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Sport: Bessere Chancen für Nachwuchs: Der deutsche Sport steht vor einem radikalen Einschnitt

Sportler aus Ländern außerhalb der Europäischen Gemeinschaft sollen künftig in Deutschland nur noch in den Ersten Ligen ihrer Sportarten mitmischen dürfen. Das sieht ein Beschluss der Innenministerkonferenz vor, der in Sachsen bald angewendet werden soll.

Sportler aus Ländern außerhalb der Europäischen Gemeinschaft sollen künftig in Deutschland nur noch in den Ersten Ligen ihrer Sportarten mitmischen dürfen. Das sieht ein Beschluss der Innenministerkonferenz vor, der in Sachsen bald angewendet werden soll. Der Freistaat orientiert sich dabei an einer bundesweit geplanten Regelung, die dem einheimischen Nachwuchs bessere Chancen verschaffen soll.

Das Innenministerium in Dresden verweist dabei auf einen seit Mitte Dezember den Ländern zur Abstimmung vorliegenden Regelungsentwurf des Bundesinnenministeriums. Danach soll bei Sportarten mit Liga-System eine Aufenthaltsgenehmigung für Nicht-EU-Ausländer generell nur noch für die oberste Spielklasse erteilt werden. Bei Sportarten ohne Liga-System sowie bei der Verpflichtung von Trainern aus dem Nicht-EU-Ausland für Mannschaften unterer Spielklassen liegt die Gewährung des Aufenthaltsrechts im Ermessen der Genehmigungsbehörden der Länder. Nicht betroffen sind bereits unter Vertrag stehende Akteure. Neuverpflichtungen von Fußballern aus Südamerika und Afrika oder Tischtennisspielerinnen aus China sind damit in Liga zwei und darunter nicht mehr möglich.

Nach Darstellung des Sprechers des sächsischen Innenministeriums, Thomas Uslaub, hätten sich die Innenministerkonferenz der Länder im Mai 2000, die Sportministerkonferenz im Oktober sowie die Teilnehmer beim Treffen der Gremien des Deutschen Sportbundes im November auf jene Regelung verständigt, die nun vom Bundesinnenministerium vorgelegt wurde.

Von dieser Regelung, die in Sachsen als erstem Bundesland umgesetzt wird, sind im Freistaat alle Fußball-Vereine betroffen, weil derzeit kein sächsischer Verein in der ersten Bundesliga spielt. Der Chemnitzer FC beispielsweise, als Verein der 2. Bundesliga, hat derzeit sechs Nicht-EU-Ausländer unter Vertrag. Bei Lutz Waszik, dem Präsidenten des Zweitligisten, herrscht ungläubiges Staunen. Er kenne eine solche Regelung nicht und glaube auch nicht, dass so etwas am Deutschen Fußball-Bund vorbei entschieden werden könne. Für diesen kam wohl nur der Zeitpunkt der Entscheidung völlig überraschend. "Das DFB-Präsidium hat sich Anfang Dezember in dieser Angelegenheit mit einem Brief an die Sportministerkonferenz und das Innenministerium gewandt", sagte DFB-Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer, der gleichzeitig Vizepräsident des Deutschen Sportbundes ist. "Wir bitten darin um Überarbeitung und eine Sonderbehandlung für die zweite Liga und möglichst auch für die Regionalligen."

Werner von Moltke, der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes, sagte gestern: "Ich weiß nicht, ob dies in unser Bild einer multikulturellen Gesellschaft passt. Eine Quotierung, die den heimischen Nachwuchs fördert, wäre freilich in Ordnung."

In Italien beispielsweise hatte ein Gericht Anfang November den Ausschluss von Spielern aus nicht der EU angehörenden Ländern in der dritten Fußball-Liga für diskriminierend und damit für rechtswidrig erklärt. Erstklassige Profi-Klubs verlangten daraufhin auch eine Aufhebung der Quotierung in der Serie A.

Ralf Hübner

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