zum Hauptinhalt
Warnt schon lange. Ines Geipel von der Doping-Opfer-Hilfe.

©  Reiner Jensen, dpa

Doping in der DDR: Gesundheitsschäden bei DDR-Opfern

In der DDR wurde Staatsdoping an Leistungssportlern vollzogen. Ein neues Forschungsprojekt hat nun die verheerenden Folgen dieser Behandlungen dokumentiert: Skeletterkrankungen, Essstörungen und Depressionen führen zu einer deutlich verringerten Lebenserwartung der Betroffenen.

Leistungssportler, die in Kindheit und Jugend in der DDR massiv Doping- und Schmerzmittel bekamen, haben nach Worten des Greifswalder Medizinprofessors Harald Freyberger ein deutlich höheres Risiko für eine Reihe von Krankheiten. So sei das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das Vier- bis Fünffache erhöht, sagte Freyberger vor wenigen Tagen bei der Vorstellung eines Forschungsprojektes. Auch für Krebs und Magen-Darm-Erkrankungen sei das Risiko höher als in der Normalbevölkerung. Durch den enormen Leistungsdruck sowie Fälle von Misshandlung und Missbrauch gebe es zudem psychische Spätfolgen. Die Lebenserwartung von Opfern des DDR-Staatsdopings sei um zwölf bis 15 Jahre reduziert.

Schädigungen bei allen Probanden der Studie

In einem Forschungsprojekt untersucht der Trauma-Forscher Freyberger gemeinsam mit dem Schweriner Psychologen Jochen-Friedrich Buhrmann und der ehemaligen Spitzensportlerin Ines Geipel die Folgen des DDR-Staatsdopings. Ergebnisse des seit Ende 2015 laufenden Forschungsprojektes stellte er am gestrigen Donnerstag bei einer Ärzte-Tagung in Schwerin vor. Es sei wichtig, dass das Thema in der Gesellschaft als Problem wahrgenommen werde, sagt der Forscher und unterstützt damit eine jahrlange Forderung des Doping-Opfer-Hilfevereins. Deren Vorsitzende Ines Geipel hatte in der Vergangenheit unter anderem im Brandenburger Landtag sowie bei Podiumsdiskussionen in Potsdam eine strengere Aufarbeitung des Leistungssportssystem in der DDR angemahnt und professionelle Beratungsstellen für Dopingopfer gefordert.

Bei den 60 ehemaligen DDR-Leistungssportlern, die sich bisher von ihm für eine Entschädigung begutachten ließen, habe er in allen Fällen Schädigungen festgestellt, sagte Freyberger. Auf Platz eins stünden Skelettschäden. Sie rührten aus Überlastung in der Wachstumsphase her, weil unter Einfluss starker Schmerzmittel immer weiter hart trainiert worden sei. Auf der psychischen Seite seien schwere Depressionen häufig sowie Essstörungen bei Ex-Sportlern aus Sportarten, bei denen es auf einen extrem grazilen Körperbau ankomme, wie Rhythmische Sportgymnastik.

Nächstes Projekt zu DDR-Doping an Kindern

Das Forschungsprojekt zu den Folgen des DDR-Staatsdopings für die Betroffenen soll nach Freybergers Worten bis Mitte 2018 laufen. Es bestehe aus drei Säulen. Zum einen werde die Datenbank des DDR-Dopingopfer-Hilfevereins in Berlin ausgewertet. Mehr als 1000 Betroffene würden darüber hinaus mit einem Fragebogen zu körperlichen und psychischen Problemen befragt. Außerdem flössen die Erfahrungen von Freyberger und Buhrmann aus ihrer Gutachten-Praxis ein. Sie umfasse bisher 88 ehemalige DDR-Leistungssportler, die eine Entschädigung anstreben.

Nach dem Auslaufen dieses Projektes wollen sich die drei Forscher nach Freybergers Worten in einem weiteren Vorhaben den Kindern der Doping-Opfer zuwenden. Es soll um den möglichen Transfer körperlicher und psychischer Schäden in die nächste Generation gehen, sagte er. dpa/pek

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false