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Die erst 15 Jahre alte Eiskunstläuferin Kamila Walijewa gilt als Wunderkind ihrer Branche.

© dpa/ Peter Kneffel

Doping-Affäre um russische Eiskunstläuferin: Das Sportgericht steht im Fall Walijewa unter Druck

Das Image der Olympischen Spiele erhält zusätzliche Kratzer. Im Fall der 15-Jährigen Eiskunstläuferin geht es um mehr als die Einnahme eines verbotenen Mittels.

Die Umstände der Winterspiele in Peking machen es seit der Eröffnungsfeier schwer, den Fokus auf die sportlichen Leistungen zu richten. Gastgeber China und das Internationale Olympische Komitee (IOC) bemühen sich redlich, Bilder von spektakulären Wettkämpfen und entsprechenden Emotionen zu transportieren. Das aber kann nicht hinwegtäuschen über verstörende Szene, wie Sicherheitskräfte die freie Berichterstattung behindern und die zahlreichen Motive, die davon zeugen, dass der Winter vor Ort vor allem ein Kunstprodukt ist. Der Schnee liegt auf den Pisten und Loipen, aber nicht in den Bergen.

Olympia 2022 wird nun auch noch überschattet von einer Doping-Affäre. Die erst 15 Jahre alte Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, die als Wunderkind ihrer Branche gilt, wurde bereits im Dezember positiv auf das Medikament Trimetazidin getestet, das bei Leistungssportlern den Blutfluss im Herzen bei starker körperlicher Anstrengung aufrechterhält. Der Vorfall an sich und der anschließende Umgang damit werfen einmal mehr ein schlechtes Licht auf die sportlichen Praktiken in Russland.

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Das Land ist wegen des großflächigen Skandals um staatlich organisiertes Doping und der Vertuschung von Sportbetrug wie schon bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio im vergangenen Jahr gesperrt. Die Sportler:innen des Landes dürfen nur als Vertretung des Russischen Olympischen Komitees (ROC) antreten. Bei Siegerehrungen darf die russische Hymne nicht gespielt und die Flagge nicht gehisst werden.

Walijewa ist in erster Linie eine Teenagerin

In diesem aktuellen Fall allerdings geht es um mehr als die Einnahme eines Mittels, das seit 2014 auf der Verbotsliste steht. Walijewa ist nicht nur eine hoch veranlagte Eiskunstläuferin, sondern in erster Linie eine Teenagerin. Die Brisanz zeigt sich auch daran, dass die Internationale Testing Agentur (Ita), die während Olympia die Dopingtests für das IOC durchführt, ihren Namen veröffentlichte, obwohl die Sportlerin aufgrund ihrer Minderjährigkeit als „geschützte Person“ gilt.

Walijewa wurde bereits im Dezember positiv auf das Medikament Trimetazidin getestet.

© dpa/ Peter Kneffel

Die ehemalige Olympiasiegerin Katarina Witt äußerte sich auf ihrem Facebook-Account entsprechend emotional zu den jüngsten Entwicklungen: Der Skandal sei „für ihre junge und vielversprechende Karriere ein dramatischer Einschnitt und ich hoffe inständig, dass genügend Menschen an ihrer Seite sind und sie beschützen, damit sie nicht daran zerbricht. „Wenn überhaupt“, schrieb die 56-Jährige weiter, „gehören die verantwortlichen Erwachsenen für immer für den Sport gesperrt.“

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Neben der Frage, wie das Teamevent zu bewerten ist, bei dem das russische Team auch dank Walijewas herausragender Kür zunächst die Goldmedaille gewonnen hatte, gilt es dringend zu klären, ob Walijewa beim Einzel-Wettkampf, der am 15. Februar mit dem Kurzprogramm beginnt, antreten darf. Das liegt im Ermessen des Internationalen Sportgerichtshofes Cas.

Die vorläufige Sperre wurde wieder aufgehoben

Nach Ita-Angaben wurde Walijewa am 25. Dezember bei den russischen Meisterschaften in St. Petersburg positiv auf das unerlaubte Medikament getestet. Angeblich soll dieser Befund aber erst am 8. Februar der Russischen Antidoping-Agentur (Rusada) vorgelegen haben. Der Teamwettbewerb war daraufhin bereits beendet.

Nachdem die junge Sportlerin zunächst suspendiert worden war, hob der Disziplinarausschuss der Rusada die vorläufige Sperre wieder auf. „Die Dopingkontrolle eines positiv getesteten Athleten gilt nicht für den Zeitraum der Olympischen Spiele“, hieß es in einer Erklärung des Russischen Olympischen Komitees (ROC). Angeführt wird auch, dass Walijewas Tests bei der EM im Januar negativ ausgefallen waren – so wie die Proben in Peking. Das IOC kann und will dieser Begründung natürlich nicht folgen und legte nun entsprechend Berufung ein.

„Es ist schon merkwürdig, dass so etwas zwei Monate dauert“, sagt Doping-Experte Hajo Seppelt der „Sportschau“. „Denn wenn der Fall im Dezember aktenkundig war, muss man sich schon die Frage stellen, warum eine Athletin bei den Olympischen Spielen plötzlich wieder zum Problemfall wird. Dann fragt man sich, warum sie überhaupt teilnehmen konnte.“ IOC-Sprecher Mark Adams sagte: „Wir wollen das so sehr beschleunigen wie möglich.“ Das ohnehin stark ramponierte Image dieser Spiele und des IOC erhalten durch die Affäre zusätzliche Kratzer. (mit dpa)

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