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Überwintern unterm Notdach: Die Sanierung des historischen Palais Lichtenau am Neuen Garten stagniert seit über eineinhalb Jahren wegen der Insolvenz der Theis-Werke. Nun hat das 1796 bis 1797 auf Kosten des Königs errichtete Gebäude neue Eigentümer.

© Manfred Thomas

Von Guido Berg: Laserzentrum im Palais Lichtenau

Rettung für Klassizismus-Bau: Umzug der Hautklinik aus der Bertini- in die Behlertstraße bis Ende 2012

Innenstadt - Neue Pläne für das ehrwürdige Palais Lichtenau: Das bislang in der Bertinistraße ansässige Haut- und Laserzentrum Potsdam von Tanja Fischer soll in das architekturgeschichtlich bedeutsame Haus in der Behlertstraße 31 umziehen. Axel und Tanja Fischer haben das frühklassizistische Palais Ende vergangenen Jahres von den Theis Kaltwalzwerken erworben, bestätigte Axel Fischer gestern entsprechende PNN-Informationen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.

Das bislang in der ebenfalls geschichtsträchtigen Villa Mendelssohn firmierende Haut- und Laserzentrum „platzt aus allen Nähten“, erklärte Fischer. Seien es bei der Gründung 2006 noch eineinhalb Mitarbeiter gewesen, seien jetzt bereits 25 Mitarbeiter in dem dermatologischen Zentrum beschäftigt. Fischer: „Perspektivisch werden es 40 bis 50 Mitarbeiter sein.“ Zudem sei mit dem Umzug in die Innenstadt eine bessere Erreichbarkeit für die Patienten verbunden. Nach bisherigen Planungen soll der Einzug in das bis dahin sanierte Gebäude bis Ende 2012 abgeschlossen sein. Der Eigentümerwechsel bedinge neue Bau- und Sanierungsgenehmigungen; mit der Unteren Denkmalschutzbehörde bestehe grundsätzliche Einigkeit, sagte Fischer.

Das von 1796 bis 1797 unter König Friedrich Wilhelm II. in unmittelbarer Nähe des Neuen Gartens errichteten Palais Lichtenau gilt aufgrund seiner Fassadengestaltung und der Qualität der erhaltenen Innenräume als ein herausragendes Denkmal frühklassizistischer Architektur in Deutschland. Wegen des hohen Sanierungsaufwandes galt das Kleinod als schwierige Immobilie und „edler Ladenhüter“.

Umso mehr jubelten die Denkmalschützer, als das Palais 2007 an die Hagener Theis Kaltwalzwerke verkauft wurden, deren Geschäftsführerin Viola Prinzessin von Hohenzollern das Haus zu einem Gäste- und Schulungshaus für ihr Unternehmen umbauen lassen wollte. „Stahlprinzessin rettet Palais Lichtenau“ – so lauteten die Schlagzeilen jener Tage. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: Mitten in die Sanierungsarbeiten platzte im Frühjahr 2009 die Nachricht von der Insolvenz der Theis-Werke. Das Traditionsunternehmen konzentrierten sich fortan auf seine Kerngeschäftsfelder und legte die Gästehaus-Pläne ad acta. Der Insolvenzverwalter bot das Palais zum Kauf an. Potsdam, sonst mangels größerer Industrie von der Finanz- und Wirtschaftskrise weitgehend verschont, drohte seitdem ein herber Architekturverlust. Bereits den zweiten Winter in Folge übersteht das Haus mit einem Notdach. Regelmäßig mahnte der mit der Sanierung betraute Architekt Karsten Westphal vor drohenden Schäden durch Stürme (PNN berichteten). Nun glimmt ein neuer Hoffnungsschimmer am Horizont: Ein Haut- und Laserzentrum könnte durchaus als passende Perspektive für das Haus empfunden werden, mit dem Streben nach Schönheit als dem verbindenden Motiv. Zum einen, weil mit Michael Philipp Boumann und Carl Gotthard Langhans die zu den besten Baumeistern ihrer Zeit zählenden Architekten an dem architektonischen Schmuckstück beteiligt waren. Zum anderen, weil die Namensgeberin Gräfin Lichtenau alias Wilhelmine Encke, offizielle Mätresse des Königs Friedrich Wilhelm II., gern als die „preußische Pompadour“ bezeichnet wird. Ein 1984 über sie gedrehter Vierteiler heißt „Die schöne Wilhelmine“, nach dem gleichnamigen Roman von Ernst von Salomon.

Auch als Haut- und Laserzentrum soll das Palais Lichtenau „ein halböffentliches Haus“ sein, kündigt Axel Fischer an. Hauskonzerte und Ausstellungen sollen in dem Palais stattfinden sowie Führungen an den Tagen des offenen Denkmals.

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