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Markus Eisenbichler verpasste in Garmisch-Partenkirchen nur knapp den Tagessieg.

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„Sieg oder Sarg“: Markus Eisenbichler hat sein spezielles Sprunggefühl wiedergefunden

Eisenbichlers Karriere ist gekennzeichnet von stetig wechselnden Höhenflügen und Tiefschlägen. Am Dienstag soll sich sein Schicksal zum Guten wenden.

Die dritte Station der Vierschanzentournee am Innsbrucker Bergisel gilt als „deutscher Schicksalsberg“. Die windanfällige Schanze sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder dafür, dass die Träume der DSV-Springer auf einen Gesamtsieg zerplatzten. In früheren Jahren haderte bereits Martin Schmitt mit dieser Anlage, in der jüngeren Vergangenheit landeten Richard Freitag, Severin Freund, Markus Eisenbichler und Karl Geiger nach durchwachsenen Sprüngen unsanft.

In diesem Jahr sind die Voraussetzungen ganz andere. Wenn am Dienstag (13.30 Uhr, ZDF und Eurosport) der dritte Wettkampf der 70. Vierschanzentournee in Innsbruck stattfindet, müssen die DSV-Springer eher darauf hoffen, dass sich das Schicksal zum Guten wendet - zumindest, was die Gesamtwertung angeht. Denn nach den beiden Veranstaltungen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen sind die Aussichten auf einen deutschen Erfolg äußerst mäßig. Zwölf Meter beträgt der Rückstand von Markus Eisenbichler auf Rang vier auf den Führenden Ryoyu Kobayashi. Sieben Jahre liegt es nun schon zurück, dass der beste DSV-Athlet zur Halbzeit so weit entfernt von einem Führenden lag.

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Angesichts der Stärke und Konstanz, die Kobayashi nicht nur in diesen Tourneetagen offenbart, bestehen ohnehin nur marginale Chancen, noch mal Boden in Form von Metern gutzumachen. Der deutsche Bundestrainer mit österreichischem Pass Stefan Horngacher sprach in einer Medienrunde vor Ort davon, dass das Gesamtpaket bei dem Japaner „einfach stimmt“. So wie 2018/2019, als er nach Sven Hannawald 2001/2002 und Kamil Stoch 2017/2018 alle vier Wettkämpfe der Tournee dominierte. „Er fährt den Anlauf gut runter, hat das Tempo und einen guten Übergang“, lobte Horngacher die Stärken des Führenden.

Gleichzeitig verweist er auf die Qualitäten seiner Spitzenleute Geiger und Eisenbichler, die „die ihn schlagen können“. Bei Eisenbichler war es bereits an Neujahr äußerst knapp. Elf Zentimeter trennten ihn am Ende gerade mal von Kobayashi. Was dazu führt, dass sich der Fokus auf die deutschen Frontspringer verschoben hat.

Eisenbichler, der nach durchwachsenen Auftritten vor der Tournee noch mit sich haderte, hat sein spezielles Sprunggefühl wiedergefunden.

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Geiger, der mit dem Gelben Trikot zur Tournee anreiste, gilt als der konstantere der beiden, der sich selten richtig große Aussetzer leistet. 18 Meter beträgt sein Rückstand auf Kobayashi allerdings schon. „Für mich ist es, wenn alles normal läuft, nicht mehr schaffbar“, sagte er resigniert. „Dass es wieder bei der Tournee wieder passiert, ist echt zum Kotzen.“ Eisenbichler hingegen, der nach durchwachsenen Auftritten vor der Tournee noch mit sich haderte, hat sein spezielles Sprunggefühl wiedergefunden. Und hat im Kampf um Tagessiege, und darum wird es für die deutschen Springer jetzt vor allem gehen, die besseren Aussichten als sein Freund und Zimmerkollege.

Bislang fehlt Eisenbichler die Konstanz

ARD-Experte Hannawald hatte im Tagesspiegel-Interview vor dem ersten Springen Eisenbichlers Leistungen als „Pralinenschachtel“ bezeichnet, dass man also nicht genau wisse, „was dabei herauskommt“. Eisenbichler fehlt bislang die Konstanz, über Tage hinweg Topsprünge abzuliefern. Sieben WM-Medaillen zeugen aber davon, dass er nur schwer zu schlagen ist, wenn an einem bestimmten Tag die Einzelheiten zusammenpassen. „Sieg oder Sarg“, lautet entsprechend sein Motto. Eine zünftig bayerische Interpretation von Alles oder Nichts.

Die Karriere Eisenbichlers ist gekennzeichnet von stetig wechselnden Höhenflügen und Tiefschlägen. 2012 war er auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf schwer gestürzt, nachdem er die Kontrolle über seinen Sprung verloren hatte. Nach eigener Auskunft fehlte nicht viel, und er hätte sein weiteres Leben im Rollstuhl verbringen müssen. Über die Jahre entwickelte er sich zu einem der weltbesten Springer.

Bei den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea war er allerdings nicht Teil der Silbercrew, weil er zuvor die teaminterne Auswahl gegen Stefan Leyhe verloren hatte. Im Jahr darauf wurde er Zweiter der Tournee und sprang zu WM-Gold auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck. Er triumphierte zudem mit den Kolleginnen und Kollegen im Mixed und im Team. Trainer Horngacher spricht von einem „Markus-Eisenbichler-Düsenflieger-Bereich“.

Eisenbichlers Auftritte werden meist begleitet von emotionalen Ausbrüchen. Auf die Frage, wie er nach Platz zwei am Neujahrstag seine Chancen einschätzt, antwortete er: „Das Gesamtklassement ist mir extrem wurscht grad mal. Ich muss mich auf meine Sprünge konzentrieren.“ Gerade am Dienstag, wo sich das Schicksal auf dieser speziellen Schanze zum Guten für ihn und seine Kollegen wenden soll. (mit dpa)

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