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Sport: Ein Basketball- Urgestein hört auf

Europameister Teoman Öztürk beendet seine Laufbahn und studiert in Potsdam

Bei den diesjährigen Ostdeutschen Meisterschaften der U20 im Basketball, die zum ersten Mal in Potsdam ausgetragen wurden, stand ein ganz Großer als Co-Trainer an der Seitenlinie des siegreichen TuS Lichterfelde. Teoman Öztürk, der 2,08-Meter-Mann vom ehemaligen Berliner Serienmeister Alba Berlin, der seit 2004 an der Uni Potsdam Sport studiert.

Herr Öztürk, sind Sie überrascht über diesen ungefährdeten Turniersieg?

Wir sind hier angetreten um zu gewinnen. Der Unterschied gegenüber den Teams aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt war schon sehr deutlich. Das liegt aber auch daran, dass unser Team auf einem höheren sportlichen Niveau spielt. Wir haben mit dieser Formation plus meiner Person den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft.

Wie schätzen Sie ihren Anteil an diesem Aufstieg ein?

Mein Coach Sven Wehrmeyer hat mir schon noch ein paar Minuten Spielzeit gegeben. Unser Ziel aber war es in erster Linie, den jüngeren Spieler die Chance zu geben, Spielerfahrung auf einem hohen Level zu sammeln. Der 20-jährige Robert Kulawick zum Beispiel hat eine Doppellizenz und kommt dadurch bereits bei Alba in der Bundesliga zum Einsatz.

Mit 20 Jahren haben Sie zum ersten Mal einen Basketball in den Händen gehalten, sind also recht spät eingestiegen.

Das stimmt, ich habe erst mit 20 Jahren angefangen zu spielen. Davor war ich beim Rudern recht erfolgreich, bei der Junioren-WM 1985 in Brandenburg/Havel belegte ich den fünften Platz. Als dann aber mein Rücken Probleme machte und ich mit dem Rudern aufhören musste, habe ich mir eine andere Sportart gesucht.

Mit einer Größe von 2,08 Meter fiel die Entscheidung nicht allzu schwer, oder?

Große Leute werden beim Basketball immer gern gesehen. So ging ich auf Empfehlung meiner Schwester zu TuS Lichterfelde. 1991, also zwei Jahre später, stand ich bei Alba unter Vertrag.

Dort haben Sie zehn Jahre lang erfolgreich Basketball gespielt und es sogar zu 25 Einsätzen in der Nationalmannschaft gebracht.

Mit Alba hatte ich meine größten Erfolge. Wir holten mit dem Korac-Cup 1995 den ersten europäischen Vereinstitel nach Deutschland. Mit Alba wurde ich aber auch zweimal Deutscher Pokalsieger und dreimal Deutscher Meister. Die drei Jahre, die ich in der Türkei gespielt habe, möchte ich allerdings ebenfalls nicht missen.

Was war das 1993 für ein Gefühl, als Sie mit der Nationalmannschaft Russland im Europameisterschafts-Finale mit 71:70 besiegten und den bis heute einzigen Internatinalen Titel für eine deutsche Mannschaft holten?

Das war schon ein riesen Ding, was wir da geschafft haben. Christian Welp drehte einen 68:70-Rückstand in letzter Sekunde noch um und wir gewannen das Spiel. Ich war zwar damals noch nicht lange im Team und hatte wenig Spielzeit bekommen. Aber das war mir nicht so wichtig, wenn ich bedenke, dass ich bis dato erst sechs Jahre Basketball gespielt hatte. Nach dem Spiel haben wir in München ein Restaurant gemietet und einige Maß geleert.

Eine erfolgreiche Karriere nähert sich nun dem Ende. Spielen Sie in der nächsten Saison mit TuSLi noch in der 2. Bundesliga?

Nein. Ich bin jetzt 38 Jahre alt, da kann man schon mal über seinen Rücktritt nachdenken. Obwohl ich körperlich noch recht gut drauf bin, werde ich es zeitlich nicht mehr packen, jeden Tag zu trainieren. Vielleicht holen wir ja noch den Berliner Pokal, wir stehen im Halbfinale, das wäre ein schöner Abschluss.

Darüber wird sich bestimmt auch Ihre Familie, mit der sie seit 1997 in Falkensee wohnen, freuen. Sie sind verheiratet und haben drei Töchter im Alter von zwei, acht und zehn Jahren. Sind sie auch begeistert vom Basketball?

Nein, Talika , Sonnele und Torina spielen lieber Volleyball oder schwimmen ganz gern. Darüber bin ich aber nicht traurig, Hauptsache sie machen Sport.

Die Weichen für Ihre berufliche Zukunft sind gestellt. Sie studieren seit 2004 an der Universität Potsdam Sport.

Genauer gesagt Sport und Grundschulpädagogik. Mir macht es Spaß, mit Kindern zu arbeiten und ihnen die Freude am Sport zu vermitteln. Ich glaube, ich werde ein guter Lehrer sein.

Also ist keine Trainer-Karriere bei TuSLi geplant?

Nein. Das ist für mich nur ein Hobby oder besser eine Leidenschaft.

Was hat den Ausschlag für die Uni Potsdam gegeben?

Ich hab mich umgehört. Die Potsdamer Universität genießt einen guten Ruf und ist überschaubar. Vor allem herrscht dort eine fast schon familiäre Atmosphäre, das hat mich fasziniert.

Wie gefällt Ihnen Potsdam. Gibt es eine Lieblings-Location?

Die Stadt ist toll. Vor allem die vielen Schlösser und Parks. Ich bin leider viel zu selten hier. Ich pendle ständig von Berlin nach Potsdam und nach Falkensee zu meiner Familie. Da bleibt wenig Zeit zum Weggehen. Aber der Lindenpark gefällt mir ganz gut, vor allem der letzte Sportler-Fasching war klasse.

Wie sehen Sie den Basketball in Potsdam?

Ich habe gesehen, dass es in Potsdam einige Spieler gibt, die Talent haben. Aber leider ist die Leistungsdichte hier eine andere als in Berlin. Ich denke allerdings, dass Potsdam auf einem guten Weg ist.

Sie interessieren sich auch für Fußball, daher zum Schluss die derzeit unausweichliche Frage: Wer wird im Juli in Deutschland Fußball-Weltmeister?

Ganz klar Brasilien. Deutschland, denke ich, wird die Vorrunde überstehen. Dann muss man sehen, wer als Gegner kommt.

Das Interview führte Jens Potschwadek

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