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Landeshauptstadt: Wenn Steine reden könnten Voltaire-Schüler stellten Spurensuche-Projekt vor

Dem Schicksal von vier Potsdamer Schülern, die 1945 von der Besatzungsmacht verhaftet worden waren, gehen Achtklässler der Voltaire-Gesamtschule nach. Darüber wollen sie auch einen Film drehen.

Dem Schicksal von vier Potsdamer Schülern, die 1945 von der Besatzungsmacht verhaftet worden waren, gehen Achtklässler der Voltaire-Gesamtschule nach. Darüber wollen sie auch einen Film drehen. Weil die Vier den Russisch-Unterricht verweigerten, wurden sie unter dem Vorwurf antisowjetischer Tätigkeit zum Tode verurteilt. Nur der damals erst 15-jährige Hermann Schlüter entging der Erschießung und wurde zu 20 Jahren Zwangsarbeit „begnadigt“. Schlüter überlebte das sibirische Straflager Workuta und stellte sich jetzt den jungen Geschichtsforschern als Zeitzeuge zur Verfügung.

In dem Projekt „Wenn Steine reden könnten: die Potsdamer Lindenstraße“ wenden sich zwei Schülergruppen dem barocken Kommandantenhaus zu, das nach 1945 vom sowjetischen Geheimdienst und dann von der DDR-Staatssicherheit als Untersuchungsgefängnis genutzt wurde. Erste Ergebnisse der von der Sozialpädagogin Astrid Priebs-Tröger geleiteten und von der Geschichtslehrerin Gabriele Woitala begleiteten Projektarbeit stellten sie gestern Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka vor, die die Patenschaft über das Vorhaben übernommen hat.

Das Projekt hat auch zwei andere Themen. Eine Gruppe forscht zur Geschichte der eigenen Schule seit der Wendezeit. Überrascht nahmen die 14-Jährigen zur Kenntnis, dass ihre Bildungseinrichtung Anfang der 90er Jahre durch Gewalt- und Drogenprobleme eine unrühmliche Rolle spielte, bis sie durch die neu eingesetzte, energische Schulleiterin Ortrud Meyhöfer zu einem Vorzeigebeispiel wurde. „Einzelkämpferin“ ist Hanna Tröger. Sie hat die überaus anspruchsvolle Aufgabe in Angriff genommen, anhand der Baudenkmale, Betriebe, Geschäfte, Gaststätten und menschlicher Schicksale Wachsen und Wandel der Lindenstraße in den letzten 70 Jahren zu erkunden und in einer Fotoausstellung zu zeigen.

Am 16. November wird sich herausstellen, ob die Voltaire-Schüler mit ihrem Projekt der Konkurrenz aus dem ganzen Land Brandenburg standhalten können. Dann werden im Alten Rathaus die Ergebnisse des Jugendprogramms „Zeitensprünge“ präsentiert, an dem sich fast 1700 Jugendliche aus den neuen Bundesländern mit 143 Projekten beteiligen. Es soll, so Ministerin Wanka, durch die konkrete Beschäftigung mit der „Geschichte vor Ort“ das Heimatgefühl stärken und so auch der Abwanderung der jungen Generation nach West- und Süddeutschland entgegenwirken.

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