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Von Kay Grimmer und Henri Kramer: Jugendkultur sorgt für Zwist

Streit zwischen Kultur- und Sozialbereich/Arbeitskreis für Freiland beschlossen

Der Streit um Potsdams Jugendkultur entzweit weiter die Stadtpolitik. Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) sagte gestern den PNN, dass Jugendkultur „natürlich ein Teil der Potsdamer Kultur ist und deshalb durch den Kulturbereich der Stadtverwaltung mitzuverantworten und mitzutragen ist“. Damit reagierte die Dezernentin auf Äußerungen von Potsdams neuer Kulturbeigeordneten Iris Jana Magdowski (CDU), die sich am Dienstag bei einer Diskussion mit Jugendlichen dagegen gewehrt hatte, Jugendkultur vornehmlich mit Geld aus ihrem Ressort zu bezahlen. Der Sozialhaushalt sei wesentlich größer als der Kulturtopf, so Magdowski – dort gebe es mehr „Spielräume“. Zwar stimme es, dass der Etat im Sozialbereich höher sei, so Müller, „aber wir finanzieren fast ausschließlich Pflichtleistungen“, Spielräume seien ihrer Meinung nahezu ausgeschlossen.

Als Beispiel für ihren Standpunkt, Jugendkultur vornehmlich als „Jugend-Sozialprojekt“ zu begreifen, hatte Magdowski das geplante Jugendareal „Freiland“ genannt, für das vor allem der Fachbereich Soziales zahlen soll. Nach PNN-Informationen hat Magdowski verwaltungsintern vorgeschlagen, die Standards der im Bundesvergleich überdurchschnittlichen Kitaversorgung in Potsdam zur Disposition zu stellen. Gleichzeitig lehnt sie Umschichtungen in ihrem Kulturetat strikt ab, bei möglichen Kürzungen würde es sofort um die Existenz von Häusern gehen.

Am Mittwochabend hatten bereits die Stadtverordneten eine Stunde über „Freiland“, das von Schließung bedrohte „Archiv“-Kulturzentrum und einen geplanten Jugendkultur-Workshop gestritten. Diese Arbeitsgruppe soll bis Januar einen „konsensfähigen“ Entwurf für „Freiland“ erarbeiten, aber sich auch allgemein mit der Problemlage auseinandersetzen. Teilnehmen sollen unter anderem der städtischen Kultur- und der Sozialbereich.

Mit knapper Mehrmehrheit von einer Stimme beschlossen die Stadtverordneten zudem auf Antrag von Die Andere, dass den Moderator des neuen Workshops die Arbeitsgruppe Alternative Jugendkultur Potsdam (AJKP) bestimmen darf – jene Gruppe alternativer Jugendlicher, die für die Verwaltung Vorschläge für die Potsdamer Jugendkultur erarbeitet hat. Für die AJKP-Rolle stimmten auch einzelne Mitglieder der Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW, Grünen und FDP/ Familienpartei zusammen mit der Opposition im Rathaus. Nicht nur bei dieser Frage herrschte Uneinigkeit in der Kooperation. So scheiterte die FDP/ Familienpartei damit, in dem neuen Workshop die Adresse Zeppelinstraße 189 als Jugendkulturstandort zu prüfen. Die Fraktion will den heimatlosen Jugendklub S13 lieber dort ansiedeln statt wie geplant in „Freiland“, dass als zu überdimensioniert angesehen wird. Und nicht zuletzt scheint die SPD-Fraktion bei „Freiland“ uneinig. Während die Stadtverordnete Klara Geywitz wohlwollend für das Projekt und dessen Umsetzung sprach, sagte ihr Kollege Harald Kümmel über den geplanten Workshop: „Es geht dabei nicht darum, Freiland in der jetzt geplanten Form umzusetzen, sondern abzuspecken oder zeitlich nach hinten zu schieben.“

Einigkeit herrschte so nur beim „Archiv“: Demnächst soll ein Finanzierungsplan für dessen Sanierung vorliegen.

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