel beim FSV nochmals erkundigte, ob es tatsächlich bei der prognostizierten Gäste-Zahl bleibt, sei ihm ein hohes Interesse signalisiert worden. Allerdings hatte der FSV zu diesem Zeitpunkt erst an die 100 Eintrittskarten verkauft, sodass sich Lippold und die FSV-Geschäftsführung auf 250 bis 300 Luckenwalder Fans verständigten und im Sicherheitsprotokoll formuliert wurde, dass sich der SVB auf maximal 500 Gäste vorbereitet. Tatsächlich wurden schließlich 138 Luckenwalder Anhänger im Gäste-Block gezählt.

Sportgericht: SVB verhält sich "gröblichst unfair"

Laut Finanzordnung des FLB können die gastgebenden Vereine bei Pokalspielen 15 Prozent der Gesamteinnahmen als Organisationskosten abziehen. Demnach blieben nach dem Achtelfinale rund 13.500 Euro übrig. Abzüglich der Einnahmen, die der FSV bereits durch den Karten-Vorverkauf erzielt hatte, stünde Luckenwalde die Hälfte der Einnahmen zu. Der SVB hat die Höhe der Einnahmen nicht bestritten, bislang aber nichts an den FSV gezahlt – auch nicht den Betrag, den er seiner Meinung nach bei Abzug der Mehraufwendungen für berechtigt hält.

„Auf gröblichste Weise unfair“, bezeichnet das Sportgericht diese Haltung, weshalb der SVB 1000 Euro Strafe zahlen soll. Zudem bezeichnet es das Gericht als „Risiko für den gastgebenden Verein“, wenn weniger Zuschauer als gedacht kommen. „Das sehe ich ein, wenn wir im Ligabetrieb Lok Leipzig oder Jena zu Gast haben“, sagt Lippold, schränkt aber entscheidend ein: „Aber da muss ich keine Einnahmen teilen.“ Im Fall des Pokalspiels sei der hohe Kostenfaktor bei den Sicherheitsvorkehrungen vom FSV 63 Luckenwalde zu verantworten, so Lippold. Daher sehe der SVB nicht ein, „mehr Geld an Luckenwalde abführen zu sollen als überhaupt eingenommen wurde, nur weil sich die Vertreter des Gastvereins der Konsequenzen ihrer zu optimistischen Planung nicht bewusst waren“.

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