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Der flache Aradosee ist immer wieder vermüllt, im Sommer kommt es häufig zu Fischsterben. Biologie-Lehrer Jochen Woller und seine Schüler haben hier schon mehrere Aufräum-Aktionen durchgeführt. Er wünscht sich einen zweiten Durchstich zur Nuthe, damit die Wasserqualität steigt.

© Andreas Klaer

Was wird aus dem Potsdamer Aradosee?: Durchstechen statt Umkippen

Das Problem ist schon lange bekannt: Der Potsdamer Aradosee kippt in den Sommermonaten regelmäßig um. Die Fraktion Die Andere fordert nun, den See zu einem Biotop umzuwandeln.

Potsdam - Eigentlich sieht er ganz idyllisch aus: Überall sprießt es grün rund um den Aradosee, das Wasser wirkt sauber, nahe des Ufers schwimmen einige Enten und scheinen sich nicht an der Wasserqualität zu stören. Doch der kleine See an der Nuthe kippt regelmäßig um – im Juli und August, wenn es besonders heiß und trocken ist in Potsdam. Hunderte Fische, die in dem trüben Wasser zu wenig Sauerstoff bekommen, schwimmen dann tot an der Wasseroberfläche oder liegen verendend am Ufer.

Bislang hat sich wenig am Aradosee getan

Das Problem ist seit Langem bekannt, Angler beobachten das Fischsterben immer wieder, auch der Naturschutzbund Deutschland hat sich schon kritisch dazu geäußert. Getan hat sich bislang aber wenig. Nun hat die linksalternative Fraktion Die Andere einen Antrag gestellt, dass die Stadt Maßnahmen prüfen und ergreifen solle, um den See zu einem gesunden, naturnahen Biotop umzuwandeln. „Wir sind sicher, dass der Aradosee mit relativ geringem finanziellen Aufwand und mit ehrenamtlicher Unterstützung aus dem Stadtteil wieder zu einem stabilen Ökosystem entwickelt werden kann“, heißt es in dem Antrag.

Tatsächlich ist es ehrenamtlichem Engagement zu verdanken, dass der See in der Teltower Vorstadt heute relativ sauber aussieht: Lehrer und Schüler des Babelsberger Bertha von Suttner-Gymnasiums organisieren schon seit 2010 regelmäßig Aufräum- und Müllbeseitigungs-Aktionen. Auch die Bruno H. Bürgel-Grundschule beteiligt sich daran. Die größte dieser Aktionen fand 2013 statt, damals hatten sogar Eltern im See getaucht und dabei verrostete Einkaufswagen, alte Flaschen und anderen Unrat aus dem Wasser gefischt. Ein ganzer Abfall-Container war am Ende voll.

Müll hatte sich gesammelt

Jochen Woller, Bio- und Chemie-Lehrer am Bertha von Suttner-Gymnasium, ist von Anfang an mit dabei: Er steht am Durchstich am nördlichen Ende des Sees und zeigt auf das vergitterte Rohr, dass die einzige Verbindung des Gewässers mit der Nuthe darstellt: „Durch uns ist der Ablauf wieder freigeworden.“ Vor einigen Jahren hatte sich hier viel Müll gesammelt und die Lebensader des Sees verstopft.

Genau das ist das Problem: Im Wesentlichen ist der Aradosee, der einst durch Baggerarbeiten zur Begradigung der Nuthe entstanden war, ein stehendes Gewässer. Der kleine Durchstich reicht kaum aus, um einen gesunden Wasseraustausch in dem See zu gewährleisten. Da der See zudem mit etwa 3,5 Metern Tiefe sehr flach ist, kommt es an heißen Sommertagen immer wieder zu einem Anstieg der Nitrat- und Phosphatwerte und zu dem beobachteten Fischsterben. „Ein zweiter Durchstich am anderen Ende des Sees könnte zu einer besseren Zirkulation führen“, sagt Woller.

Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium übernimmt Aufgaben der Stadt Potsdam

Bislang beschränkt sich die Stadtverwaltung am Aradosee aber auf kosmetische Verbesserungen wie kleinere Baumpflegemaßnahmen: Derzeit werde „die Beseitigung einer Schadstelle in der Uferböschung vorbereitet“, antwortete Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage der PNN. Ein zweiter Durchstich sei unnötig: „Die Untere Wasserschutzbehörde hat alle vorhandenen Einleitstellen geprüft und diese neu geregelt, um die schädliche Stoffzufuhr zu begrenzen“, sagt Brunzlow. Aber man schätzt das Engagement der Schüler: „Wir freuen uns über die Initiative der Schülerinnen und Schüler vom Bertha-von-Suttner-Gymnasium und danken für die Unterstützung“, so Brunzlow. Kein Wunder: Immerhin übernimmt die Schule zum Teil Aufgaben der Stadt.

Woller selbst würde sich wünschen, dass der Aradosee irgendwann wieder wie vor über 70 Jahren von den Anwohnern als Erholungsort genutzt werden kann: „Die alten Babelsberger haben früher hier gebadet.“ Heute schwer vorstellbar: Kaum jemand kennt den See, der mitten in der Stadt liegt, es gibt nicht einmal eine Sitzbank am Ufer, hier und da sieht man eine Feuerstelle.

Hier blüht das Leben

Lediglich Angler suchen den fischreichen Aradosee oft auf; der Deutsche Anglerverband hat ihn als Angelsee gepachtet. Tatsächlich blüht das Leben in dem unscheinbaren Gewässer: Es gibt viele Güster, Karauschen, Plötze, Bleie und Hechte im Wasser, auch Graureiher, Mandarin-Enten, Biber und Schildkröten findet man hier.

Die Schüler des Suttner-Gymnasium werden dem See weiterhin Besuche abstatten und ihn als Forschungsobjekt nutzen: Im August – wenn die Wasserqualität wieder kritisch wird – startet ein Seminarkurs für die 11. Klasse, in dem viele Exkursionen sowie Wasserproben am See stattfinden sollen. Bis sich von Seiten der Stadt etwas bewegt, kann es noch dauern: Laut Antrag der Fraktion Die Andere sollen die Stadtverordneten im September über den Sachstand zum See informiert werden.

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