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Hat sich gut in Szene gespielt: Pauline Bremer vom 1. FFC Turbine Potsdam wurde von Bundestrainerin Silvia Neid in die Nationalmannschaft eingeladen. Das macht nicht alle glücklich.

© Manfred Thomas

Sport: Kurze Nachricht, langer Streit

Die Nachnominierung der 17-jährigen Pauline Bremer für die kommenden zwei Länderspiele der deutschen A-Nationalmannschaft sorgt für neuen Zwist zwischen Turbine Potsdam und dem Verband

Eine an sich erfreuliche Nachricht offenbart das von Frauenfußball-Trainer Bernd Schröder wiederholt beklagte Kommunikationsdefizit zwischen dem Trainerstab des Deutschen Fußballbund (DFB) und den Bundesligavereinen. Am Montagabend verkündete der DFB die Nachnominierung der erst 17-jährigen Pauline Bremer vom 1. FFC Turbine Potsdam für die beiden kommenden Länderspiele. Die Mittelfeldakteurin des Bundesligaligisten soll im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland am 5. April Torjägerin Celia Sasic ersetzen. Die Stürmerin vom 1. FFC Frankfurt laboriert an einer Schienbeinprellung, die sie sich vor rund einer Woche im Bundesliga-Spiel gegen den BV Cloppenburg zugezogen hatte. „Wir haben eine Fürsorgepflicht der Spielerin gegenüber und wollen nicht das Risiko eingehen, dass die Verletzung bei Celia chronisch wird“, begründete Bundestrainerin Silvia Neid den Verzicht auf Sasic und die Erstberufung der jungen Potsdamerin. Ob Sasic auch für das Qualifikationsspiel am 10. April gegen Slowenien ausfällt, ist bislang offen.

Die Verantwortlichen des 1. FFC Turbine Potsdam sehen sich auch in der Fürsorgepflicht – der 17-jährigen Bremer gegenüber. Deren Ad-hoc-Berufung gab der DFB öffentlich bekannt, ohne dass mit dem Verein das Für und Wider abgestimmt wurde. Denn Schröder hat – bei aller Freude über die Entwicklung seines Schützlings – Zweifel am Zeitpunkt für Bremers Einsatz in der A-Nationalmannschaft. Mit ihren Einsätzen in der deutschen U 20-Auswahl – die U 19 hat Bremer bereits überspungen –, den Spielen in der Champions League und der bevorstehenden U 20-Weltmeisterschaft sei Bremer neben dem Bundesliga-Alltag ausreichend gefordert. „Man darf eine so junge Spielerin nicht überfordern“, mahnt Schröder und baut bei seinem Vorbehalt auf seine mehr als 40-jährige Erfahrung im Trainergeschäft. Hinzu käme die schulische Ausbildung der Abiturientin. „Wir haben gerade für eine 17-Jährige eine angemessene Fürsorgepflicht auf allen Wegen der sportlichen und beruflichen Entwicklung, die wir gemeinsam mit dem Elternhaus ständig abstimmen“, erklärten daher gestern Schröder sowie Turbine-Geschäftsführer Mathias Morack in einer öffentlichen Stellungnahme.

Zudem kritisierte Schröder die Kommunikationspolitik der DFB-Trainerinnen Silvia Neid und Ulrike Ballweg. Quasi „ohne Vorwarnung“ sei er informiert worden. Pauline Bremer selbst habe ihm um 20.12 Uhr über Handy von ihrer Nominierung berichtet, nachdem sie kurz zuvor mit Ballweg telefoniert hatte. Da Schröder das Spiel der Zweiten Bundesliga Union Berlin gegen Energie Cottbus in der Sky-Lounge direkt im Stadion verfolgte, gab es keinen direkten Kontakt durch den DFB. „Das ist keine Art“, ärgerte sich der 71-Jährige und hält eine Aussprache mit allen Beteiligten für dringend notwendig.

DFB-Sprecherin Annette Seitz will den Vorwurf nicht unkommentiert lassen: „Bevor Pauline Bremer kontaktiert wurde, haben wir natürlich versucht, Bernd Schröder zu erreichen“, sagt sie. Zudem sei der Turbine-Coach per SMS und auf dessen Handy-Mailbox über die Nominierung seiner Spielerin informiert worden. Zur sportlichen Begründung der Berufung konnte Seitz nicht viel sagen, nur so viel: „Pauline Bremer ist schon länger im Blickfeld der Bundestrainerin und deren Team.“

In der Nominierungssache selbst „haben wir letztendlich Pauline Bremer keine Steine in den Weg gelegt“, heißt es in dem Turbine-Statement. „Es fehlt uns aber nach wie vor an Überzeugung, dass es für sie zum derzeitigen Zeitpunkt eine ausgewogene Entscheidung ist.“ Bremer wird zudem, auch das schmerzt Schröder, in der wichtigen Trainingsphase für die entscheidenden Spiele um Deutsche Meisterschaft und Champions League fehlen.

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