zum Hauptinhalt
Xabier Alonso und seine Spieler haben bislang allen Grund für Jubel.

© Imago/Sven Simon/Anke Waelischmiller/Bearbeitung Tagesspiegel

Neustart der Bundesliga: Kann Bayer Leverkusen wirklich Meister werden?

Die Fußball-Bundesliga startet ins neue Jahr. Leverkusen begeistert bislang und könnte mit dem ersten Meistertitel das „Vizekusen“-Image ablegen. Drei Experten schätzen die Chancen ein.

Vizekusen wird die Mannschaft von Bayer Leverkusen seit dem Jahr 2002 spöttisch genannt, weil das Team damals in der Bundesliga am Ende nur den zweiten Platz belegte und in DFB-Pokal und Champions League jeweils das Finale verlor.

In diesem Jahr könnte sich das ändern und Bayer Leverkusen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Deutscher Meister werden. Oder gewinnen doch wieder die Bayern? Das meinen unsere drei Experten. Alle Folgen 3 auf 1 finden Sie hier.


Die Titelhoffnung ist groß – und auch berechtigt

In Leverkusen ist diese Saison vieles anders. Als der 1. FC Köln im Herbst bei uns gespielt hat, haben die Gästefans nur einmal gesungen: „Steht auf, wenn ihr Kölner seid!“ Danach war es ihnen zu blöd, weil auf der Gegengerade so gut wie niemand aufgestanden ist. Seit Saisonbeginn herrscht hier eine Stimmung, die alle überrumpelt. Es wächst etwas. Auch wenn Bayer in der Vergangenheit oft leer ausgegangen ist: Die Hoffnung auf einen Titel ist groß – und so, wie die Mannschaft spielt, durchaus berechtigt.

Klar, wenn die Bayern in der Rückrunde keine Schwäche zeigen, wird es schwer. Aber gemessen an ihrer Punkteausbeute spielen sie eigentlich eine gute Saison. Trotzdem stehen wir vor ihnen. Es ist beeindruckend, was unsere Mannschaft auf dem Platz zeigt. Trainer Xabi Alonso ist es gelungen, eine Einheit zu formen, die weit über die erste Elf hinausgeht. Das Team strahlt große Ernsthaftigkeit aus. Noch nie habe ich eine Bayer-Mannschaft so dominanten Fußball spielen sehen, nicht mal 2001/02, als Leverkusen das Finale der Champions League erreicht hat.


Vize-Baxern könnte Thomas Tuchel den Job kosten

In den vergangenen Tagen hat sich eine Stille über den FC Bayern München gelegt. Kurz verstummten nach dem Tod von Franz Beckenbauer sogar die Spekulationen über mögliche Winter-Transfers. Und auch um die Aufholjagd in der Bundesliga ging es nur am Rande. Das wird sich ändern, wenn die Münchner an diesem Freitagabend mit der Partie gegen Hoffenheim ins neue Jahr starten. Denn es gibt – rein sportlich – viel zu tun.

4
Punkte Vorsprung hat Bayer Leverkusen auf Bayern München. Doch die Bayern können im Nachholspiel gegen Union näher heranrücken.

Die Bayern schienen bisher nicht so richtig zu wissen, wie sie Leverkusen von der Spitze verdrängen können. Je länger die Hinrunde dauerte, desto größer wurden der Respekt und vielleicht auch die Sorge, bleiben zu müssen, wo man nicht hingehört: auf dem zweiten Platz. Vize-Bayern wäre mal was anderes, aber eben nicht standesgemäß – und Trainer Thomas Tuchel könnte das den Job kosten.

Im Spätherbst hatte Thomas Müller gehofft, „dass Leverkusen auch mal auf Unentschieden-Modus stellt“. Vielleicht jetzt, weil der Tabellenführer gleich vier Spieler für den Afrika-Cup abstellen muss, der FC Bayern nur einen, und dazu Min-jae Kim für den Asien-Cup. Ein Lichtblick, ein kleiner jedenfalls.


Xabi Alonso weiß, wie man gewinnt

Reiner Calmund hat in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen viele Rollen ausgefüllt. Offiziell war er Sportdirektor, daneben aber eben auch gute Seele, Diamantenauge, Dampfplauderer, Schlitzohr und – Tröster. In dieser Rolle war er im Mai 2002 in einem Berliner Hotel zu erleben. Die Leverkusener hatten gerade im DFB-Pokalfinale ihren dritten möglichen Titel verspielt. Ihre Ehrengäste schoben Frust, bis Calmund das Mikrofon ergriff und – sinngemäß – verordnete, dass man jetzt trotzdem feiere. Dann stürmte er die Tanzfläche.

Auch als Zweiter kann man Freude haben: Kein Verein in Deutschland hat das so ausgelebt wie Bayer 04. Auch deshalb haben viele zu Saisonbeginn gedacht: Wirklich eindrucksvoll, was ihr da spielt, aber ihr seid halt Leverkusen. Am Ende verbaselt ihr’s eh wieder. Im Laufe der Hinrunde sind diese Stimmen immer leiser geworden.

Weil die Mannschaft einfach zu selbstverständlich gut spielt. Und weil ihr Trainer Xabi Alonso heißt. Als Spieler hat er gelernt, was es heißt zu gewinnen. In Liverpool, bei Real Madrid – und bei den Bayern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false