zum Hauptinhalt
Nach dem Judo-Finale lagen sich die französische Siegerin Clarisse Agbegnenou und die zweitplatzierte Tina Trstenjak aus Slowenien weinend in den Armen lagen

© AFP

Solidarität statt Konkurrenz: Die gegenseitige Unterstützung bei Olympia ist beeindruckend

In Tokio zeigen einige Athletinnen, wie Solidarität im Wettkampf funktionieren kann. Damit sind sie jüngeren Generationen ein Vorbild. Ein Kommentar.

Es sind berührende Bilder: Nachdem sich die US-Amerikanerin Sunisa Lee im Mehrkampf durchsetzen konnte und Gold geholt hatte, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie schien kaum fassen zu können, dass sie soeben Gold geholt hatte. Simone Biles, die aufgrund mentaler Probleme nicht antrat, aber den Wettkampf von der Tribüne aus verfolgt hatte, umarmte sie wenig später innig und gratulierte auf Instagram: „Herzlichen Glückwunsch, Prinzessin! Olympiasiegerin hier und jetzt!!! So, so so unglaublich stolz auf Dich!“ Später postete sie ein Video, auf dem sie Lee lautstark bejubelte.

Ähnliche Bilder kursierten, nachdem die südafrikanische Brustschwimmerin Tatjana Schoenmaker den Weltrekord geknackt und noch im Schwimmbecken von ihren Konkurrentinnen umringt und umarmt wurde. Und auch im Judo-Finale ereigneten sich emotionale Szenen, als sich französische Siegerin Clarisse Agbegnenou und die zweitplatzierte Tina Trstenjak aus Slowenien weinend in den Armen lagen.

All diese Athletinnen zeigen, dass Solidarität auch in einem System, das auf Konkurrenz beruht, möglich ist. Wenn Trstenjak ein Bild von sich und den anderen Medaillenträgerinnen postet und dazu schreibt: „Ich habe es geschafft, wir haben es geschafft!“, dann zeigt das ganz deutlich: Selbst in Disziplinen wie Judo oder Schwimmen, die darauf abzielen, sich als Einzelkämpferin durchzusetzen und Individualismus befördern, kann gegenseitige Unterstützung funktionieren.

[Höhepunkte, TV-Termine und Zeitplan der Olympischen Spiele hier auf einen Blick]

Athletinnen haben gegenüber den Männern schlechtere Bedingungen, werden auf vielen Ebenen benachteiligt und stehen aufgrund großer Aufmerksamkeit unter enormem psychischen Druck. Jüngste Beispiele wie Biles oder Naomi Ōsaka verdeutlichen das. Das soll nicht implizieren, dass alle Athletinnen vor den gleichen Herausforderungen stehen, natürlich spielen weitere Strukturkategorien eine Rolle. Vielmehr zeigt es, dass selbst in einem System, das Frauen strukturell benachteiligt, sich Athletinnen auf kraftvolle Weise solidarisieren. Ihre beeindruckende Art, mit der Drucksituation umzugehen, ist Vorbild für kommende Generationen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false