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Landeshauptstadt: Ziemlich beste Freunde

Die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten feiern ihr 30-jähriges Bestehen. Und sie haben einen neuen Vorsitzenden: den ehemaligen Museumsdirektor Wilhelm Hornbostel

Von Katharina Wiechers

Das Bild ist sozusagen die Gründungsurkunde: Die „Einschiffung nach Kythera“ von Antoine Watteau war es, die 1983 eine Gruppe von Kunstfreunden in Westberlin zusammenbrachte. Sie wollten verhindern, dass das wertvolle Gemälde aus dem Jahr 1719 an einen beliebigen Sammler oder ein Museum außerhalb der Stadt verkauft wird und warben um Spenden. Ganze fünf Millionen Mark kamen damals zusammen, und als der Bund und Berlin jeweils noch einmal so viel gaben, war die Rettung besiegelt. Seitdem ist das Bild im Besitz der Schlösserstiftung und hängt im Schloss Charlottenburg. Doch statt sich zurückzulehnen, machten die Kunstfreunde weiter – bis heute. In diesem Jahr feiern „Die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten“ ihr 30-jähriges Bestehen.

Waren es anfangs noch 33, zählt der gemeinnützige Verein heute 1500 Mitglieder. Sie setzen sich meist für den Erwerb oder die Restaurierung von Kunstgegenständen und Möbeln ein – so halfen sie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten etwa in diesem Jahr bei der Ersteigerung der Büste von Königin Luise. Dieses wertvolle Frühwerk von Christian David Rauch (1777-1857) war durch Zufall in Österreich aufgetaucht und konnte nun in seine preußische Heimat zurückkehren.

Welche Projekte gefördert werden, wird immer eng mit der Schlösserstiftung abgestimmt, wie der Vorsitzende des Vereins, Wilhelm Hornbostel, sagt. Er steht erst seit Mai dieses Jahres an der Spitze der „Freunde“ und löste damit Andreas Graf von Hardenberg ab. 20 Jahre lang war Hornbostel Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, bis er 2008 in Pension ging. Hardenberg selbst sei es gewesen, der ihn bat, das Amt zu übernehmen, erinnert sich Hornbostel heute. „Er hat nicht lockergelassen.“ 2010 trat er dann in den Verein ein, wurde 2012 Mitglied des Vorstandes und in diesem Jahr nun eben Vorstandsvorsitzender. Im Sommer brachen der 70-Jährige und seine Frau die Zelte in Hamburg ab und zogen nach Berlin, in die Nähe des Botanischen Gartens. Auch Potsdam habe man als Wohnort im Auge gehabt, sagt Hornbostel. „Doch das hat der Geldbeutel nicht hergegeben.“ Ohnehin sei der jetzige Wohnort die perfekte Startrampe: „In 20 Minuten bin ich mit dem Auto in Potsdam, außer es gibt wieder eine Baustelle an einer entscheidenden Kreuzung“, sagt er lachend.

In Hamburg galt Hornbostel als erfolgreicher Spendensammler, viele Millionen trieb er für sein Museum ein. Es könne schon sein, dass dieser Ruf ihm vorausgeeilt sei und die „Freunde“ ihn auch deshalb zum Vorsitzenden haben wollten, sagt er, und dämpft aber gleich im Anschluss die Erwartungen. „Der Kampf um das Geld ist hier entschieden härter als in Hamburg“, sagt Hornbostel. Er will es dennoch versuchen: „Mein Ziel ist es, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen und das Spendenaufkommen zumindest auf jetzigem Stand zu halten.“

100 Euro kostet eine Mitgliedschaft derzeit im Jahr, dafür werden den „Freunden“ exklusive Führungen in den preußischen Schlössern, Vorträge und gemeinsame Exkursionen geboten. Doch allein von den Beiträgen kann der Verein die Projekte nicht finanzieren, für die einzelnen Vorhaben müssen gesondert Aufrufe an die Mitglieder und Großspender gerichtet werden. Eine weitere Geldquelle sind die Museumsshops, die eine vom Verein ins Leben gerufene GmbH betreibt und deren Erträge ebenfalls in den Erhalt der Schlösser und Gärten fließen.

Für den Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, ist diese in den 1990er-Jahren eingerichtete Institution sogar das „Meisterstück“ des Vereins. Die Shops wirtschafteten sehr gut und leisteten einen erheblichen Beitrag, sagt er. Überhaupt seien die „Freunde“ für die Schlösserstiftung der wichtigste private Partner. Nicht nur weil sie Geld einsammelten, sondern auch, weil sie der Schlösserstiftung wichtige Hinweise und Informationen lieferten. „Die ,Freunde’ wissen, wie die Besucher reagieren. Und es ist natürlich schön zu wissen, dass sie Werbung für uns machen“, sagt Dorgerloh. Zum Geburtstag wünsche er dem Verein, dass er sich weiter vergrößere, jung bleibe und weiter mit so großer Bereitschaft die Aktivitäten der Schlösserstiftung unterstütze. Und auch, dass die „Freunde“ künftig noch stärker in Potsdam zu Hause seien. Immer noch komme die deutliche Mehrzahl der Mitglieder aus Berlin, sagt Dorgerloh. In Potsdam gebe es seiner Meinung nach noch durchaus Potenzial.

Für Hornbostel sind hingegen weniger die Potsdamer ein Problem, sondern die übrigen Brandenburger. Jene Mitglieder ließen sich an mehreren Händen abzählen, sagt er. Dabei gibt es auch dort Bedarf an Engagement, wie etwa das derzeitige Hauptprojekt des Vereins zeigt: In Schloss Rheinsberg unterstützen die „Freunde“ die Sanierung des Bacchuskabinetts, zur Saison 2014 soll es wieder eröffnen.

Auch Hornbostel hat einen Wunsch zum Jubiläum und für seine künftige Arbeit: Er möchte die Zusammenarbeit mit der Schlösserstiftung noch weiter verstärken. Schon jetzt sei das Verhältnis sehr eng, betont er, und Dorgerloh leiste eine hervorragende Arbeit, sei voller jugendlichem Schwung. Doch wünsche er sich häufigere Treffen, etwa in Form eines regelmäßigen Vier-Augen-Gesprächs zwischen ihm und Dorgerloh beziehungsweise zwischen Vorstand und Direktorium ein- oder zweimal im Jahr. Dass er als neuer Vereinsvorsitzender gut mit dem Generaldirektor auskommen wird, bezweifelt Hornbostel nicht: „Zwar befinden wir uns noch in der Schnupperphase, aber die Sterne stehen sehr gut.“

Zurzeit begleitet Hornbostel einige der Führungen, um möglichst viele „Freunde“ persönlich kennenzulernen. Und auch nach zahlungsfreudigen Geldgebern streckt er in Berlin seine Fühler aus, immer mit einem Mitgliederformular in der Anzugtasche, wie er zugibt. „Wenn dann bei einem Abendessen die Stimmung steigt, will ich die Gunst der Stunde nutzen“, sagt er und lächelt. Er hat viel vor in Potsdam und Berlin. Und wer den Zustand einiger Schlösser und Parkanlagen betrachtet, merkt schnell: Es gibt für die „Freunde“ noch genug zu tun. Mindestens die kommenden 30 Jahre lang.

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