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Hertha

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Hertha BSC: Krabbelgruppe mit Konfliktpotential

Nach dem mageren Unentschieden der Hertha gegen Arminia Bielefeld vermisst Präsident Gegenbauer die Zielstrebigkeit bei Berlins Bundesligaprofis. Zudem droht Ärger im Team, nachdem Abwehrspieler Simunic am Samstag auf der Bank saß.

Die "Krabbelgruppe" von Lucien Favre hat die aufkeimende Fußball-Lust in Berlin erst einmal selbst gestoppt - und die unerwartete Ersatz-Rolle von Josip Simunic sorgt für Ärger bei Hertha BSC. Chefcoach Favre hatte den kroatischen Nationalspieler beim 1:1 des Hauptstadtclubs gegen Arminia Bielefeld auf die Bank versetzt, Mittelfeldspieler Patrick Ebert äußerte öffentlich sein Unverständnis: "Für mich und den Rest des Teams ist es verwunderlich, dass er nicht gespielt hat." Der Hertha-Trainer rüffelte am Sonntag den 21-jährigen Jung-Profi: "Ebert darf das nicht machen, er hat sich entschuldigt bei mir."

Favre hatte sich in der Startelf gegen Simunic und für Kaka in der Innenverteidigung entschieden - der brasilianische Neuzugang leitete mit einem Querschläger den Bielefelder Ausgleich durch Torjäger Artur Wichniarek ein. Mit seinem bereits dritten Saisontreffer bescherte der routinierte Pole seiner Arminia ein schmeichelhaftes Remis. "Es gab sicher die eine oder andere Szene, wo wir großes Glück hatten. Nichtsdestotrotz nehmen wir den Punkt gern mit", verabschiedete sich Arminen-Coach Michael Frontzeck von jener Stätte, an der Bielefeld in der Vorsaison noch in letzter Minute verloren hatte.

Aufstellungs-Puzzle geht weiter

Dieses Mal verhinderte vor allem die mangelnde Abgeklärtheit der jungen Hertha-Mannschaft einen Gastgeber-Erfolg und so auch erstmals zwei Startsiege in der Bundesliga. "Im Moment hat man den Eindruck, dass sie so viel Spaß haben, dass ihnen etwas die Zielstrebigkeit fehlt", kommentierte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer den zweiten freudvollen Auftritt gerade der jungen Hertha-Profis in der neuen Saison. Hertha-Coach Favre hatte wieder sechs Spieler in die Startelf beordert, die nicht älter als 23 Jahre sind. Dazu gab er Kapitän und Nationalspieler Arne Friedrich nach Verletzungspause Spielpraxis.

Von einem sich anbahnenden Konflikt mit Simunic wollte Favre nichts wissen: "Ich bin nicht dumm, ich zähle auf ihn. Das war nur ein Spiel." Schon am Donnerstag in der Uefa-Cup-Qualifikation gegen Ljubljana (Hinspiel 2:0) und Sonntag beim FC Bayern kann Favres Aufstellungs-Puzzle ganz anders aussehen.

Bei Bielefeld glänzt Wichniarek

Wie beim 2:0 zum Auftakt in Frankfurt operierten die Berliner mit viel Spielwitz und klugen Ballstafetten - vergaben aber Großchancen gleich in Serie. Dennoch sprach vor 36.302 Zuschauern nach der Führung durch Torjäger Marko Pantelic (32. Minute) - der Serbe feierte wie Gojko Kacar und Ebert den Treffer gemeinsam mit Simunic an der Ersatzbank - alles für Hertha. Wichniarek jedoch nutze das Ausgleichs-Geschenk dankend (37.). "Es ist eine gefühlte Niederlage", erklärte Herthas Defensivmann Steve von Bergen.

Favre ärgerte sich nicht so sehr über den Patzer von Kaka, sondern viel mehr über die finalen Sieg-Bemühungen seines Teams. "Wir haben nicht mehr als Kollektiv gespielt. Alle wollten zu viel individuell machen - so machst du nicht so viel Tore. Du musst den Kopf kalt halten und weiter intelligent spielen", bemängelte der Schweizer Coach. Raffael, Cicero und Kacar vergaben die besten Möglichkeiten.

Frontzeck lobte nach dem zweiten Saison-Remis den 31-jährigen Wichniarek, der für Bielefeld in dieser Saison schon vier Pflichtspiel-Tore erzielte. "Unabhängig vom Tor macht er einen guten Job", sagte der Arminen-Coach. Der Ex-Berliner Wichniarek, der für Hertha von 2003 bis Ende 2005 in 44 Bundesliga-Partien nur vier Tore schoss, hatte in der zweiten Hälfte sogar noch den Siegtreffer auf dem Latschen, zögerte aber zu lange: "Das wäre des Guten aber auch zu viel gewesen", bemerkte Frontzeck.

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