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Watzke.

© dpa

Borussia Dortmund hält Marco Reus: Attacke statt Abstieg

Borussia Dortmunds Vorstand Hans-Joachim Watzke reagiert erleichtert auf die Vertragsverlängerung von Marco Reus. Er erklärt, dass der Klub einen Abstieg aushalten könnte - plant aber vor allem die Expansion.

Am Dienstagnachmittag macht Hans-Joachim Watzke eine Erfahrung, die ihm im Moment irgendwie bekannt vorkommen muss. Der Vorstandsvorsitzende von Borussia Dortmund sitzt beim Sportbusiness-Kongress Spobis auf der Bühne im Kongress-Centrum Düsseldorf in der hörsaalartigen Haupthalle, 18 aufsteigende Sitzreihen mit ein paar hundert Zuhörern vor sich – und alle schauen auf ihn herab. Bis zum vergangenen Wochenende ist das auch Borussia Dortmund als Ganzes so ergangen. Der Klub war Letzter der Fußball-Bundesliga, und dass der BVB durch den Sieg in Freiburg einen Satz in der Tabelle gemacht hat, bewahrt Watzke in Düsseldorf vor einer größeren Peinlichkeit. Sein Thema lautet: „Der BVB und das schnelllebige Fußballgeschäft: Ist Erfolg planbar?“

Erfolg? Welcher Erfolg?, könnte man fragen. Wobei, zumindest dieser Dienstag ist ein erfolgreicher Tag für Borussia Dortmund. Am Mittag hat Marco Reus seinen Vertrag beim BVB bis 2019 verlängert. „Diese Woche hat sich recht gut angelassen“, sagt Watzke, „nur die vorige Woche war beschissen.“

Auch wenn Watzke sagt, dass er in der Causa Reus nach eigener Aussage immer recht optimistisch gewesen sei – der Verbleib des Nationalspielers ist für den BVB ein leuchtendes Signal in dunkler Zeit, „eine bemerkenswerte Geschichte“, wie Watzke sagt. Die Rahmenbedingungen seien schon krass, wenn die besten Vereine der Welt um den Spieler buhlten, ihm ungefähr das Doppelte an Gehalt böten, „und du kannst ökonomisch nicht mit“. Der BVB könne dem Spieler zumindest kurzfristig nicht die Champions League bieten, eigentlich nicht mal sagen, in welcher Liga er im nächsten Jahr spiele. „So krass viele Argumente hatten wir nicht“, sagte der Geschäftsführer.

Am Ende waren es wohl eher weiche Faktoren wie die emotionale Beziehung Reus’ zu seiner Heimatstadt Dortmund und seinem Heimatklub BVB. Stolz sei er deswegen nicht, sagt Watzke, weil er ja nichts dafür könne, dass Reus in Dortmund geboren worden sei. Allerdings empfinde er „eine gewisse Genugtuung, dass ich ihn richtig eingeschätzt habe“.

Im Unterschied zur aktuellen sportlichen Bilanz stehen die Dortmunder finanziell glänzend dar. Der Klub ist schuldenfrei, das Festgeldkonto inzwischen recht ordentlich gefüllt. „Der Wachstumskurs wird sehr stark fortgesetzt“, sagte Watzke mit Blick auf die nächste Halbjahresbilanz, die der BVB Ende des Monats vorstellen wird. Auf den Tag zehn Jahre ist er heute im Amt, der Börsenkurs der BVB-Aktie hat sich seitdem verdoppelt. Und nach der Nachricht von Reus’ Vertragsverlängerung hat er am Dienstag noch einmal kräftig angezogen. Selbst ein Abstieg in die Zweite Liga wäre laut Watzke „keine ökonomische Komplettkatastrophe“; vom Umsatz her würde der BVB weiterhin zu den Top Ten im deutschen Fußball gehören. Aber mit diesem Fall hat er sich noch nicht beschäftigt, weil er ihn weiterhin für extrem unrealistisch hält. Der BVB denkt eher in anderen Szenarien. Am Morgen hatte Dortmunds Marketingdirektor Carsten Cramer auf derselben Bühne gestanden, um über die internationale Strategie des Klubs zu berichten. Vor einem halben Jahr hat der BVB ein Büro in Singapur eröffnet, doch Cramer weiß, dass das angesichts der aktuellen Situation ein bisschen komisch rüberkommt, jetzt über Ziele in Ostasien zu sprechen.

„Das intensive Fußballerlebnis“ ist das, was die Dortmunder als Kern ihrer Marke ausgemacht haben und auch nach Asien transportieren wollen. Immerhin: Das ist zumindest kein Widerspruch zu dem, was der Klub gerade erlebt. „Das ist superintensiv, das ist extrem“, sagt Cramer. „Und es zeigt, wie wichtig es ist, sehr demütig, mit dem Erfolg umzugehen.“

Anderseits dürfe man die Internationalisierung nicht vom aktuellen Tabellenplatz abhängig machen. Im Sommer wird das Team für vier bis fünf Tage nach Asien reisen und zwei Freundschaftsspiele bestreiten, davon eins in Japan. Was in der globalisierten Welt längst normal ist, hat den BVB im speziellen Fall vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Es war gar nicht so einfach, einen Termin zu finden, der allen Eventualitäten standhält. Schließlich startet die neue Saison in der Zweiten Liga schon Ende Juli, drei Wochen vor der Bundesliga.

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