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Sport: „Die Profis kommen aus freien Stücken“

Nikola Holle-Spiegel über das Benefizfestival des Potsdamer Schwimmvereins am Sonntag von 11 bis 18 Uhr am Luftschiffhafen, die Folgen der Hallenschließung und das Vereinsleben

Frau Holle-Spiegel, die Elterninitiative am Luftschiffhafen ist aus der Not geboren. Was haben Sie in der Zeit der Schwimmhallenschließung erreicht?

Ich denke, wir haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Transparenz in diesen Prozess kam. Es war ja allen mehr als ein Jahr bekannt, dass die Schwimmhalle Mängel hat. Vor dem Winter gab es dann die Ankündigung, dass die Halle ab einer zehn Zentimeter dicken Schneedecke schließen müsste. Trotzdem war die Schließung um Nikolaus herum überraschend - der Winter war ja recht mild. Für uns als Eltern war das merkwürdig. Wir wollten von der Luftschiffhafen GmbH, wissen, wieso es zu dieser Entscheidung kam. Über unseren Mail-Verteiler hatten wir mehr als 800 Interessierte im Rücken. Wir wurden seitens der Sportparkverantwortlichen eingeladen und später wurden auch die Gutachten gezeigt. Ein anderer Erfolg ist, dass wir den Schwimmsport in Potsdam wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerufen haben.

Damit meinen Sie auch das Benefizfestival am kommenden Sonntag?

Auch diese Idee ist aus dem Engpass entstanden, dass uns durch ausgefallene Mitgliedsbeiträge die Mittel fehlten, unseren Nachwuchs altersgerecht zu fördern. Durch die Hallenschließungen hat der Schwimmverein mehr als ein Viertel der Mitglieder verloren – auf allen Ebenen, auch viele Ältere sind gegangen. Da fehlen Mitgliedsbeiträge im fünfstelligen Bereich. Wir konnten bereits einen ordentlichen Betrag über unsere Benefizstaffeln sammeln, der Erlös wird ausschließlich unserem Nachwuchs gewidmet. Wir haben auch die Trainer stärkend im Rücken, Teile der Sportschüler schwimmen am Sonntag per Trainingsverpflichtung, allerdings braucht es die nicht wirklich, weil sich viele sehr auf das Fest und die Staffeln freuen. Es gibt auch eine hohe Akzeptanz in der Politik - ich denke, da hatten wir auch etwas Glück, dass die Wahlen uns halfen, das eine oder andere Ergebnis zu erzielen.

Auch bekannte Schwimmprofis wie Yannick Lebherz, Britta Steffen und Paul Biedermann wollen kommen. Wie schwer war es, sie zu überzeugen?

Wir haben nicht viel Handstand gemacht. Die Profis kommen aus freien Stücken, selbst Paul Biedermann, der hier im Trainingslager ist, hängt für uns einen Tag dran. Ich finde es schade, dass der Schwimmsport in Potsdam bisher nicht ausreichend Echo findet. Aber es kommt immer mehr Unterstützung, zum Beispiel bei den Firmenstaffeln, an denen sich Unternehmen mit einer 250-Euro-Spende beteiligen können, findet hohe Akzeptanz. Wir haben mittlerweile mehr als die Hälfte unserer Staffeln erfolgreich anbieten können, ohne dass wir "Klinken putzen" mussten. Unser Ziel ist es, einen ordentlichen Spendenbetrag einzunehmen, über Lose, Kuchen, und den Getränkeverkauf. Wir wollen keinen Kommerz. In erster Linie geht es um den Erhalt der Sportart Schwimmen am Luftschiffhafen und um das gemeinsame Beisammensein mit Sportlern, Werbepartnern, Sponsoren, Eltern, Trainern und Bürgern.

An wen richtet sich das Festival?

An alle. Es wird ein Fest für große und kleine Potsdamer. Kommen kann jeder, der Lust hat und sportinteressiert ist. Es gibt Live-Musik, Würstchen, Cocktails. Eigentlich muss uns nur noch das Wetter wohlgesonnen sein.

Die Schwimmhalle ist ja wieder offen, aber Sie machen weiter. Wofür will sich die Initiative in Zukunft einsetzen?

Momentan ist das Hauptthema die Organisation des Benefizfestivals. Es kann uns aber auch immer wieder passieren, dass die Hallen geschlossen werden. Die Baumaßnahmen sind nicht abgeschlossen, die eingezelteten Türme stehen noch auf dem Dach und die Leichtathletikhalle ist auch noch geschlossen. Wir wollen natürlich gern wieder Mitglieder zurückgewinnen und auch den Standort Luftschiffhafen stärken.

Wie?

Wir möchten das Vereinsleben noch stärker aufwerten. Da hat unser Verein noch Hausaufgaben zu machen. Es geht ja nicht nur darum, den Leistungssport mit Ziel Olympia in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen. Kinder haben einen Verein auch als zu Hause. Das merke ich jetzt bei meiner eigenen Tochter, die in einem großen Berliner Ruderverein die Unterschiede feststellt. Das fängt zum Beispiel an, wenn die Eltern die Kinder bei den Wettkämpfen anfeuern, Essen mitbringen, sich für die Gruppe verantwortlich fühlen: Miteinander gewinnen und miteinander verlieren. Das soll auch unser Benefizfestival ausdrücken. Wenn da zum Beispiel Yannick Lebherz in der Groß-und-Klein-Staffel mit unserer zehnjährigen Hannah schwimmt, dann ist das ein wunderschönes Bild. Da wird sie ihr ganzes Schwimmleben von erzählen.

Das Gespräch führte Jana Haase.

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