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Bewegen sich auf Neuland. Lars Mrosko (l.) und Cem Efe.

© privat

Ex-SVB-Trainer Cem Efe: Auf neuem, grünen Terrain

Zehn Jahre lang arbeitete Cem Efe als Fußballtrainer. Zuletzt beim Regionalligisten SV Babelsberg 03. Jetzt entwickelt er Sportangebote für eine Krankenkasse – wie andere Ex-Fußballprofis auch.

Über Jahre lang war es der gleiche Rhythmus: Vier Wochen Pause, sechs Wochen Vorbereitung, Saisonstart und dann jedes Wochenende abliefern – manchmal auch unter der Woche. Das täglich Brot eines Fußballtrainers hat Cem Efe ein Jahrzehnt lang durchgekaut – zuletzt vier Jahre beim SV Babelsberg 03. Im vergangenen Mai war Schluss im Kiez am Park. „Ich habe lange überlegt, was ich mache, hatte Angebote von Vereinen. Auch dass ich mich verändere, war eine Option“, sagt der 38-jährige Berliner. Grün ist sein Arbeitsplatz weiterhin: Seit wenigen Wochen arbeitet Cem Efe bei der AOK Nordost als Sportkoordinator und soll in Berlin Sport- und Gesundheitsstützpunkte entwickeln und betreuen, an denen die Gesundheitskasse präventive Bewegungsangebote schaffen will.

Efe befindet sich dabei in vertrauter Gesellschaft. Einer seiner neuen Kollegen ist Lars Mrosko. Der 39-Jährige aus Berlin-Neukölln galt viele Jahre als einer der besten deutschen Talentscouts – zuletzt für den FC Bayern München. In dem 2016 zum „Fußballbuch des Jahres“ gekürten Bestseller „Mroskos Talente“ wird „Das erstaunliche Lebens eines Bundesliga-Scouts“ erzählt, wie der Untertitel heißt. Es ist auch eine Abrechnung mit der Oberflächigkeit und Undankbarkeit des Profifußballs. Mrosko übernimmt in Brandenburg ähnliche Aufgaben wie Cem Efe in Berlin: „Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen und bin sehr froh, bei der AOK ,anzuheuern’“, so Lars Mrosko über seinen Wechsel.

Reiz, sich jenseits des Fußalls zu beweisen

Es ist für beide „ein Pilotprojekt und völliges Neuland“, wie Mrsosko sagt. In der Tat: Jahrelang hat Cem Efe Trainingslehre auf hohem Niveau praktiziert, mit Akribie und hohem Anspruch dem SV Babelsberg 03 das Markenzeichen verpasst, mit den attraktivsten Fußball in der Regionalliga zu spielen. Das künftige Label wird ein anderes sein: Präventions- statt Leistungssport, Kinder und Senioren statt talentierte Kicker. „Unser Ziel ist, die Menschen für Sport und ein bewegtes Leben zu begeistern und für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren“, betont Frank Michalak, Vorstand der AOK Nordost. Er ist überzeugt, dass Efe und Mrosko mit ihrer Expertise und ihrem Netzwerk „zahlreiche neue Impulse bei der Entwicklung von Präventionsansätzen insbesondere bei den Bewegungsangeboten in Berlin und Brandenburg setzen können“.

Die Möglichkeit, beruflich weiter im Sport etwas zu machen und neue Erfahrungen zu sammeln, nennt Cem Efe überragend. Es reize ihn, jenseits des Fußballs andere sportliche Aufgaben zu übernehmen und kennenzulernen und sich selbst zu beweisen, dass er mehr könne als Fußball. „Natürlich vermisse ich Babelsberg“ gesteht er, „es fiel mir unheimlich schwer zu gehen.“ Aber er wollte sich verändern, denn auch wenn es beim SVB immer familiär und heimisch zuging – der permanente Leistungsdruck des Fußballgeschäfts, auch in der vierten Liga, forderte Tribut. Gesundheitlich war Efe angeschlagen, er habe sich ausgebrannt gefühlt. „Es gab viel, was mich belastet hat“, sagt der dreifache Familienvater. Einer, der ihn dazu geraten hat, Abstand zu gewinnen und etwas anderes zu machen, kennt die Gefahren und Risiken des Fußballalltags nur allzu gut: Juri Schlünz, der als Fußballer über 400 Pflichtspiele für Hansa Rostock bestritt, später als Trainer und Funktionär im Profi-Fußball arbeitete.

Parallelen zwischen altem und neuem Job

„Fußball“, so der 55-Jährige heute, „ist nicht ehrlich.“ Das Hansa-Urgestein arbeitete bereits in den vergangenen acht Jahren im Rahmen der Nachwuchsförderung des Rostocker Fußballclubs mit der AOK zusammen und wechselte im vergangenen Jahr komplett zur Dreiländerkasse, für die er nun in Mecklenburg-Vorpommern Sportpartnerschaften koordiniert.

So unterschiedlich die vergangenen und neuen Arbeitsprofile sind – Cem Efe sieht doch Parallelen: „Ich mache das, was ich als Trainer getan habe: Dinge und Prozesse entwickeln.“ Eine markante Veränderung bei den Arbeitsbedingungen hat Lars Mrosko jedoch in den ersten Wochen bereits festgestellt. „Früher war mein Handy nie auf lautlos gestellt aus Sorge, etwas zu verpassen.“ Jetzt habe er tatsächlich nach Feierabend – auch das ist nahezu ein neuer Begriff in seinem Wortschatz – das Telefon auch mal ausgeschaltet. Und auch wenn er mit der Gesellschaft der Spielerberater nichts mehr zu tun haben und stattdessen „ein ganz normales Arbeitsleben“ führen will, so ganz vom Fußball konnte Mrsoko die Finger nicht lassen: Seit diesem Sommer trainiert der den Berliner Landesligisten Türkiyemspor. Er habe zunächst gezögert, doch habe seine Frau gesagt: „Los Lars, mach das! Ohne Fußball gehst du mir in einer Woche sowieso auf die Nerven.“ Er mache es nun „zum Ausgleich“, sagt er, „und um ein bisschen am Ball zu bleiben“. Cem Efe indes ist derzeit weit davon entfernt sich vorzustellen, auf oder am grünen Rasen zu stehen. „Nur in meinem Garten“, sagt er. 

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