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Landeshauptstadt: Wenn der Prinz anklopft

Horst Pomplun ist Potsdams berühmtester Personenschützer. Zu seinen Kunden zählen Präsidenten und Scheichs. Der Bodyguard schreibt Bücher und organisiert ein Kinderfest

Dieses Projekt kostet Nerven. So viel Kleinteiliges ist vorzubereiten. Und dann noch das Wetter. Was, wenn es regnet? Horst Pomplun, seit 50 Jahren weltweit im Polizeidienst und Personenschutz unterwegs und mit Krisenmanagement vertraut wie sonst keiner, organisiert ein großes Kinderfest. Und kommt darüber ins Schwitzen. Vielleicht, weil er eben doch nicht mehr der Jüngste ist, auch wenn er aus seinem Alter – „Ich glaube 69“ – gern ein Geheimnis macht. Vielleicht auch, weil er das Kinderfest genauso ernst nimmt wie andere, richtige Jobs. Und weil er will, dass alles klappt. Bis ins letzte Detail plant er die Kinderbespaßung, den Parcours im Garten, wo sich jeder Stippie im Schnellkurs zum Nachwuchs-Personenschützer ausbilden lassen kann; die Ausstellungen über seine Firma und das historische Haus, die Buchlesung für Erwachsene und das abendliche Dinner für geladene Gäste. „Es werden immer mehr“ stöhnt der große Mann hinter seinem antiken Schreibtisch.

Der Anlass für die Feierlaune? Horst Pomplun zögert. Da wäre zunächst das neue Buch, zweiter Band seiner Erinnerungen „Mein Leben als Personenschützer“, der gerade heraus gekommen ist. Außerdem geht er – wieder einmal – in den Ruhestand. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er das nicht durchhalten wird. Auch wenn er sagt, dass vielleicht, irgendwann, sein Neffe die Firma übernehmen wird. Jetzt erst mal will er mit dem Fest etwas für Kinder machen. Kinder, die oft genug in die Schlechtigkeiten dieser Welt verwickelt werden. Bei Kindern bricht es ihm das Herz. Er hat selber drei – und drei Enkel. Heute wird gefeiert in der Großen Weinmeisterstraße. Jeder ist willkommen.

In Potsdam kennt man Pomplun bisher vornehmlich als schillernden Inhaber einer der erfolgreichsten Personenschützer-Firmen Deutschlands und als Ausbilder. Er schaffte es, das Berufsbild neu zu definieren und entwickelte zusammen mit der Industrie- und Handelskammer eine Ausbildung für Personenschützer. 1200 Stunden umfasst der Grundkurs, dazu kommt die Praxis.

Wer bei Pomplun gelernt hat, kann Promis und Prinzen begleiten, ist körperlich topfit, kann mit Waffen umgehen und weiß, wie man sich bei beim Dinner oder Ball benimmt. Auf Etikette, Respekt, Diskretion und Höflichkeit legt Pomplun großen Wert. Mit ein paar ruhigen, netten Worten kann man brenzlige Situationen manchmal von vornherein vermeiden.

Er selbst wurde zunächst Polizist. Weil er mit 17 Jahren zusah, wie an einer Imbissbude ein junges Mädchen angepöbelt und der Mann, der ihr helfen wollte, von prügelnden Rockern totgeschlagen wurde. Keiner der umstehen Männer half und Pomplun war zu weit weg, um zu helfen. Gibt viel zu wenig Zivilcourage, sagt er. Und rät: „Wenn Sie in Not sind, schreien Sie nicht ,Hilfe’. Da kommt keiner. Schreien sie ,Feuer’. Da haben die Leute auch Angst um sich selbst.“

Als Polizist begleitete er Helmut Schmidt nach Saudi Arabien, wo er prahlte: Sicherheitsdienst – das könne er besser machen. Prompt kamen die Saudis später auf ihn zurück, wollten, dass er ihre Leute ausbildet. „Da musste ich mir schnell was einfallen lassen. Ich hatte doch überhaupt kein Konzept.“

Aus West-Berlin ging er nach der Wende zurück nach Potsdam, in die rückübertragene Familienvilla der Pompluns, in deren Kaminzimmer schon Kaiser und Prinzen gesessen hatten und wo er im Laufe der letzten Jahre Botschafter und Ministerpräsidenten empfing. Heute hat er zwölf feste Mitarbeiter, allesamt ausgebildete Sicherheitsleute, auch die Sekretärinnen. Und beschäftigt viele Freie. Die ersten Jahre im Osten waren schwer, sagt er, damals und eigentlich auch heute noch sind die professionellen Sicherheitsdienste voll mit einstigem Stasi-Personal.

Horst Pomplun aber bildete neue Leute aus, bald auch Frauen. Weil er eines Tages die Gattin eines Emirs ins Kaufhaus begleiten und dem Damentross stundenlang beim Shoppen zusehen musste. Da wurde ihm klar: Er braucht auch Frauen. Die sind gut, sagt er, die haben diesen Mutterinstinkt und gehen, wenn’s drauf ankommt, durchs Feuer. Oder schlagen mit der Handtasche zu, auch das könne sehr wirkungsvoll sein.

Die erste, die er ausbildete, war Ewa Maria, seine spätere Frau. Zusammen leben und arbeiten sei die Hölle, aber sie tun es seit 30 Jahren. Und wenn sie nicht wäre, hätte er es wohl nicht überlebt, als bei ihm vor acht Jahren „der Sensenmann anklopfte“. Die Krebserkrankung erschütterte ihn, aber er kam wieder auf die Beine und mischte sich, kaum raus aus dem OP, in eine Szene ein, als auf dem Flur ein Vater sein quengelndes Kind schlug. Da konnte er nicht zusehen. „Den müssen Sie anketten“, sagte der Arzt zu seiner Frau.

Daraus wurde nichts. Gerade hat wieder ein Prinz bei ihm angefragt, für dessen Großvater er schon arbeitete. Wie kann er da aufhören? Stattdessen schreibt er am dritten Band seiner Erinnerungen. Über Einsätze in der ganzen Welt und die schönen Nebenschauplätze, viel Schampus, viele junge Frauen. Das Buch ist stellenweise FSK 16, aber warum, sagt er, sollte er sich verstellen? „Wenn Sie nach 16 Stunden Arbeit ins Hotel kommen und dort von schönen Frauen angehimmelt werden – das baut einen richtig auf.“

Kinderfest am heutigen Samstag ab 13.30 Uhr, Lesung gegen 17 Uhr in der Großen Weinmeisterstr. 54/55

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