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Startschuss. 800 Läufer nahmen am Teltowkanallauf teil.

© P. Könnicke

Sport: Sieg mit olympischer Nuance

Potsdams Triathlet Christian Prochnow gewann Halbmarathon am Teltowkanal / 800 Läufer am Start

Die Situation hat bekannte Vorbilder. Als im Finale des olympischen Marathons von Montreal Waldemar Cierpinski als Erster ins Ziel kam, war der Zweite schon da. Frank Shorter begrüßte den Olympiasieger an der Ziellinie; Cierpinski wusste nicht ganz genau, ob er im Stadion noch eine Runde laufen musste, und absolvierte zur Sicherheit 400 zusätzliche Meter.

Das Finale beim gestrigen Halbmarathon am Teltowkanal hatte zwar nicht ganz die gleiche Dramaturgie, aber auch hier erklärte der Zweite, wer gewonnen hatte. Unter Beifall kündigte der Sprecher den auf der Zielgeraden erscheinenden Uwe Laenger als Sieger an, ehe der Berliner hinter der Ziellinie erklärte: „Ich bin doch nur Zweiter!“ Tatsächlich war nur wenige Sekunden zuvor Christian Prochnow vorbeigerauscht – unbemerkt im Pulk der 7- und 14-Kilometer-Finisher, die auf der gleichen Strecke unterwegs waren und just in diesem Moment ihr Rennen beendeten.

Christian Prochnow dürfte dieser kleine olympische Gehalt gestern Vormittag gefallen haben. Dass die Olympischen Spiele mehr werden als eine Randnotiz, ist das große Ziel des Potsdamer Triathleten. London 2012 hat er fest im Visier, dafür muss er sich den letzten noch freien Platz im Olympia-Team der deutschen Triathleten erkämpfen. Die 21,1 Kilometer waren dahin ein kleines Wegstück, „das anstrengend war“, wie Prochnow nach dem Lauf bekannte. Nach dem Trainingsauftakt Mitte Oktober war der Halbmarathon als Belastungstest gedacht – der härter wurde als gedacht.

Denn mit dem Zweitplatzierten Laenger war ein Routinier am Start, der den Teltowkanallauf bereits gewonnen und den Sieg des Potsdamer Schlössermarathons in seiner Lauf-Vita stehen hat. Auch gestern sah er lange Zeit wie der Sieger aus: Von Beginn an unterlag das Rennen seinem Tempodiktat, nach der ersten von drei Runden entlang des Kanals von Teltow nach Zehlendorf und zurück hatte er bereits einen respektablen Vorsprung. Dass Prochnow noch vorbeizog, spricht für dessen clevere Renneinteilung und gewohnten kämpferischen Qualitäten. Die Siegerzeit von 1:15:37 Stunden kann sich angesichts der nicht einfachen, gleichwohl sehr reizvollen Strecke, sehen lassen.

Bei den Frauen siegte über die 21,1 Kilometer Uta Schadow in guten 1:33:41 Stunden. Die 25-Jährige ist in Großbeeren aufgewachsen, studiert in Dessau Kommunikationsdesign und startet für den Triathlonverein Plauen. „Anstrengend, aber schön“, bilanzierte sie im Ziel den Lauf.

Ein Lokalmatador gewann den Lauf über 14,1 Kilometer: Mario Pikkert aus Stahnsdorf in 53:33 Minuten. Nur drei Sekunden dahinter wurde der Potsdamer Jan Ludwig-Rinsis Zweiter. Bei den Frauen war über die zwei Runden Doreen Meyer aus Wittenberg in 1:07:00 die Schnellste.

Auf der „Sprintdistanz“ des Tages, den 7,1 Kilometern, gewann bei den Frauen Diana Lehmann vom Potsdamer Laufclub in 27:53 Minuten. „Die kurzen Strecken sind nicht wirklich meine Freunde“, meinte die Berglaufspezialistin nach ihrem Sieg. Doch als erfahrene Athletin weiß sie um die Effektivität solcher tempoharten Rennen. Bei den Männern gewann Maximilian Meißner aus Berlin die 7,1 Kilometer in 23:54 Minuten.

800 Teilnehmer gingen bei der achten Auflage des Teltowkanallaufs an den Start, für den erstmals auch ein Staffelrennen und ein Firmenlauf auf dem Programm standen. „Mit der Resonanz sind wir zufrieden“, sagte Chef-Organisator Lars Weber. „Aber nächstes Jahr wollen wir die 1000er Marke knacken.“ Potenzial dafür hat die Veranstaltung, die sich als feste Größe im Laufkalender von Brandenburg und Berlin etabliert hat. Und noch immer ist Zehlendorfs Bezirksstadtrat Norbert Schmidt begeistert, dass der Lauf überhaupt möglich ist. „Hier war Schluss“, erinnerte er kurz vor dem Start auf der Knesebeckbrücke an die Zeit der deutschen Teilung. An der „Normalität“ des heutigen Brückenverkehrs könne er sich immer noch erfreuen.

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