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Jubel bei Tobias Krick (zweiter von rechts) und seinen Kollegen des Nationalteams.

© IMAGO/Fotostyk

Nach der Qualifikation für Olympia: „Wir müssen die Geschichte außerhalb der Volleyball-Bubble erzählen“

Der Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga spricht über Herausforderungen bei der Vermarktung, neue Zielgruppen und die Rolle der sozialen Medien.

Am Wochenende war Geduld gefragt. Nachdem Tobias Krick und die BR Volleys beim Bounce House Cup in Hildesheim erfolgreich ihre Spiele gegen Karlsruhe (3:1) und Giesen (3:0) beendet hatten und sichtlich erschöpft waren, ließ der Stress nicht nach. Stattdessen reihten sich hunderte Zuschauende ein, um ein Foto mit Krick zu ergattert.

Der 25-Jährige, der am Sonntag Geburtstag feierte, war im Sommer mit der Nationalmannschaft unterwegs und wechselte in dieser Saison vom italienischen Erstligisten Pallavolo Modena zum Deutschen Meister BR Volleys. Geduldig schoss er ein Foto nach dem anderen und signierte Trikots, Bälle und Turnschuhe.

So gefragt war beim ersten Turnier der Saison kein anderer Spieler. Das dürfte zum einen mit seiner Berühmtheit in den sozialen Medien zusammenhängen: auf Tiktok folgen ihm sage und schreibe fünf Millionen Menschen. Zum anderen dürfte der jüngste Erfolg des Nationalteams eine Rolle spielen, das sich seit 2012 erstmals wieder für die Olympischen Spiele qualifiziert hat.

Auch weitere Nationalspieler wie Ruben Schott und Johannes Tille (beide BR Volleys) und Jakob Günthör (Grizzlys Giesen) erhielten in Hildesheim viel Applaus. „Diese Situation macht Mut trotz aller Selbstzweifel, die so eine Sportart stetig prägt“, sagte Daniel Sattler, Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga. „Wir haben nun die Aufgabe, diese Geschichte auch Menschen außerhalb der Volleyball-Bubble zu erzählen und den Volleyball in den kommenden Monaten weiterzuentwickeln“

Denn Sattler weiß: „Weder ein neuer Präsident im Volleyball-Verband noch die Qualifikation für Olympia beseitigen die strukturellen Probleme über Nacht. Das wird kein Selbstläufer.“

Gute Stimmung beim Bounce House Cup, dem ersten Turnier der Saison.

© Elisabeth Kloth

Damit es gelingt, die Begeisterung für die Nationalmannschaft und die Spieler weiterzutragen, sei nicht nur der nationale Verband gefragt, sondern ebenso die Liga. „Von den deutschen Spielern, die sich in Rio qualifiziert haben, spielen nur vier in der Bundesliga. Der Rest ist im Ausland aktiv. Unsere Aufgabe wird es sein, über diese vier Spieler Formate zu stricken, beispielsweise in den sozialen Medien. Und wir müssen einen Transfer zu Stars im Ausland schaffen wie Georg Grozer.“

Langfristig bräuchte es überdies strukturelle Veränderungen. „Die Qualifikation sichert uns die Grundlage, um überhaupt über Olympia 2028 und 2032 zu sprechen. Die wesentliche Aufgabe der Liga und der Klubs ist es, den Talenten, die 2028 in Los Angeles spielen sollen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Aktuell ist es üblich, dass deutsche Nationalspieler in europäische Länder wie Italien wechseln, weil sie dort höhere Gehälter erhalten und die Ligen enger und damit attraktiver sind. „Die deutschen Nationalspieler sollen sich auch in der Bundesliga zeigen und weiterentwickeln können“, so Sattler. „Dafür braucht es gute sportliche und finanzielle Angebote, damit die nächste Generation nicht ins Ausland wechseln muss.“

Beim Bounce House Cup reisten Fans aus sämtlichen Bundesländern an. Mit dabei waren die Lüneburger Fans Hanna und Emma, die selbst Volleyball spielen und die Olympia-Qualifikation mitverfolgten. „Es ist toll, dass sie sich qualifiziert haben. Das kann Volleyball größer machen, weg von der Randsportart“, sagte Emma. „Und es ist cool, dass Tobias Krick zurück ist in Berlin.“ Über seine Tiktok-Videos erreicht er gerade zahlreiche junge Menschen.

Welche Bedeutung die sozialen Medien haben, zeigt auch Eike, ein Giesen-Fan. Er hat über den Youtube-Kanal des Düsseldorfer Vereins „Eintracht Spontent“ angefangen, Volleyball mitzuverfolgen. Dort spielen unter anderem Dirk Funk und Alexander Walkenhorst, die zuletzt Moderatoren auf der Volleyball-Streamingplattform Twitch waren.

Mittlerweile bietet Eike in seiner Fleischerei sogar einen Spieß an, der nach den Grizzlys Giesen benannt ist. „Ich will dazu beitragen, dass Volleyball beliebter wird.“ Dieser Spieß wurde auch beim Bounce House Cup verkauft. Ganz so lang wie bei der Autogrammstunde von Krick war die Schlange allerdings nicht.

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