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Landeshauptstadt: „Wir hoffen, dass wir es überstehen“

Die Geschäftsleute an der Friedrich-Ebert-Straße kämpfen mit dem Krach und Staub der Bauarbeiten

Innenstadt - Bagger fahren vorbei, Presslufthämmer verdichten den Boden, es staubt, es lärmt – doch die Gewerbetreibenden an der Friedrich-Ebert-Straße stehen den gegenwärtigen Bauarbeiten in ihrer Straße teils mit einem gelassenen Stoizismus gegenüber. „Eine Baustelle ist grundsätzlich geschäftsschädigend“, erklärte zwar Sylvia Ihlenfeldt vom Einrichtungshaus More & Wolf gestern den PNN. „Aber man kann sie nicht verhindert“, setzt sie hinzu und gibt zu Bedenken, dass die Friedrich-Ebert-Straße nach Fertigstellung sehr attraktiv sein wird: „Es ist dann die Verbindung zwischen Schloss und Innenstadt.“ Freilich kann sich nicht verstehen, dass ihre Kundschaft über „Geröll“ laufen müssen, um in das Geschäft gelangen zu können; der Bauträger hätte wenigstens ein paar trittsichere Planken auslegen können.

„Wir hoffen, dass wir es überstehen“, sagt Gabriele Conrad vom „Schweitzer Sortiment“, einem Fachbuchladen für die Themen Recht, Wirtschaft und Steuern. Allerdings, sagt sie, war die Friedrich-Ebert-Straße gegenüber Bibliothek und Fachhochschule „nie ein guter Standort“ – könnte es aber werden: Wenn an der anderen Straßenseite eine Häuserzeile eingezogen ist, wird der Abschnitt Fußgänger-Zone und vielleicht ein Ort, „wo die Leute flanieren“. Bis dahin mache sich aber das Fehlen von Parkplätzen bemerkbar. Auch bleiben die Touristen weg, die vor Beginn der Bauarbeiten im Vorfeld des Landtagsneubaus gern Belletristik, Geschenkbände oder Stadtführer kauften. Eine Tür weiter, in der „unscheinbar“, stehen noch die Hocker auf den Tischen. An der Tür informiert die Bar, dass sie jetzt ab 20 Uhr geöffnet hat – nach Feierabend der Bauarbeiter.

In die Nachtstunden ausweichen kann Thomas Buttenberg dagegen nicht. Allerdings schätzten viele Stammkunden seine Arbeit und ließen sich nicht von der Baustelle abhalten. Auch arbeite er viel außer Haus. Dass aber ein Graben, bis alle Leitungen gelegt sind, vier mal auf- und wieder zugemacht und verdichtet wird, versteht er nicht. Kritisch merkt er an, dass den Gewerbetreibenden ein provisorischer Straßen-Übergang „versprochen oder in Aussicht gestellt“ worden sei – ohne dass es ihn wirklich gibt. Nun ziehen die vom Bahnhof kommenden Touristen auf der Seite der Fachhochschule in Richtung Innenstadt – und lassen die Läden gegenüber links liegen.

Beim Friseur herrscht gerade Andrang, aber nur, weil er zwei Tage geschlossen hatte. Die Friseusinnen gehen sehr humorvoll mit der Situation um, beklagen aber einen enormen Verbrauch an Glasreiniger, um die stets verstaubte Fensterscheibe klar zu halten.

Einzig richtig getroffen hat es Fouad Abdallah, den Betreiber des Filmcafés, dass wie das Zentrum der Baustelle wirkt. Von Bauzäunen umstellt, hat er trotzig doch ein paar Stühle und Tische in die Sonne gestellt – doch darauf sitzen wollen die wenigsten. Im Café selbst ist es zur Mittagszeit zumindestens nicht leer. Der Libanese sagt, er bewundere seine Gäste, die sich von Staub und Krach nicht davon abhalten lassen, bei ihm die gute libanesische Küche und die in Potsdam einmalige orientalische Atmosphäre zu genießen. Jeder sage ihm, wenn das Landtagsschloss im Jahr 2011 stehe, werde es ihm mit seinem Café im ehemaligen Marstall des Stadtschlosses richtig gut gehen. „Aber bis dahin muss ich überleben“, sagt Fouad Abdallah nachdenklich. Und ergänzt: Bis es soweit ist, könne er „jede Unterstützung gebrauchen“. Die kommt zunächst von der deutschen Fußball-Nationalelf: Fouad Abdallah überträgt die Spiele auf Großbildleinwand – und wenn die Deutschen spielen, sei der Laden voll. Für das Spiel gestern Abend gegen Portugal hatte er sogar Tischreservierungen.

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