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Am Sonntag wird in den Bundesländern Bayern und Hessen gewählt.

© Imago/Funke Foto Services/Kerstin Kokoska/Bearbeitung: Tagesspiegel

Söder, Faeser, Lindner : Für wen steht am Sonntag am meisten auf dem Spiel?

Am Sonntag wählen die Bürgerinnen und Bürger in Bayern und Hessen ihre neuen Landtage. Dabei geht es für einige Politiker um sehr viel. Drei Einschätzungen von Experten.

Am Sonntag werden in Bayern und Hessen neue Landtage gewählt. In Bayern steht Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder zur Wiederwahl. In Hessen möchte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Regierungschefin werden. Für FDP-Chef Christian Lindner ist das Abschneiden der Liberalen wichtig.

Für wen geht es um was? In unserer Reihe „3 auf 1“ geben drei Experten Antworten. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Es geht um Markus Söders Gewicht in der Union

Markus Söder spricht im Wahlkampf viel über die Stimme Bayerns, die ohne starke CSU in Berlin weniger gehört würde. Das stimmt, keine andere Partei im Bundestag hat vorrangig nur den Freistaat im Blick. Die eigene Landtagswahl am Sonntag ändert an diesem Einfluss nichts – wohl auch das Abstimmungsverhalten im Bundesrat nicht, weil Söder die „Bayern-Koalition“ mit den Freien Wählern fortsetzen dürfte.

Es geht um das Gewicht seiner Stimme in der Union. Weniger als die schon mageren 37,2 Prozent von 2018 wären keine Werbung für eine Kanzlerkandidatur. Fände sein Politikstil selbst im Freistaat wenig Anklang, warum sollte die CDU ihm den Vortritt lassen, da selbst die erfolgreichen Bayern Strauß und Stoiber im Bund scheiterten?

So kann sich Söders Ausgangsposition am Sonntag erheblich verschlechtern. Ganz aus dem Spiel wird er aber so oder so nicht sein. Als Parteichef behält er ein Mitspracherecht, wenn in einem Jahr die K-Frage beantwortet werden soll. Nach den für die CDU mutmaßlich schwierigen Wahlen in Europa und Ostdeutschland könnte Söder im Rückblick darauf verweisen, noch relativ gut abgeschnitten zu haben.


Für Nancy Faeser geht es ums politische Überleben

Für Nancy Faeser geht es bei der Wahl am 8. Oktober inzwischen ums politische Überleben. Als Spitzenkandidatin der SPD wollte sie Ministerpräsidentin von Hessen werden, bei einer Niederlage trotzdem Bundesinnenministerin bleiben. Doch kann sie das, wenn die SPD hinter CDU, Grünen und sogar der AfD landet?

Sie hat im Wahlkampf Fehler gemacht, auch in der Kommunikation. Die Forderung im Wahlprogramm, Geflüchteten nach sechs Monaten ein kommunales Wahlrecht einzuräumen, sei ein Tippfehler gewesen. Ein Wahlwerbespot, der Amtsinhaber Boris Rhein (CDU) in die Nähe der AfD rückte, wurde zurückgezogen. Dazu Faesers widersprüchliche Aussagen zu Grenzkontrollen in Deutschland.

Dass ihr die Trendwende noch gelingen könnte, scheint fast unmöglich. Trotzdem ist fraglich, ob Kanzler Olaf Scholz sie nach einer verlorenen Wahl entlässt. Schon aus Mangel an Alternativen. Hält er an ihr fest, fällt sie weich – lässt er sie gehen, wäre die Hessen-Wahl vielleicht das Ende ihrer politischen Karriere.


Droht ein heißer Herbst für Christian Lindner?

Der Blick von Christian Lindner dürfte am Sonntagabend auf Wiesbaden gerichtet sein. In Bayern ist seine FDP seit Jahren auf Achterbahnfahrt zwischen Landtag und außerparlamentarischer Opposition, doch in Hessen gehören die Liberalen zum Inventar. Scheitert die FDP nach Berlin, Niedersachsen und dem Saarland auch in den beiden einwohnerstarken Flächenländern an der Fünf-Prozent-Hürde, droht Lindner ein heißer Herbst.

Zwar hat sich noch kein Parteifreund erkennbar für seine Nachfolge als Vorsitzender in Stellung gebracht, doch angesichts mieser Umfragewerte und dem Verlust der Regierungsbeteiligungen in NRW und Schleswig-Holstein bröckelt Lindners Autorität weiter. Die Zahl derer in der FDP, die die Ampel (in die Lindner sie geführt hat) als Mühlstein ausgemacht haben, steigt. Ampelfreundliche Vertreter wurden bei den Fraktionswahlen zuletzt abgestraft.

Der Ampel droht neuer Ärger und für Lindner könnte der Spagat zwischen Finanzminister und Parteichef immer schwieriger werden. Am Sonntag geht es für ihn nicht nur um Hessen und Bayern.

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