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Eine Schülerin der fünften Klasse hebt im Unterricht den Finger. Foto: Daniel Karmann/dpa

© picture alliance/dpa/Daniel Karmann

Sollten wir Kinder für den Krieg vorbereiten?: Das hält die Tagesspiegel Community von Zivilschutzübungen an Schulen

Mit Zivilschutzübungen möchte Stark-Watzinger Kinder für Krisen bereitmachen. Junge Menschen müssten mit Gefahren umgehen lernen. Was meinen unsere Leser dazu?

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Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat sich in ihrem jüngsten Vorstoß dafür ausgesprochen, Zivilschutzübungen an Schulen durchführen zu lassen. Junge Menschen sollten auf Krisen und den Kriegsfall vorbereitet sein. 

Das müsse kein eigenes Schulfach, aber Lerninhalt sein. Die Schulen hätten die Aufgabe, Risiken altersgerecht aufzuzeigen. Sie begrüßte auch die vom Städte- und Gemeindebund angestoßene Debatte über die Schaffung neuer Schutzräume. 

Nötig sei zudem „ein unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“, die Teil der Gesellschaft sei. Die jungen Menschen müssten die Bedrohungen der Freiheit kennen und mit den Gefahren umgehen können, sagte Stark-Watzinger weiter. 

Gehört Zivilschutz in die Schulen? Ist unsere Gesellschaft auf Katastrophen gut vorbereitet?

Drei Experten haben in unserer Kolumne „3 auf 1“ die Frage erörtert, ob sich Kinder an Schulen auf Krieg und Krisen vorbereiten sollen. Unter folgendem Link können Sie den Artikel nachlesen:

Die Einschätzungen unserer Experten haben bei unseren Leserinnen und Lesern eine lebhafte Debatte entfacht. Im Folgenden präsentieren wir eine redaktionelle Auswahl an Reaktionen aus der Tagesspiegel-Community.


micky64
Das Wissen um Verhaltensweisen im Katastrophen- oder Kriegsfall ist keine Vorbereitung zur Herbeiführung dieser Extremsituationen, sondern kann im Ernstfall Leben retten. Wir können keine Glocke über unsere Kinder stülpen, wir müssen sie zur Selbstständigkeit erziehen.


Kasano
Sollte man sich nicht zuerst mal drum kümmern, dass die Bildung funktioniert? Dass es genug Lehrer_innen gibt und die Schulgebäude intakt sind? Da hat Deutschland noch sehr viel Nachholbedarf.


Lincoln_bln
Katastrophenschutz ist nicht gleich mit Krieg zu setzen. Als ehemaliger Ausbilder und ehrenamtlicher Brandschützer bei uns im Betrieb habe ich feststellen müssen, dass die Azubis weder Kenntnisse hatten, wie sie sich im Brandfall zu verhalten haben, noch welche Maßnahmen zur Brandvermeidung zu treffen sind.

Auch bei der Ersten Hilfe oder beim Verhalten bei schweren Wasserschäden und Überschwemmungen waren null Kenntnisse vorhanden. Das sollten die Kids zumindest in den Schulen beigebracht bekommen!


MichelMik
Wenn wir Kinder für den Krieg vorbereiten wollten, zeugt es davon, dass wir Erwachsene nicht in der Lage waren, den Frieden zu wahren! Eine Bankrotterklärung der so aufgeklärten Welt! Traurig!


MuedeJoe
Kindern kann man tatsächlich mehr zutrauen als viele denken, man muss sie nicht in Watte packen. Ihnen so etwas beizubringen muss ja nicht wie in den USA und den Amoklaufübungen ablaufen.

Sicherlich kann man das Wort Kinder in dem Zusammenhang auch mal altersmäßig definieren, aber so ab 10 Jahren würde ich vielen mittlerweile eine Menge zutrauen, auch wenn ich dem ganzen ebenso skeptisch gegenüber stehe.

Wir müssen uns endlich mal den Realitäten stellen und nicht irgendwelchen Idealen und Wunschvorstellungen hinterherrennen.


O.L.
Ich finde den Vorstoss gut. Willkommen in der Wirklichkeit. Zu lang haben wir uns zurückgelehnt.


Wenn mit Kindern und Jugendlichen das adäquate und helfende Verhalten in Unfall- und Notsituationen im Vorfeld eingeübt wird, steigt die Chance erheblich, dass im Ernstfall besonnen gehandelt wird. 

Tagesspiegelleser Offenbach-am-Meer

Warmschale
Sich für den Krieg vorbereiten heißt, immer einen Koffer gepackt zu haben und einen vollen Tank zu haben, um rechtzeitig abhauen zu können, wenn unsere Politiker uns verkaufen.

Die müssen nicht kämpfen und sterben, das erwarten sie von der jungen Generation. Und wofür? Für das Eigentum und die Interessen der oberen 1000? 

Was bekommt man als Soldat denn so? Den Dank des Vaterlands? Muss der Soldat dann keine Steuern mehr bezahlen? Bekommt er von Piech, Klatten und Quandt alle paar Jahre ein neues Auto geschenkt? Kann er lebenslang bei Aldi-Albrecht umsonst einkaufen? Nein? Wieso nicht? 

Wieso sollen junge Menschen einen Staat verteidigen, in dem ihnen nichts gehört? Ich kann nur jedem raten, sich dünne zu machen, wenn es losgeht.

So wie auch viele Ukrainer und Russen nicht für diese Fiktion von Vaterland sterben wollten. Das sollen sie mal den Reichen überlassen, denen alles gehört und die als einzige von Kriegen profitieren.


Lehrerausberlin13
Sollen das auch wieder die Lehrer machen? Kommen wir auch noch mal zum unterrichten?



Offenbach-am-Meer
Wenn mit Kindern und Jugendlichen das adäquate und helfende Verhalten in Unfall- und Notsituationen im Vorfeld eingeübt wird, steigt die Chance erheblich, dass im Ernstfall besonnen gehandelt wird.

Vor diesem Hintergrund üben wir z.B. Feueralarm und geordnetes Verlassen der Einrichtung, haben einen definierten und beschilderten Sammelplatz, eine schnell zugängliche Notfallmappe an präsenter Stelle.

Für Unfälle etwa auf dem Schulweg zum Hort gibt es das Drei-Kinder-Prinzip: Immer mindestens zu dritt, damit ein Kind bei dem Verunfallten bleibt und das dritte Hilfe holen kann.

Dabei geht es jedoch immer um die Hilfestellung für und die Rettung von Schutzbefohlenen, in diesem Fall von Grundschulkindern. Verantwortlich dafür sind und bleiben die Erwachsenen und vor allem die Fachkräfte.

Die Art und Weise, wie Stark-Watzinger sich unvermittelt äußert, wirkt auf mich aber mehr so plakativ und alarmistisch: Alles liegt in Schutt und Asche, sämtliche Rettungskräfte gebunden oder tot, dann müssen halt Kinder und Jugendliche ran!

Nein, müssen und dürfen sie nicht! Gegen ein Training, wie Kinder und Jugendliche sich selbst und Anderen besonnen beistehen können, sage ich nichts. Alles andere aber ist freiwillig und bietet z.B. die Jugendfeuerwehr an.

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