zum Hauptinhalt
Lauter Protest: Viele Potsdamer hatten Tröten mitgebracht, um am Sonntag die Kundgebung der DVU auf dem Luisenplatz zu übertönen (Bild oben). Fast hätte die rechtsextreme Partei ihre Veranstaltung abbrechen müssen, als ein Antifa-Aktivist die Tonanlage der DVU zerstören wollte (Bild unten links). Am Brandenburger Tor fand parallel ein Toleranzfest mit 2500 Teilnehmern statt  Völkerverständigung inklusive.

© Andreas Klaer

Von Henri Kramer und Kay Grimmer: 2500 gegen 54

Deutlich mehr Potsdamer als vor einem Jahr feiern Toleranzfest gegen Kundgebung der DVU

Innenstadt - Tausende Menschen haben am Sonntag gegen eine Kundgebung der DVU protestiert und vor dem Brandenburger Tor am Luisenplatz ein Toleranzfest gefeiert. Die Polizei zählte rund 2500 Besucher bei dem Fest und 54 DVU-Kundgebungsteilnehmer. Größere Störungen registrierte die Polizei nicht, die mit rund 200 Beamten vor Ort war.

Die Szenerie glich dabei der vor einem Jahr, als die DVU auf den Tag genau schon einmal den Luisenplatz für eine Wahl- Veranstaltung genutzt hatte. Jedoch kamen dieses Jahr bei strahlendem Sonnenschein erheblich mehr Menschen zur Gegenveranstaltung zusammen. Damals waren bis zu 1500 Teilnehmer gezählt worden. „Unsere Erwartungen sind übertroffen worden“, sagte die Leiterin der Potsdamer Sicherheitskonferenz, Ursula Löbel, die das Fest mitorganisiert hatte. Die Stimmung sei noch besser als vor einem Jahr.

Nachdem die DVU-Redner zu sprechen begonnen hatten, war es vor allem laut. Rund um die doppelten Absperrgitter, die die DVU-Kundgebung auf dem Luisenplatz absicherten, standen ab 13 Uhr dicht gedrängt die Gegendemonstranten, die mit Trommeln, Pfeifen, Rasseln und Megaphonen versuchten, die Veranstaltung der rechtsextremen Partei zu übertönen. Parallel dazu präsentierten sich auf dem Toleranzfest am Brandenburger Tor mehr als ein Dutzend Initiativen, Parteien und Vereine, es gab Musik, Bratwurst und Straßenfußball.

Begonnen hatte das Fest mit einer Rede von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD): „Rechte dürfen keinen Platz in dieser Stadt und im Land Brandenburg haben.“ Und gerade Potsdam profitiere von Toleranz, so Jakobs – etwa mit seiner aus vielen Ländern beeinflussten Architektur, aber auch von vielen Touristen sowie den 5000 hier tätigen Wissenschaftlern aus verschiedenen Nationen. Nach der Ansprache von Jakobs hielten Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte und junge Gläubige eine Andacht ab, in der sie zu Gewaltfreiheit aufriefen.

Die DVU zeigte sich bei der knapp dreistündigen Kundgebung mit ihrer Landtagsabgeordneten Liane Hesselbarth und Parteimitgliedern aus mehreren Bundesländern. Auch der DVU-Bundesvorsitzende Matthias Faust, der die Veranstaltung angemeldet hatte, war vor Ort. Stets neben ihm Christian Worch, ein führender Kopf der deutschen Neonazi-Szene. Worch hatte in Potsdam schon mehrere Neonazi-Aufmärsche organisiert.

Insgesamt drei Anzeigen seien aufgenommen worden, sagte Potsdams Polizeichef Ralf Marschall, unter anderem wegen Zeigen eines Hitlergrußes und Beleidigung. Gegen 14 Uhr hatte zudem ein 25 Jahre alter Potsdamer aus der linken Szene versucht, die Lautsprechertechnik der DVU zu zerstören. Zuvor hatte er sich unauffällig unter die DVU-Anhänger gemischt und auf einen geeigneten Moment gewartet. Der junge Mann wurde für den Rest der Kundgebung in Polizeigewahrsam genommen. Allerdings funktionierte die Technik weiterhin. „Insofern ist es eigentlich keine Sachbeschädigung“, sagte Polizei-Chef Marschall. Gegen den Potsdamer werde nun ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz – eine Ordnungswidrigkeit. Schon bei dem DVU-Aufzug vor einem Jahr hatte ein Aktivist der Antifa einen Stromgenerator der rechtsextremen Partei zerstört.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false