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Fokussiert. Ramona Kühne trifft am Samstag in der Metropolis-Halle auf die frühere Box- Europa- und Kickbox-Weltmeisterin Doris Köhler. Ihren letzten Kampf bestritt die Brandenburgerin Kühne im März 2014 in der MBS-Arena am Luftschiffhafen. Dort bezwang sie die Ungarin Gina Chemie und feierte damit den 22. Sieg in ihrem Profifight Nummer 23.

©  Manfred Thomas

Box-Weltmeisterin Ramona Kühne in Potsdam: Comeback des Champions

Box-Weltmeisterin Ramona Kühne steigt nach Kreuzbandriss wieder in den Ring. Bereits zum dritten Mal kämpft sie in Potsdam

Von Tobias Gutsche

Leichtfüßig tänzelt Ramona Kühne über den blauen Ringboden. Mit starrem Blick, der nur ganz selten von einem Blinzeln aufgelockert wird, fixiert sie die von ihrem Trainer und Ehemann Stephan nach oben gehaltenen Schlagpolster. Explosiv und wuchtig schnellen die Hände der Boxerin nach vorne und finden ihr Ziel. Links, rechts. Links, rechts, links rechts. Die Schläge prasseln nur so auf die Pratzen ein.

„Donnerwetter, die hat Pfeffer in den Fäusten“, sagt ein dunkelhaariger, etwa 50 Jahre alter Mann anerkennend, während er Einkaufstüten tragend das öffentliche Training von Ramona Kühne im Stern-Center begutachtet. Am kommenden Samstag steht die Weltmeisterin wieder in einem Potsdamer Seilgeviert. Dann aber nicht zu Show-Zwecken in der Shopping-Mall, sondern bei ihrem Comeback-Kampf in der Metropolis-Halle. „Ich möchte gucken“, sagt Ramona Kühne vor dem Fight im Superfedergewicht gegen die Österreicherin Doris Köhler, „ob wieder alles in Ordnung ist.“ Es ist ein Belastungstest für ihr Knie, das rechte. An diesem hatte sich die 35-Jährige im vergangenen November, eine Woche vor dem geplanten nächsten WM-Duell, schwer verletzt. Bei einem Waldspaziergang war sie in ein Loch getreten. Fehltritt mit Folgen: Kreuzbandriss. „Vermutlich war das Band schon vorgeschädigt und gab dann nach. Besser so, als wäre das beim Kampf geschehen. Dann hätte ich nämlich meinen Titel verloren“, versucht sie diesem Unglück zumindest hinsichtlich des Zeitpunkts noch etwas Positives abzugewinnen.

Drei Tage lang habe sie anschließend „durchgeheult. Da herrschte auch nur noch Leere in meinem Kopf“. Die gebürtige Berlinerin, die in Rangsdorf wohnt, fand dann aber wieder klare Gedanken. Sie wollte sich durchboxen. „Mein Sport macht mir viel zu viel Spaß, als dass ich aufhören hätte können“, sagt die – gemessen an all ihren gewonnenen Titeln – erfolgreichste deutsche Boxerin.

Den beschwerlichen Weg zurück auf die Bretter, die für sie die Welt bedeuten, hatte die Power-Frau bereits vor drei Jahren erfolgreich gemeistert. Damals war das Kreuzband im linken Knie gerissen. „Ich wusste also genau, was wieder auf mich zukommt.“ Wochenlange Reha, weitere Monate des Aufbautrainings und des Fitmachens für den Kampfabend.

Der steht nun unmittelbar bevor und steigt in der Babelsberger Metropolis-Halle am Filmpark. Passend zum Austragungsort, der für fast 1100 Zuschauer Platz bieten wird, wurde vom veranstaltenden Box-Stall SES das Motto „Boxing meets Movie“ ausgegeben. Acht Duelle sind für den Abend angesetzt. Neben vier Profikämpfen werden auch Amateure des Bundesligisten SV Motor Babelsberg die Fäuste schwingen.

Großer Höhepunkt der Veranstaltung wird zum Abschluss der Auftritt von Ramona Kühne sein, die zum dritten Mal in Potsdam boxt. 2013 und 2014, jeweils im März, stieg sie in der MBS-Arena in den Ring und kletterte nach den Kämpfen als Siegerin wieder hinaus. Brandenburg sei ihr Zuhause, sagt sie, die Landeshauptstadt daher der perfekte Ort für ihre Fights. „Das ist mein Publikum – und es ist auch sehr fachkundig. Mit dem SV Motor hat die Stadt tollen Boxsport zu bieten. Den Zuschauern kann man hier nichts vormachen, die wissen Bescheid“, urteilt sie. Diejenige, die ihr am Samstag gegenüberstehen wird, schätzt Ramona Kühne indes als „sehr erfahrene Athletin“ ein. Sie gehe von „acht harten Runden“ gegen die 39 Jahre alte Doris Köhler aus.

Ein offizieller Kampf um die Weltmeistertitel der Verbände WBO, WIBF und WBF ist dies jedoch nicht. Dennoch steht für die 1,70 Meter große Deutsche, die in bislang 23 Profiduellen nur eine Niederlage einstecken musste, alles auf dem Spiel. „Wenn ich verlieren sollte, sind meine drei Verbandstitel weg. Meine Gegnerin würde sie allerdings nicht bekommen, sondern sie wären dann vakant“, erläutert die Sportlerin des Gewichtslimits bis 58,9 Kilogramm. Zu diesem Szenario soll es aber nicht kommen. Schließlich möchte die märkische Box-Ikone das schwarze Trainingsshirt mit der goldenen Aufschrift „World Champion – Ramona Kühne“, das sie bei ihren Übungen im Stern-Center trug, auch weiterhin mit voller Berechtigung anziehen.

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