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Von Kirsten Graulich: Rübchenbauer nach Brand in Not

Neuer Zaun in der Lagerhalle vernichtet: Weil die noch nicht eingezäunt war, zahlt die Versicherung nicht

Teltow – In diesem Jahr läuft die Rübchenernte gut, trotzdem geht es Biobauer Axel Szilleweit schlecht. Grund sind mehr als 30 000 Euro Verlust, die ein Brand auf seinem neuen Gewerbehof im Schenkendorfer Weg verursachte. Am 4.Oktober brach am Nachmittag ein Feuer in einer der Lagerhallen auf dem 15 Hektar großen Areal aus. Dabei wurde auch der erst am Vortag dort eingelagerte Maschendrahtzaun vernichtet. Mit ihm sollte der neue Gewerbehof gesichert werden. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand zwar schnell löschen und auch verhindern, dass sich das Feuer ausbreitet. „Doch von dem rund zwei Kilometer langen Zaun ist nichts mehr brauchbar, alles verkohlt“, stellte Szilleweit nach den Löscharbeiten fest.

30 000 Euro habe ihn der Zaun gekostet, doch Aussicht auf Schadensersatz durch die Versicherung bestehe nicht. Denn die komme erst für Schäden auf dem Gelände auf, wenn es eingezäunt sei, berichtet der Biobauer verbittert. Auch wenn die Polizei inzwischen wegen des Verdachtes auf Brandstiftung ermittelt, hegt er wenig Hoffnung, den Schaden je ersetzt zu bekommen. Schon zweimal waren in den Hallen der benachbarten Agro Saarmund Feuer ausgebrochen. Dass da vielleicht Feuerteufel am Werk sind, bleibt Vermutung von Anwohnern. Auch Szilleweit berichtet, dass einer seiner Mitarbeiter kurz vor dem Brand gerade dabei, an der Grundstücksgrenze Gestrüpp zu beseitigen, als er zwei Jugendliche dabei überraschte, wie sie Hallenwände mit Farbe besprühten. Wenig später sei bereits Rauch aus dem Hallendach aufgestiegen.

Das ehemalige Militärgelände hatte Szilleweit im Sommer von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erworben, nachdem klar war, dass er seine bisherige Pachtfläche an der Ruhlsdorfer Straße nur noch bis Jahresende nutzen kann. Denn die Fläche gehört zum Baugebiet Mühlendorf und war ursprünglich schon für März diesen Jahres von der Design Bau AG gekündigt worden. Doch deren Unternehmenschef Werner Mattner hatte dann selbst den Rettungsanker geworfen, nachdem er erfuhr, dass die Kündigung auch Teltows berühmte Delikatesse gefährde. Schließlich ist Szilleweit der einzige Landwirt, der das legendäre Teltower Rübchen noch anbaut. Bis Jahres ende gewährte die Design Bau AG daher Aufschub, und bei der Suche nach neuen Flächen erhielt der Biobauer auch Hilfe von Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt und Wirtschaftsförderer Sören Kosanke.

Der Umzug des gesamten Maschinenparks war für die nächsten Wochen bereits geplant, ebenso sollten in den leerstehenden Hallen Lager für Ernte, Verkaufsstelle und Büros eingerichtet werden. Zuvor sollte nur noch der Maschendrahtzaun um das Gelände gezogen werden.

Szilleweit hat bereits einen neuen Zaun bestellt, auch wenn er noch nicht weiß, wovon er den bezahlen soll. Denn er muss auch Löhne für sieben Mitarbeiter und drei Azubis aufbringen. Zudem steht noch die Dachreparatur an. Trotz guter Ernte haben auch die Straßenbau arbeiten in der Ruhlsdorfer Straße dazu beigetragen, dass die Kundenströme erheblich zurückgingen. Seit dem Baubeginn im Sommer müssen sich dort auch andere Gewerbetreibende einem harten Existenzkampf stellen. Seit vor einigen Tagen die Einbahnstraße ab Ruhlsdorfer Platz auch noch gesperrt wurde, bleiben sogar die treuesten Kunden weg. Szilleweit muss lange Umwege fahren, um die Marktstände in Berlin mit Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln und Rüben beliefern zu können – die derzeit einzige Einnahmequelle. „Ich arbeite von Licht bis Licht und dann noch ne Schicht“, erzählt der Biobauer, der eigentlich gar keine Zeit für Journalistenfragen hat, weil er ständig auf dem Sprung ist. Ob er schon einmal an Aufgeben gedacht habe? „Nein“, Szilleweit schüttelt energisch den Kopf und lächelt: „Ein Bauer klebt an seiner Scholle, wenn auch in meinem Falle zurzeit auf unterstem Niveau“.

Kirsten Graulich

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