zum Hauptinhalt

Sport: Der Streckenmacher

Seit zehn Jahren navigiert Jürgen Höfner die Karawane des Schlösserlaufes durchs Weltkulturerbe

Es gibt eine hübsche Anekdote von 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann aus einem seiner Trainingslager in Kenia. Er wollte bei einem Regionalwettkampf laufen und fragte kurz vor dem Start, wo es eigentlich langgehe. Die kenianischen Läufer musterten den Weißen und meinten schließlich: „Just follow the others“ – immer nur den anderen hinterher.

Am kommenden Sonntag sind es keine Afrikaner, denen der Pulk beim 10. Potsdamer Schlösserlauf folgen muss. Seit zehn Jahren navigiert Jürgen Höfner die Läuferkarawane durch die Stadt. Auf dem Fahrrad kurbelt er an der Spitze des Feldes 21 Kilometer durchs Weltkulturerbe und zeigt, wo’s langgeht.

Den Weg kennt keiner besser als er. Denn Höfner ist seit zehn Jahren der „Streckenmacher“ des Schlösserlaufes. „Finde mal eine Strecke, in die sich die Parks, Gärten und Schlösser einbeziehen lassen“, erinnert sich der Geschäftsführer des Olympischen Sportclubs (OSC) an die Aufgabenstellung, als er 2004 dem Stadtsportbund seine Hilfe bei der Organisation des Laufes anbot. Damals galt es noch, eine Marathonstrecke durch Potsdam zu legen. Höfner kreierte eine Runde mit Start am Neuen Palais und Ziel am Luisenplatz, die viermal zu laufen war. Das war nicht ganz so einfach, denn Polizei und Schlösserstiftung wiesen dem Veranstalter Wege und Straßen zu, die nicht immer zueinanderführten. „Einige Wege führten dort aus den Parks, wo keine Straßen waren oder umgekehrt“, erinnert sich Höfner. Als vor einigen Jahren im Neuen Garten noch Poller das Radfahren auf dem Uferweg entlang des Jungfernsees verhinderten und die Betonpfähle auch für den Ansturm Tausender Läufer ein Hindernis gewesen wären, buddelt Höfner – mit Erlaubnis der Schlösserstiftung und zur Freude der Radfahrer – am Samstag die Hindernisse aus und am Montag nach dem Lauf wieder ein.

Dreimal hat der einstige Schwimmtrainer Potsdams Stadtplan intensiv studieren müssen – so oft haben sich Start und Ziel und somit Streckenführung geändert. Dass aus dem Schlösser-Marathon der Schlösserlauf wurde, bedauert Höfner, der heute Moderne Fünfkämpfer coacht: „Ich mochte den Marathon“, sagt er. Aber die Einsicht, dass es nicht zu vertreten war, dafür die Stadt verkehrstechnisch einen halben Tag lahmzulegen, habe gesiegt. Obwohl es dafür keinen Marathon brauche, das könne die Stadt auch ganz gut selbst, bemerkt der ehemalige Leipziger mit trockenem Humor.

Der nunmehrige Halbmarathon-Kurs vom Luftschiffhafen über die Zeppelinstraße durch die Innenstadt, weiter zum Babelsberger Park, zur Glienicker Brücke und durch den Neuen Garten, vorbei an der Alexandrowka via Sanssouci und Fortstraße zurück zum Sportpark nennt Höfner „so stimmig, dass man nicht mehr viel variieren kann“. Mit einer Einschränkung: „Wenn nicht gerade gebaut wird, was ja in Potsdam eigentlich immer der Fall ist und uns von Anfang begleitet“, sagt Höfner. Auch bei der Jubiläums-Auflage am Sonntag muss auf der Halbmarathondistanz leicht improvisiert werden: Auf der Humboldtbrücke führt Höfner den Läufertross aufgrund der Baustelle nicht wie gewohnt links, sondern rechts in den Babelsberger Park.

Gut 600 Kilometer fahre er insgesamt, um im Vorfeld die Strecke für den Schlösserlauf zu testen. „Das ist für meine eigene Fitness ganz gut“, meint Höfner. Und Sorge, dass die Läufer an der Spitze schneller sein könnten als er, hat Höfner nicht: Kenianer sind nicht am Start.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false