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In der Friedenskirche (r.o.) im Park Sanssouci wollen sich Preußenprinz Georg Friedrich und seine Verlobte, Sophie Prinzessin von Isenburg, am 27. August das Ja-Wort geben. Anschließend wird in den Neuen Kammern (großes Bild) gefeiert.

© Manfred Thomas, Andreas Klaer, dpa

Von Klaus Büstrin: Trauung auf ökumenisch

In der Friedenskirche heiraten Sophie Prinzessin von Isenburg und Georg Friedrich Prinz von Preußen

Hochzeit feiern auf Schloss Birstein im Hessischen kann jeder, der das nötige Kleingeld hat. Geworben wird dafür in Prospekten und im Internet: „Im kleinen Stucksaal, einem der schönsten Räume im Schloss Birstein, können Sie den Bund fürs Leben schließen. Der ,Hochzeitssaal’ ist über eine historische Eingangshalle mit Freitreppe zu erreichen. Er befindet sich in der ersten Etage des Schlosses und gewährt Ihnen einen wunderschönen Blick auf den Springbrunnen im großen Schlosshof. Bestuhlt bietet er Ihnen und bis zu 36 Gästen stilechte Sitzgelegenheiten.“

Prinzessin Sophie, die zweite Tochter von Franz Alexander Fürst von Isenburg und Christine Fürstin von Isenburg, geborene Gräfin von Saurma, wird nicht auf dem Stammschloss ihrer Familie Hochzeit feiern, sondern in Potsdam. Das Stuhlangebot für die Feierlichkeiten scheint im gemütlichen Schloss viel zu gering für die zahlreichen Gäste zu sein, die am 27. August erwartet werden. Auch sollte der Ort dem Rang des Bräutigams angemessen sein. Schließlich kommt er aus einer Familie von einstigem europäischen Rang, aus der Herrscherfamilie Preußens und des deutschen Kaiserreichs: Georg Friedrich Prinz von Preußen, der 34-jährige Chef des Hauses Hohenzollern. Die preußischen Schlösser in Potsdam oder Berlin geben für die Hochzeitsfeier die schönste Kulisse.

Im Schloss Birstein würde man zwar in den eigenen vier Wänden zu Hause sein, im Park Sanssouci und in seinen Schlössern ist man dagegen nur zu Gast. Im Jahre 1926 sollten die deutschen Fürsten nach einer Volksabstimmung und dem Gesetz enteignet werden. Doch es traten anstelle der entschädigungslosen Enteignung individuelle Abfindungsverträge. Auch für die Hohenzollern-Familie. Die großen Potsdamer Schlösser, mit Ausnahme von Cecilienhof, wurden Staatseigentum. Georg Friedrich Prinz von Preußen und Sophie Prinzessin von Isenburg haben die ehemalige Residenzstadt für die Hochzeitsfeierlichkeiten gewählt, weil in ihr die Hohenzollern glanzvolle Geschichte geschrieben haben. Doch auch all die Widersprüchlichkeiten, für die die Könige sorgten, sind mit dieser Stadt verbunden. Die schmerzlichste Niederlage für die Monarchie ereignete sich im Neuen Palais: Von hier aus reisten der letzte Kaiser Wilhelm II. und sein Frau Auguste Victoria nach ihrem Abtritt von der politischen Bühne ins holländische Exil.

Neben den königlichen und fürstlichen Hochzeiten, die in diesem Jahr in London und Monaco für große Medienereignisse sorgen, wird man auch auf Potsdam schauen. Sicherlich nicht in dem überragenden Maße wie bei den Eheschließungen von Prinz William, des Enkels von Königin Elisabeth II., mit Kate Middleton am 29. April und Fürst Albert II. von Monaco mit Charlene Wittstock am 8. Juli. Bis Sophie und Friedrich sich das Ja-Wort geben, gehen noch gute fünf Monate ins Land, aber ein überregionales Interesse wurde schon seit Januar nach Bekanntgabe der Heirat entfacht.

Am 27. August wird dann die Friedenskirche im Park Sanssouci im Blickpunkt stehen. Denn in dem italienisch geprägten Gotteshaus wollen sich der 34-jährige Chef des Hauses Hohenzollern und die 32-jährige Sophie Prinzesin von Isenburg das Ja-Wort geben. Der Ur-Ur-Enkel von Kaiser Wilhelm II., Georg Friedrich, ist der Sohn von Prinz Louis Ferdinand jr. und dessen Frau Prinzessin Donata, geborene zu Castell-Rüdenhausen. Er wuchs in Fischerhude bei Bremen und in Sievershagen (Schleswig-Holstein) auf, studierte in Freiberg (Sachsen) und arbeitet für ein Rostocker Unternehmen, das Patente aus dem Hochschulbereich vermarktet. Seine Braut Prinzessin Sophie von Isenburg stammt aus einem Fürstenhaus, dessen Wurzeln sich bis ins Jahr 963 zurückverfolgen lassen. Sie hat in Freiburg und Berlin studiert und arbeitet in einem Unternehmen, das gemeinnützige Organisationen berät.

Man hat sich für eine ökumenische Trauung entschieden. Sophie stammt aus einer katholischen Familie, die preußischen Hohenzollern sind traditionell evangelisch. So wird der Alt-Abt des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz im Wienerwald, Gregor Henckel von Donnersmarck (sein Neffe ist der Oscar-Preisträger Florian) den katholischen Part übernehmen, von evangelischer Seite ein Geistlicher aus Jerusalem, dessen Name noch nicht bekannt ist. Zur Erlöser- und Himmelfahrtskirche sowie den kirchlichen Einrichtungen und der deutschen evangelischen Gemeinde der „Heiligen Stadt“ hat die Hohenzollern-Familie enge Beziehungen. Zum 100-jährigen Bestehen der Kaiserin-Augusta-Victoria-Stiftung Jerusalem im vergangenen Jahr war neben der damaligen brandenburgischen Kulturministerin Martina Münch (SPD) der Chef der Hohenzollern Ehrengast der Feierlichkeiten.

In den Gottesdienst der Friedenskirche im Park Sanssouci kamen am Neujahrstag 2011 Prinzessin Sophie und Prinz Georg Friedrich. Der 150. Todestag des Bauherrn des Gotteshauses, König Friedrich Wilhelms IV., am 2. Januar, der hier gemeinsam mit seiner Frau, Königin Elisabeth, die letzte Ruhe fand, war wohl ein guter Anlass, die Kirche bereits zu inspizieren. Denn auch der Berliner Dom wurde in die engere Wahl gezogen. Rund 700 Gäste sollen nach PNN-Informationen an dem Trau-Gottesdienst in Potsdams Friedenskirche teilnehmen. Der anschließende Empfang soll dann in kleinerem Rahmen stattfinden, voraussichtlich in den Neuen Kammern, die Friedrich der Große für seine Gäste erbaute. Wer sich aus dem deutschen und internationalen Hochadel, von den königlichen Familien und Herrscherhäusern in Potsdam einfindet, darüber hüllt man sich bislang noch in Stillschweigen.

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