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Sara Däbritz (r.), hier im Zweikampf mit Österreichs Carina Wenninger, spielt seit drei Jahren in Frankreich.

© dpa/Sebastian Gollnow

Duell um den Einzug ins EM-Finale: Deutschland braucht gegen Frankreich Zweikampfstärke und Mentalität

Deutschland trifft im Halbfinale auf Frankreich und Wendie Renard, die vor allem bei Standards gefährlich ist. Aber auch das DFB-Team kennt seine Stärken.

Wenn die 1,87 Meter große Wendie Renard im Strafraum zum Kopfball hochsteigt, kommt sie so gut wie immer an den Ball. Egal ob in der Offensive oder der Defensive. „Sie ist eine absolute Führungsspielerin. Wir müssen sie bei Standards gut verteidigen, weil sie ein gutes Kopfballspiel hat. „Darauf werden wir uns speziell vorbereiten“, sagte die deutsche Mittelfeldspielerin Sara Däbritz vor dem EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich am Mittwoch in Milton Keynes (21 Uhr, ARD und Dazn).

Die französische Innenverteidigerin gewann bereits zahlreiche Titel mit Olympique Lyon, nur ein Titel mit dem Nationalteam fehlt ihr noch. Frankreich erreichte bislang seit der EM 2009 bei jedem großen Turnier mindestens das Viertelfinale, kam aber nie über ein Halbfinale hinaus. Im deutschen Team ist mit Däbritz eine Spielerin dabei, die seit drei Jahren in Frankreich spielt. Nach der EM wird sie von Paris St.-Germain innerhalb der Liga zum Rekordmeister und amtierenden Champions-League-Sieger Olympique Lyon wechseln. Damit ist Renard bald ihre Mitspielerin.

Im Duell um den Einzug ins EM-Finale gilt es allerdings erstmal, die französische Kapitänin so weit wie möglich aus dem Spiel zu nehmen. Vor allem bei Standards ist Renard gefährlich und wird fast ausnahmslos gesucht von ihren Mitspielerinnen. Auch Martina Voss-Tecklenburg weiß um die Qualität der Französin und ihrer restlichen Teamkolleginnen: „Es ist eine Top-Mannschaft. Es wird Mentalität brauchen und es wird wehtun. Wir sind bereit und werden alles reinwerfen was wir haben – es wird ein Top-Halbfinale“, sagte die Bundestrainerin.

Deutschland ist noch ohne Gegentor bei der EM

Das Selbstvertrauen ist nach den letzten vier Spielen ohne Gegentor groß bei Deutschland. „Es muss erst mal jemand kommen, der uns besiegt“, sagt Vize-Kapitänin Svenja Huth. „Dieses Teamgefühl und dieses Wissen, dass die Basis erstmal unsere Defensive ist, kann uns weit bringen.“

Im deutschen Team ist man sich der Qualität der Gegnerinnen dabei bewusst, im Viertelfinale gegen die Niederlande war Frankreich das klar bessere Team. „Sie haben sich definitiv verdient durchgesetzt, sie hatten sich viele gute Chancen erarbeitet. Es wird wichtig sein, unser Spiel durchzubringen“, so die deutsche Assistenztrainerin Britta Carlson. „Wir sind variabel und haben analysiert, in welche Räume wir gehen. Die Französinnen haben auch schon Gegentore bekommen und sind auch verwundbar. Das wollen wir ausnutzen.“

Beim 1:0-Sieg gegen die Niederländerinnen sicherte erst ein Elfmetertor in der Verlängerung das Weiterkommen. Dabei machte vor allem Selma Bacha von Olympique Lyon auf sich aufmerksam. Die etatmäßige Linksverteidigerin wurde für Melvine Malard in der Sturmspitze eingewechselt und nahm mit ihren 21 Jahren sofort großen Einfluss auf das Spiel. Durch den Ausfall der französischen Rekordtorschützin Marie-Antoinette Katoto, die sich im Gruppenspiel gegen Belgien schwer verletzte, ist im Sturmzentrum eine Vakanz entstanden, in die Bacha stoßen könnte.

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Cheftrainerin der Französinnen ist seit 2017 Corinne Diacre, die als autoritär gilt und in der Vergangenheit bereits für ihren Kommunikationsstil kritisiert wurde. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war die Absetzung der bisherigen Kapitänin Renard. Mittlerweile hätten sich beide aber ausgesprochen und ihre Unstimmigkeiten ausgeräumt, heißt es.

Sportlich sorgte Diacre bei der Nominierung des EM-Kaders für die nächste Überraschung und ließ mit Rekord-Torschützin Eugenie Le Sommer sowie der langjährigen Kapitänin Amandine Henry zwei absolute Starspielerinnen zuhause. Doch auch ohne die Beiden hat Frankreich einen enorm starken Kader, der im Vergleich zu dem Deutschlands mindestens gleichwertig ist.

BeideTeams setzen auf hohes Pressing

Frankreich spielt im 4-3-3-System und steht ähnlich wie Deutschland sehr hoch. Das könnte das Team anfällig für Konter machen und ein Vorteil für die schnellen Svenja Huth und Jule Brand auf den Außenbahnen des deutschen Teams sein. Brand wird womöglich für Klara Bühl in die Startelf rücken, die am Dienstag positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Neben der Offensivpower um Delphine Cascarino, Grace Geyoro und Kadiditou Diani, überzeugt bei Frankreich auch die Defensive. Dort ist Renard in der Innenverteidigung gesetzt. Daneben wechselte Diacre zuletzt zwischen Griedge Mbock Bathy und Aissatou Tounkara. Gegen die Niederlande gab es für die Französinnen nicht viel zu verteidigen, das dürfte sich gegen Deutschland ändern.

Beide Halbfinalisten spielen ein extrem hohes Pressing. Im Spiel gegen Österreich klappte das hohe Anlaufen aus Sicht der Deutschen zum ersten Mal nicht so gut und Österreich kam mehrmals hinter die Abwehrkette des deutschen Teams. Im Gegensatz zu Österreich sind die Französinnen offensiv aber deutlich stärker aufgestellt, vor allem in Sachen Tempo. Damit könnten sie zu mehr Chancen kommen, sollte Deutschland wieder keinen Zugriff im Mittelfeld finden. Zusätzlich überzeugte Frankreich bislang mit schnellem Umschaltspiel. Einzig die Chancenverwertung der Französinnen war Kritikpunkt im Viertelfinale, was wiederum eine Stärke der Deutschen ist in diesem Turnier.

Gegen Frankreich sind außer Bühl alle 22 Spielerinnen einsatzfähig. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte außerdem zwei Tage mehr Zeit, sich zu regenerieren. Frankreich musste zusätzlich in die Verlängerung gegen die Niederlande und hat damit Kräfte gelassen.

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Trotzdem werden die Französinnen versuchen, das Spiel zu dominieren, was laut Giulia Gwinn aber auch der Plan des DFB-Teams ist: „Unser Ziel ist es, ihre Stärken nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Wir wollen viel Ballbesitz haben und ihnen unser Spiel aufdrücken. Frankreich weiß, was auf es zukommt, wir haben uns Respekt verschafft.“

Charlotte Bruch

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