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Zu wenige Ärzte in Potsdam?: Kassenärztliche Vereinigung bestreitet Ärztemangel

Eine Patientin findet im Norden keinen Hausarzt mehr. Die Kassenärztliche Vereinigung räumt ungleiche Verteilung der Praxen ein - aber bestreitet, dass es einen Ärztemangel in der Region gibt.

Silke Müller sucht einen Arzt – und findet keinen. Es geht um ihre 73 Jahre alte Mutter, die gerade nach Potsdam gezogen ist und unter Thrombose und anderen Krankheiten leidet. „Sie braucht dringend einen Allgemeinmediziner – und da sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, möglichst im Bornstedter Feld“, sagt Müller, die ihren richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will.

„Ich bin gleich bei mehreren Arztpraxen abgewiesen worden, immer mit der gleichen Begründung: Wir nehmen keine weiteren Patienten auf.“ Durch den Zuzug, gerade im Norden, sei die Zahl der Patienten immer größer geworden, hätten ihr Sprechstundenhilfen erklärt. Und: „Sie müssen sich einen anderen Arzt suchen.“ Inzwischen habe ihre Mutter zwar eine Praxis in der Innenstadt gefunden, sagte Müller – in der sie selbst das Personal kennt: „Ich finde es traurig, dass ältere Menschen quer durch Potsdam geschickt werden. Die Ärzte haben schließlich einen Versorgungsauftrag.“ Andere Arbeitskollegen im Bornstedter Feld hätten das Gleiche berichtet. Auch bei den PNN haben sich in den vergangenen Monaten immer wieder Leser gemeldet, die von Ärzten abgewiesen wurden, weil diese schon zu viele Patienten betreuen.

Doch nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) ist Potsdam in keiner Arztgruppe unterversorgt. „Ganz im Gegenteil – unsere Landeshauptstadt gehört im Vergleich zu anderen Regionen unseres Landes zu einem der bestversorgtesten Gebiete Brandenburgs“, sagte KVBB-Sprecherin Ute Menzel den PNN auf Anfrage. Allein bei den Hausärzten liege Potsdam mit 123 Medizinern bei einem Versorgungsgrad von 110 Prozent. Zum Beispiel bestehe mit neun Dermatologen ein Versorgungsgrad von 117 Prozent, 15 Augenärzte würden sogar 123 Prozent bedeuten. Statistiken nach Stadtteilen würden allerdings nicht geführt, sagte die Sprecherin.

Gleichwohl räumte sie ein, dass sich die Verteilung der Arztpraxen im Stadtgebiet „sehr unterschiedlich“ darstelle. Die höchste Dichte sei unter anderem in Babelsberg und im Zentrum der Stadt zu verzeichnen – „im Potsdamer Norden und weiteren Randgebieten sind diese Konzentrationen nicht so ausgeprägt“. Dies sei jedoch kein Mangel, so die Sprecherin. Es handele sich vielmehr um das Ergebnis der unterschiedlichen Entwicklung der Stadtgebiete. „Durch ausgeprägte Verkehrsanbindungen sowie einen gut funktionierenden Nahverkehr ist es möglich, Arztpraxen in allen Teilen unserer Stadt problemlos erreichen zu können.“

Generell besteht laut KVBB eine Unterversorgung erst, wenn in einem Planungsbereich der Versorgungsgrad bei Hausärzten unter 75 und bei Fachärzten unter 50 Prozent liegt. „Sofern eine solche Situation eintrifft oder zu erwarten ist, können finanzielle Förderungen zur Ansiedlung weiterer Ärzte gezahlt werden“, sagte Menzel. Davon sei auch der Norden der Stadt weit entfernt. Dennoch habe man die Entwicklungen in den einzelnen Stadtteilen, inklusive den schnell wachsenden, im Blick und arbeite an Lösungen. Konkret nachgesteuert worden sei bereits im vergangenen Jahr bei den Kinderärzten: Hier habe der sogenannte Zulassungsausschuss mit Vertretern der Ärzteschaft und der Krankenkassen, der über die Zulassungen von Ärzten entscheidet, 1,5 zusätzliche Stellen für die kinderärztliche Versorgung in Potsdam genehmigt. Denkbar sei beispielsweise auch, zusätzliche Sprechstundenangebote und Zweigpraxen im Norden zu etablieren.HK

Eine Übersicht der Potsdamer Ärzte findet sich unter www.kvbb-arztsuche.de oder beim KVBB-Patiententelefon unter Tel.: (0331) 98 22 98 51

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