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Stiftungseigentum. Laut Abstimmung im Bürgerhaushalt könnten sich viele Potsdamer auf dieser Vorfläche zum Babelsberger Park an der Nuthestraße einen schönen Fußballplatz vorstellen  die Stiftung lehnt das als Beeinträchtigung des Welterbes ab.

© Manfred Thomas

Von Henri Kramer: Fußballplatz versus Sichtachsen

Der Top-Wunsch im Bürgerhaushalt stößt auf Widerstand bei der Schlösserstiftung

Der Spitzenreiter der Vorschlagsliste zum neuen Bürgerhaushalt birgt Konfliktpotenzial mit der Schlösserstiftung. Dabei geht es um die Einrichtung eines Fußballplatzes auf einer Rasenfläche zwischen Nuthestraße und Babelsberger Park, fast direkt an der Humboldtbrücke.

Mit 1400 Punkten ist dieser Vorschlag uneinholbar die Nummer eins des Bürgerhaushalts 2011, der noch bis Ende dieser Woche im Internet zur Abstimmung steht. Seit vier Jahren gibt es dieses Beteiligungsverfahren, bei dem die Potsdamer der Kommunalpolitik konkrete Forderungen zur Umsetzung aufgeben können.

Doch die Schlösserstiftung wehrt sich gegen den Fußballplatz „Auf dieser Fläche lehnen wir die Einrichtung von Sportflächen ab“, sagte SPSG-Sprecher Ulrich Henze den PNN. Bei dem Areal handele es sich um die Vorfläche des Babelsberger Parks, seit 1872 nach Kauf von Kaiser Wilhelm I. im Eigentum der Stiftung. Dazu sei das Gelände fester Bestandteil der Blickbeziehungen aus dem Park Babelsberg auf den Telegrafenberg, den Brauhausberg und die Innenstadt, so Henze. Eine Bebauung mit Sportplätzen würde da eine „erhebliche Beeinträchtigung“ des Unesco-Welterbes bedeuten, „da Umfriedungen, Beleuchtung und notwendige Infrastruktur von den erhöhten Aussichtspunkten des Parks Babelsberg einsehbar wären“. Auch würde die Fläche selbst zum Welterbe zählen, so Henze, sie müsse Parkfläche bleiben.

Alexander Kallenbach, Chef des Amateur-Vereins SV Concordia Nowawes, sieht das anders. Er sucht dringend nach Trainingsplätzen für seine Kicker – der Vorschlag für den Bolzplatz stammt von ihm. „Es würden keine Sichtachsen beeinträchtigt“, sagte Kallenbach. Selbst ein kleines Gebäude mit etwa Duschen für die Kicker könne sich direkt an der Nuthestraße „verträglich“ ins Gelände einpassen. Und in einer kleineren Ausbaustufe – also nur mit Ballfangnetzen und Toren – sei das Problem gar nicht da, so Kallenbach. Ebenso argumentiert er, dass in den Blickbeziehungen, die die Stiftung nennt, längst Hochhäuser stehen. Kallenbach preist denn auch die Vorteile der Variante: So sei die Lage am Babelsberger Park „ideal, weil der Platz aus der Berliner Vorstadt, Zentrum-Ost und Babelsberg einfach zu Fuß zu erreichen sei. Lärmbeschwerden seien kaum zu befürchten, sagte Kallenbach.

Auch das Rathaus sieht die Fläche als geeignet für Fußballspiele an. „Nach Einschätzung der Verwaltung könnten dort zwei Trainingsplätze für den organisierten Vereinsfußball und ein Bolzplatz für den Breitensport Platz finden“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Fachbereichs Sport. Die geschätzten Kosten für die Plätze würden sich auf dabei auf rund 650 000 Euro belaufen, plus 250 000 Euro für ein Sportfunktionsgebäude plus spätere Folgekosten. Doch wegen der klammen Stadtkasse sehe man „kurz- oder mittelfristig“ keine Chance für den Sportplatz.

Das Geldargument ärgert Kallenbach. „Es ist schade, dass so viele Mittel aus dem Konjunkturpaket in die Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions gesteckt worden sind und nicht in den Breitensport.“ Doch könne er sich vorstellen, die Fläche zusammen mit anderen Amateur-Vereinen zu pachten und selbst zu entwickeln. Bereits 2008 besetzte der Verein für eine symbolische Aktion die Wiese an der Nuthestraße. Man wolle aber jetzt das Gespräch mit der Schlösserstiftung suchen, sagte Kallenbach.

Die Stadt sieht wie Kallenbach Bedarf für fünf bis sechs weitere Sportplätze – vor allem im Norden und in Babelsberg. Auch die Potsdamer wollen mehr Sportflächen: Im Bürgerhaushalt gehört zu den 20 beliebtesten Vorschlägen – neben dem Babelsberg-Areal – die Sanierung des Sportplatzes in der Hans-Sachs- Straße, eine Sportanlagenerweiterung an der Kirschallee und der Erhalt der Sportanlagen in der Heinrich-Mann-Allee.

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