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„Die Portagen sind für mich das Härteste beim Marathon.“ Das sagt Kurt Kuschela über die kurzen Laufstrecken, bei denen das Boot an Land getragen werden muss.

©  Tobias Gutsche

Kurt Kuschela: Vom Kanu-Rennsport zum Kanu-Marathon: Eine andere Welt

Kurt Kuschela ist Olympiasieger im Kanu-Rennsport. Dieses Jahr probiert er sich in der Marathondisziplin.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Schwerfällig schleppte sich Kurt Kuschela am vergangenen Sonntag ein letztes Mal aus dem Boot hinüber auf den Steg. Die Kraftreserven des Kanuten waren aufgebraucht. „Verdammt, war das hart“, brabbelte er erschöpft und schob noch hinterher: „Reicht dann jetzt auch für heute mit dem Paddeln.“ Eine Aussage, die man nur allzu gut nachvollziehen konnte. Schließlich hatte der Canadierfahrer soeben 26,1 Kilometer mit dem Boot zurückgelegt. Nach rund zwei Stunden und 23 Minuten kam er beim Marathon-Weltcup auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel als Fünftplatzierter des sechs Mann großen Starterfeldes ins Ziel.

Im Mai hatte der 26-Jährige bei seiner Marathonpremiere den Deutschen Meistertitel gewonnen und sich somit für die Weltmeisterschaft Mitte September im ungarischen Györ qualifiziert. Das Weltcuprennen war nun sein zweiter Start auf der Langdistanz, der sich unter der Rubrik „Erfahrungen gesammelt“ verbuchen ließ. Denn eines wurde dem Olympiasieger des KC Potsdam wieder klar: Kanu-Marathon ist eine andere Welt als die des Kanu-Rennsports.

Kurt Kuschela: "Da bin ich jedes Mal krachen gegangen"

Nur schnell paddeln zu können, reicht hierbei nämlich nicht aus. Neben den sieben Runden auf dem Wasser absolvieren die Marathonis obendrein sechs Landgänge. Bei diesen sogenannten Portagen legten die Athleten auf der Regattastrecke in Brandenburg an einem Steg an, packten ihr Boot, rannten damit unter dem Jubel der Zuschauer vor der Haupttribüne entlang, um nach etwa 200 Metern wieder von einem anderen Steg aus in See zu stechen. Ein kräftezehrendes Prozedere. „Da bin ich jedes Mal krachen gegangen. Wenn ich dann wieder eingestiegen bin, war ich blau“, beschrieb Kurt Kuschela die Übersäuerung seiner Muskulatur durch die intensive Laufstrecke.

Auch wenn die Portagen nur einen Bruchteil der Gesamtdistanz ausmachen, so zählen sie im Kanu-Marathon dennoch zu den Schlüsselmomenten. „Wenn man das richtig draufhat, kann man da viel rausholen.“ Das bekam Kuschela am Beetzsee von der internationalen Elite demonstriert, als die Konkurrenz ihm bei diesen Intermezzi um Längen enteilte. „Es kostet viel Kraft, sich dann wieder auf dem Wasser heranzukämpfen. Für die WM muss ich mich bei den Landpassagen verbessern“, meinte der Potsdamer, der unterschiedliche Boottragetechniken einsetzte: Mal zog er das Gefährt hinter sich her, dann trug er es wie eine Handtasche oder hievte es auf die Schulter.

Ernüchterndes Comeback

Immerhin zehn Kilogramm wog die zu transportierende Last, womit die Marathon-Spezialboote vier Kilo leichter sind als beim Rennsport. „Ich besitze so ein Boot gar nicht und musste es mir für den Wettkampf ausleihen. Damit bin ich aber überhaupt nicht klargekommen. Es hatte einen sehr eigenwilligen Schnitt, sodass ich damit einen Wendekreis wie ein Bus hatte“, haderte Kurt Kuschela, der den Gegnern bei den Kurvenfahrten mühsam hinterherpaddelte.

Dieses Erlebnis hatte das Mitglied der Landesfeuerwehr-Sportfördergruppe in diesem Jahr auch auf gerader Strecke machen müssen. Bei der nationalen Qualifikation reichte seine Leistung bei Weitem nicht aus, um sich in die aktuelle Rennsport-Nationalmannschaft zu fahren. Nach seiner einjährigen Karrierepause, die er 2014 nahm, um die Brandmeister-Ausbildung abzuschließen, war dieses Comeback eher ernüchternd. Um dennoch weiter am Ball zu bleiben, habe sich Kurt Kuschela schließlich in die Marathon-Welt begeben, die er als „wertvolles und hartes Training“ bezeichnet. So hart, dass man am Ende kaum noch Kraft hat, vom Boot auf den Steg zu klettern.

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