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Jürgen Klopp und enttäuschte Liverpooler Spieler nach dem 0:2 in Everton.

© Imago/Sportimage

Ende aller Meisterträume für Klopp und Liverpool: Wenn von vier möglichen Titeln nur einer bleibt

Vor ein paar Wochen träumten sie in Liverpool noch vom Quadruple. Inzwischen aber herrscht Ernüchterung beim Klopp-Klub. Dabei ist Erfolg nicht immer allein an Siegertrophäen messbar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Vor sechs Wochen kassierte der FC Liverpool eine der wohl bittersten Niederlagen in der Amtszeit von Jürgen Klopp als Trainer an der Anfield Road. Im Viertelfinale des FA Cups war Klopps Team bei Manchester United klar besser, versäumte es aber, den berühmten Sack zuzumachen. Es kam, wie es kommen musste – und das gleich zweimal. Erst gab es einen späten Ausgleich in der regulären Spielzeit und dann das Tor zum 3:4 in der letzten Minute der Verlängerung.

Zu diesem Zeitpunkt war zunächst nur der Quadruple-Traum der Liverpooler geplatzt, doch in den folgenden Spielen zeigte sich, wie sehr diese Niederlage nachwirkt. Klopps Team hat seither irgendwie den Glauben an sich verloren. Plötzlich waren die vielen Verletzungen in der Mannschaft doch spürbar, nachdem es zuvor so gut wie keine Rolle gespielt hatte, wen der deutsche Coach aufstellte. Seine Spieler lieferten ab.

Seit dem Manchester-Drama hat der FC Liverpool auch einen möglichen Titel in der Europa League verspielt und wirkte dabei gegen Atalanta Bergamo offensiv völlig ratlos. In 180 Minuten gegen die Italiener gelang Liverpool ein Elfmetertor. Bis zum Atalanta-Hinspiel war Klopps Mannschaft im gesamten Kalenderjahr wettbewerbsübergreifend nie ohne eigenen Treffer geblieben – in den vergangenen sechs Partien war dies nun allein dreimal der Fall.

Liverpool wirkt müde, in der Liga ist das Team mittlerweile 15 Mal in Rückstand geraten. Lange Zeit wurde es dafür gefeiert, diese einfach wegzustecken und Spiele reihenweise gedreht zu haben. Doch das gelingt ausgerechnet in der Endphase nun nicht mehr wie auf Knopfdruck.

Beim 0:2 am Mittwoch im Derby beim FC Everton blieb die Offensive ähnlich harmlos wie gegen Bergamo, am Ende stand eine verdiente Niederlage und vermutlich das Aus im Titelrennen. Drei Punkte Rückstand auf Arsenal und aktuell zwei auf City, das noch ein Nachholspiel hat, scheinen für dieses Liverpooler Team zu viel.

Die Zeit von Jürgen Klopp in Liverpool geht damit wohl nicht so traumhaft zu Ende, wie viele Fans es sich erhofft hatten. Das wird an der Heldenverehrung für den Deutschen in der Stadt wenig ändern und bei aller Enttäuschung dürfte auch ein bisschen Realismus nach Liverpool zurückkehren.

Klopp hat im Februar den Ligapokal gewonnen und aus einer Mannschaft im Umbruch viel mehr herausgeholt, als vor der Saison allgemein erwartet worden war. Und er hinterlässt damit ein solides Fundament für die Zukunft.

Natürlich ist es bitter, wenn von möglichen vier Titeln am Ende nur einer bleibt und das auch noch der vermeintlich unwichtigste ist. Von einem Scheitern zu sprechen, würde dieser Liverpooler Mannschaft und ihrem Trainer allerdings nicht gerecht werden.

Gut möglich, dass die Saat von Klopps Arbeit aus diesem Jahr schon in der kommenden Saison noch reichlichere Ernte bringt. Sollte es so kommen, wäre auch das ein Erfolg für den FC Liverpool, der letztlich auf Jürgen Klopp zurückzuführen ist.

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