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Landeshauptstadt: Wenn Suchtkranke nicht in die Klinik wollen

In der Aue gibt es Brandenburgs erste Tageseinrichtung – mit Warteliste

Babelsberg - Für Suchterkrankungen gilt: Je länger die Phase des Entzugs, desto niedriger das Rückfallrisiko. Die neue, in Brandenburg einzige Tagesklinik für Abhängigkeitserkrankungen will hier anknüpfen. Wer nach dem stationären Entzug oder von Anfang an für eine ambulante Betreuung bereit ist, für den ist die neue Tagesklinik des Klinikums „Ernst von Bergmann“ in Babelsberg eine Alternative zum Krankenhaus.

Am gestrigen Freitag wurde das Haus offiziell eröffnet. Nach den guten Wünschen der Beigeordneten für Gesundheit, Elona Müller-Preinesberger (parteilos), konnten Klinikchef Christian Kieser sowie seine Kollegen Oberärztin Sibylle Kaps-Sommer, Matthias Kusch und Philipp Neumann von ersten Reaktionen der Patienten berichten. Diese hätten sich in Fragebögen sehr zufrieden geäußert, sagte Kieser. Die Tagesklinik in der Straße In der Aue kann 15 Patienten gleichzeitig betreuen, überweisen kann jeder Arzt. Bereits seit Januar ist die Klinik gut nachgefragt, es gibt eine Warteliste. Derzeit betrage die Wartezeit ein bis zwei Wochen. Die individuelle Behandlungsdauer liegt bei zwei bis acht Wochen. Während dieser Zeit werden die Patienten täglich von etwa 8 bis 16 Uhr im Haus von Ärzten, Sozialarbeitern und Ergotherapeuten betreut. Auf dem Tagesplan stehen neben gemeinsamen Mahlzeiten Sport und Kochkurse, Akupunktur und Entspannung, Gesprächskreise und Ausflüge. Der wesentliche Unterschied zu einem stationärem Aufenthalt bestehe darin, dass den Patienten eine regelmäßige Tagesstruktur geboten werde sowie das soziale Umfeld erhalten bleibe. Das sei gerade für Eltern mit Kindern sehr wichtig. „Wir wollten ein niedrigschwelliges Angebot schaffen, auch für Menschen, die Angst haben vor einer Stigmatisierung“, sagt Kaps-Sommer.

Die Möglichkeit, die Tagesklinik zu eröffnen, war im Zuge der Umstrukturierung des Klinikums entstanden: Nachdem die Infektiologie von Babelsberg auf den Campus an der Charlottenstraße gezogen war, konnte die Station für die neue Nutzung umgebaut werden. Langfristig wünscht sich Kieser eine Anbindung seiner Klinik an den „Bergmann“-Campus. Dort sei man besser erreichbar sowie an die weiteren medizinischen Abteilungen und die zentrale Notaufnahme angebunden. S. Pyanoe

S. Pyanoe

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