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Ein „heißes“ Team. Mit fünf Siegen aus fünf Spielen ist die bisherige Saisonbilanz der Potsdam Royals perfekt. Zuletzt sprang gegen Lübeck der höchste Potsdamer Zweitligasieg heraus – drei Touchdowns steuerte der Däne Frederik Myrup Nielsen bei.

© Gerhard Pohl

Potsdam Royals: Auf dem Vormarsch

Die Zweitliga-Footballer der Potsdam Royals werden im bisherigen Saisonverlauf ihren hohen Ansprüchen gerecht. Sie halten Kurs in Richtung Aufstieg. Derweil hadern sie aber mit der Wertschätzung vonseiten der Stadt.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Im US-Sport wird gerne vom „hottest Team“ einer Liga gesprochen, von der heißesten Mannschaft, also der momentan erfolgreichsten. Diesen Status tragen in der Nordstaffel der German Football League 2 derzeitig die Potsdam Royals. Seine fünf bisherigen Saisonspiele hat der Tabellenführer allesamt gewonnen, ziemlich „hot“. Da passten die Wetterbedingungen beim jüngsten Erfolg am vergangenen Sonntagnachmittag nur allzu gut, denn das 59:15 (31:7) gegen die Lübeck Cougars wurde im Stadion Luftschiffhafen unter hochsommerlichen Temperaturen und brennender Sonne eingefahren.

Die auch noch mit dicken Schutzprotektoren sowie massivem Helm bestückten Spieler fühlten sich entsprechend wie ein Braten im Ofen. „Es war heute echt hart, eine extreme Herausforderung“, sagte etwa der dänische Royals-Neuzugang Frederik Myrup Nielsen, der zum bislang höchsten Zweitligasieg der Potsdamer Vereinsgeschichte drei Touchdowns beisteuerte. Ein kleines, mit frischem Wasser gefülltes Kinderplanschbecken diente am Spielfeldrand als Abkühlungsmöglichkeit für die erhitzten Königlichen, die in der Saison 2017 richtig gut auf Betriebstemperatur sind. „Fünf Spiele, fünf Siege – besser geht es nicht. Das haben wir uns so erhofft und gewünscht“, bilanzierte Royals-Cheftrainer Michael Vogt. Auf dem Feld habe sein Team die eigene Ambition – nach drei Jahren zweiter Liga den Sprung in die Erstklassigkeit zu schaffen – untermauert.

Suche nach Trainingsplatz in Potsdam noch ohne Erfolg

Potsdams Footballverein ist auf dem Vormarsch. Auch dank gesteigerter wirtschaftlicher Unterstützung. Zuletzt hatte Hauptsponsor iSQI – ein weltweit tätiger Dienstleister in der IT-Wirtschaft mit Sitz in Brandenburgs Landeshauptstadt – verkündet, den Vertrag zur Förderung der Royals um zwei Jahre verlängert und dabei den gesponserten Betrag verdoppelt zu haben. Dadurch und mittels Hilfe neu eingestiegener Unternehmen konnte dieses Jahr der Etat immerhin in den sechsstelligen Bereich gehievt werden, wie Coach Michael Vogt, der auch zum Clubvorstand gehört, erklärte. „Aber wir befinden uns noch im sehr, sehr niedrigen sechsstelligen Bereich.“ Luft nach oben gebe es reichlich.

Vor allem aus einer Quelle wünschen sich die Royals mehr Rückhalt: der Stadt. Schon vor Saisonbeginn hatte Vereinspräsident Stephan Goericke angemahnt, dass die hiesige Politik der Bitte nach einem Trainingsplatz innerhalb Potsdams nicht nachkommt – die Einheiten für alle Mannschaften werden in Kleinmachnow durchgeführt. „Es gibt dahingehend weiter keine Lösung. Da bewegt sich leider nichts“, haderte Vogt.

Rund 1000 Fans im Stadion dabei, bis zu 4000 weitere online

Neben diesem infrastrukturellen Belang erhofft er sich künftig zudem eine angemessene finanzielle Unterstützung durch die Stadt. Diese sei stark ausbaufähig. Als Aufhänger zog er die zuletzt debattierte Spitzensportförderung der Stadtwerke heran: „Wenn man hört, dass da je 130.000 Euro in diverse Vereine gesteckt wird, wir aber nicht einmal 130 Euro bekommen, dann frage ich mich schon: Was definiert denn hier eigentlich Spitzensport und was braucht es, um gesponsert zu werden? Die Ligazugehörigkeit? Da sind wir im Potsdamer Maßstab spitze. Die Zuschauerzahl? Da sind wir im Potsdamer Maßstab auch spitze.“

Vorige Saison kamen durchschnittlich 836 Besucher zu den Royals-Partien in den Luftschiffhafen. Nach den drei diesjährigen Heimspielen liegt der Schnitt sogar bei 974 – und obendrauf kommt eine hohe Zahl an Fernsehzuschauern. Denn inzwischen werden die Auftritte der Potsdamer Footballer auch via YouTube live im Internet übertragen. „Das kommt super an. Zwischen 2000 und 4000 Leute gucken sich online den Stream an. Wir haben durch unsere internationalen Spieler weltweit viele Fans, die so dabei sein können“, sagte Michael Vogt. Und er betonte: „Das zeigt, dass wir als Club ziehen. Es ist ja nicht so, dass wir nun 130.000 Euro haben wollen, aber eine ordentliche städtische Anerkennung und Wertschätzung hätten wir schon gerne, denn wir mobilisieren Kinder und Familien, sorgen für wahre Events in der Stadt. Noch fühlen wir uns stiefmütterlich behandelt.“

Vogt: "Bis zum Staffelsieg ist es ein verdammt weites Stück"

Ändern lässt sich das besonders gut durch eine Sache, weiß der erfahrene Coach: „Durch Erfolg. Hast du ihn, wirst du immer attraktiver.“ Daran wird bei den Potsdam Royals gearbeitet. Am Sonntag treten sie auswärts gegen die viertplatzierten Paderborn Dolphins an (Beginn: 15 Uhr). „Wir müssen weiter so konstant bleiben wie bisher“, forderte Vogt. „Wir haben noch neun Hauptrundenspiele vor uns. Das ist ein verdammt weites Stück bis zum Staffelsieg.“

Entsprechend quittierte er vorigen Sonntag die abschließende Bemerkung des Lübecker Trainers André Schleemann bei der Pressekonferenz. „Viel Glück in der Relegation“, hatte er gesagt, woraufhin sein Potsdamer Kollege erst verdutzt dreinblickte und dann das Gesicht verzog. Nach gerade mal knapp einem Drittel der Saison wähnt Michael Vogt seine Mannschaft noch lange nicht in den finalen Aufstiegsspielen. Allenfalls auf einem guten Weg dorthin.

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