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Zwischen Boot und Büro. Conny Waßmuth paddelt für ihren eigenen Erfolg und hilft zudem im Brandenburger Sportministerium mit, den märkischen Aktiven optimale Bedingungen zu ermöglichen.

© Manfred Thomas

Potsdamer Kanu-Rennsport: Mit dem Blick vom Ufer

Die Kanutin Conny Waßmuth profitiert von einem neuen Brandenburger Sportförderprogramm für die duale Karriere. Neben ihrem Training arbeitet sie in der Landesverwaltung und ist dort noch ein Unikat. Dank der beruflichen Perspektive hat die Olympiasiegerin eine weitere Teilnahme bei Sommerspielen als Ziel.

Von Tobias Gutsche

Die Bühne war wieder voll. Vergangene Woche ehrte der KC Potsdam bei der Kanu-Party im Seminaris-Hotel wie immer seine international erfolgreichen Sportler der Vorsaison – zahlreiche Aktive wurden nach vorne geholt, denn der Club erlebte einmal mehr ein glänzendes Jahr: Neben neun Medaillen bei der Weltmeisterschaft, davon vier goldene, gab es sieben Europameisterschaft-Podestplätze sowie zwei Titel bei der Nachwuchs-WM.

Eine, die sonst eigentlich immer ausgezeichnet wurde, verfolgte die Ehrung diesmal von ihrem Galatisch aus. Der Name von Conny Waßmuth wurde nicht aufgerufen, 2017 erlebte sie keinen ganz großen Paddelmoment. Dafür gab es in jenem Jahr einen Meilenstein, der für ihre Zukunft wohl mehr Bedeutung haben dürfte als Edelmetall bei einer internationalen Regatta: Conny Waßmuth hat sich eine berufliche Perspektive geschaffen. Im September wurde die Kanutin als erstes Mitglied in eine neue Art der Sportfördergruppe aufgenommen, die Brandenburgs Regierung eingerichtet hat. Zehn Arbeitsplätze innerhalb der Landesverwaltung sollen Top-Athleten für die duale Karriere zur Verfügung gestellt werden. Waßmuth, Olympiasiegerin von 2008, hat ihren Platz im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) gefunden, wo sie im Bereich Spitzen- und Nachwuchsleistungssport tätig ist. „Ich bin glücklich, dass das so geklappt hat“, sagt sie.

"Beruhigt auf Tokio 2020 hintrainieren"

Nach ihrer zweiten Olympiateilnahme – 2016 in Rio – hatte Conny Waßmuth ihre Priorität darauf gelegt, „beruflich weiterzukommen“. Als Diplomsportökonomin machte sie im MBJS zunächst ein Praktikum und gab dann, als das neue Förderprogramm verabschiedet worden war, ihre – letztlich überzeugende – Bewerbung ab. Die sechsfache Weltmeisterin weiß: „Ohne die Zusage hätte ich mir große Gedanken machen müssen, ob ich meine Karriere fortsetzen kann.“ 35 Jahre alt wird sie im April, da müsse man einen Plan für danach haben. „Den habe ich nun und kann deshalb beruhigt auf Tokio 2020 hintrainieren.“

Dabei wird die Kajakfahrerin ihre Aufgaben im Boot oder Kraftraum mit denen im Potsdamer Ministeriumsbüro in Einklang bringen. „Beides lässt sich sehr gut managen“, erklärt die aus Halle/Saale stammende Frau. Spannend sei die andere Perspektive durch den Job. Quasi nimmt sie – auf ihre Disziplin übertragen – jetzt auch einen Blick vom Ufer ein. „Ich lerne kenne, was alles strukturell dahintersteckt, damit wir Athleten unserem Sport optimal nachgehen können.“

Erste eine der zehn Stellen besetzt

Dass Brandenburg nach den Gruppen der Feuerwehr und Polizei eine dritte Sportfördersäule aufgestellt hat, nennt Conny Waßmuth eine „wertvolle neue Option“. Sie selbst war viele Jahre Sportsoldatin in der Bundeswehr, sah dort für sich aber ebenso keine Berufsperspektive wie im Feuerwehr- oder Polizeidienst. In der Landesverwaltung hingegen schon. Bislang ist Conny Waßmuth jedoch auf dieser Ebene ein Unikat. Wie das MBJS den PNN mitteilte, sei nur diese eine von den zehn Stellen vergeben, allerdings laufe derzeit das Besetzungsverfahren für drei paralympische Aktive.

Die durch das Programm gewonnene Job-Sicherheit gibt Conny Waßmuth auch frische Kraft für die sportlichen Herausforderungen. „Voriges Jahr hatte es nicht so wie erhofft geklappt, weil die Arbeit im Vordergrund stand. Jetzt habe ich eine gute Balance – das Training läuft wieder rund“, verkündet sie und peilt diese Saison die Rückkehr ins deutsche Nationalteam an. Bei der Kanu-Party 2019 möchte Conny Waßmuth die Ehrung wieder auf der Bühne miterleben.

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