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Geschafft: Hugo Rittel aus Potsdam hat den Gardasee erreicht.

© Instagram

Zu Fuß von Potsdam nach Italien: Hugo ist am Gardasee

Zu Ehren seiner verstorbenen Oma: Mehr als 1000 Kilometer wanderte der 19-Jährige quer durch Deutschland.

Von Carsten Holm

Riva del Garda (Italien) - Er hat es geschafft: Nach 72 Tagen Fußmarsch ist der 19-jährige Potsdamer Hugo Rittel am Dienstag am Gardasee angekommen. Am 24. Mai ist er am Schloss Sanssouci gestartet, mehr als 1000 Kilometer hat er allein zurückgelegt, quer durch Deutschland. Ein paar Tage, kündigte er auf TikTok an, wolle er sich dort ausruhen und am Dienstag wieder nach Potsdam zurückkehren. „Mir kommen die Tränen”, sagte er, als er von einem Hügel hinab auf den von Bergen eingerahmten See sah. Die kamen ihm auch, als er kurz zuvor mit seiner Familie in Potsdam telefonierte. 

Rittel war zu Ehren und zum Gedenken an seine in Thüringen lebende Großmutter Renate zu seiner Wanderung aufgebrochen. Die Seniorin, zu der er eine innige Beziehung hatte, war im Frühjahr an einer Covid-Erkrankung gestorben. Ihr Enkel erzählte den PNN, dass seine Oma, die nie im Ausland gewesen war, mit ihm gemeinsam oft TV-Reportagen über den Gardasee gesehen und immer mal wieder einen Wunsch geäußert habe: „Wenn ich nochmal irgendwohin reisen könnte, dann zum Gardasee.” 

Es war ein schwerer Schlag für ihren Enkel, als seine Großmutter im Alter von 73 Jahren starb. Er beschloss, ihren Traum stellvertretend für sie zu erfüllen. Er machte sich allein auf den Weg, nur mit einem Ruck- und einem Schlafsack. Immer wieder erhielt der freundliche, aufgeschlossene Brandenburger Angebote von Hotels und Gaststätten, kostenlos einzukehren und zu übernachten. Hugo Rittel wurde zum Reiseblogger und dokumentierte seine Wanderung mitunter mehrmals am Tag unter „derallerechtehugo” auf TikTok und auf Instagram. Sein erstes Video, mit dem er sein Vorhaben verkündete, wurde 2,2 Millionen Mal gesehen.

Völlig untrainiert lief Hugo Rittel Ende Mai vom Schloss Sanssouci aus los Richtung Gardasee.
Völlig untrainiert lief Hugo Rittel Ende Mai vom Schloss Sanssouci aus los Richtung Gardasee.

© privat

Kinder feuerten ihn an: "Hugo, Hugo" 

Das ARD-Morgenmagazin berichtete über seinen Trip, auf den er sich nicht weiter vorbereitet hatte, zahlreiche Tageszeitungen ebenso. Die Aufmerksamkeit für ihn wurde so groß, dass es vorkam, dass ein Auto irgendwo in Süddeutschland langsam neben ihm fuhr, die Scheiben heruntergelassen wurden und die Kinder lautstark „Hugo, Hugo“ riefen.

Seine Follower nahmen großen Anteil, als er sich am Dienstag seinem Ziel näherte. „Auf meinem Navi sind es noch 8,5 Kilometer bis zum Hotel“, sagte er auf TikTok, als er das letzte Stück, umgeben von hohen Bergen, durch Weinstöcke ging, „Am anstrengendsten war der erste Tag der Alpenüberquerung“, resümierte Rittel und sprach von der beeindruckenden Landschaft am Tegern- und am Achensee. Er habe kein Geld für Wanderschuhe gehabt und inzwischen zwei Paar Schuhe aufgelaufen, eines sei sogar gesponsert worden. 

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Auf dem letzten Teilstück der Tour war es etwas knapp. Die Nebenstraße war eng, und als ein Auto entgegenkam, hatte der Potsdamer nicht bedacht, dass sein Fotostativ seitlich aus dem Rucksack herausragte. Er habe es „geschrottet“, erzählte er. Seine Follower waren dabei, als er sich kurz vor dem Gardasee mitten im Grünen auf einer Holzbank ausruhte. 

Spaghetti Bolognese und dazu ein Bier

Und sie kommentierten mit Begeisterung, was er geschafft hatte. „Bin ich die Einzige, die auch so aufgeregt ist?“, schrieb An.ia73, „Herzlichen Glückwunsch!“ schrieb Joshua Kimpfler. „Der erste Blick auf den Gardasee ist wunderschön“, fand Sophie-die grunemuddi. Und Mrs.sky.art berichtete von „Tränen und Gänsehaut“. Sie schloss: „Deine Oma ist stolz auf Dich.“

Auf dem Weg zu seiner Unterkunft kaufte der junge Wandersmann groß ein. Er hatte einen Gasherd im Zimmer und kochte sich sein Lieblingsgericht: Spaghetti Bolognese, dazu gab es ein Bier. Über den tieferen Sinn seiner Tour hatte er nach ein paar Tagen zu Fuß mit den PNN gesprochen. Er habe vieles in seinem Leben abgebrochen, sagte er, seine Ausbildung wie auch einzelne Projekte. Die Wanderung sei das erste, „dass ich durchziehe.“

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