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Von Britta Beyer: Bei den Sorben dreht sich der „Dreeboom“ Drehbaum soll wieder Tradition werden

Burg/Spreewald - Es duftet nach Nelken, Zimt, Tannengrün und Pfefferkuchen. In dem 200 Jahre alten Doppelstubenhaus in Burg/Spreewald, das heute die Spreewälder Kräutermanufaktur beherbergt, knistert das Holz im Ofen und auf dem Herd beginnt der hausgemachte Glühwein zu dampfen.

Burg/Spreewald - Es duftet nach Nelken, Zimt, Tannengrün und Pfefferkuchen. In dem 200 Jahre alten Doppelstubenhaus in Burg/Spreewald, das heute die Spreewälder Kräutermanufaktur beherbergt, knistert das Holz im Ofen und auf dem Herd beginnt der hausgemachte Glühwein zu dampfen. Touristen singen das Weihnachtslied „Lasst uns froh und munter sein“. Dazu dreht sich in der Mitte der großen Bauernstube der „Dreeboom“ – bunt geschmückt, fast zwei Meter hoch, ähnlich einer Weihnachtspyramide. „Der Drehbaum war vor über 100 Jahren in unseren sorbischen Familien noch der Weihnachtsbaum“, erzählt Dieter Dziumbla den Gästen. „Im Land der Tausend Fließe gab es nämlich kaum Nadelbäume“, schildert der ehemalige Baggerfahrer und Landschaftspfleger. Erst mit einer Preußischen Verordnung aus dem Jahr 1910 habe der Weihnachtsbaum christlicher Prägung den seit mehr als 400 Jahren üblichen „Dreeboom“ allmählich abgelöst.

Um an die alten Weihnachtsrituale der sorbischen Minderheit zu erinnern, hat sich der Mann aus Burg seit einigen Jahren einer ganz besonderen Traditionspflege verschrieben. „Er kann nicht nur Wolle spinnen, Socken stricken, Tücher kunstvoll besticken und Körbe flechten, sondern auch meisterhaft tischlern“, erzählt Spreewald-Koch Peter Franke von der Kräutermanufaktur den Touristen. Dziumbla sei es zu verdanken, dass der alte „Dreeboom“ wieder eine Renaissance erlebt, schildert Franke.

Mehrere Dutzend solcher Drehbäume hat der mit einer sorbischen Trachtenstickerin verheiratete Mann inzwischen in seiner kleinen Werkstatt schon gebaut. Der kleinste misst einen Meter. „Mein größter ist 2,70 Meter und steht natürlich am Heiligen Abend in unserer eigenen Wohnstube“, erzählt Dziumbla. Vor Bestellungen kann er sich kaum retten. Etwa zwei Dutzend Kerzen – verteilt auf mehreren Etagen – sorgen dafür, dass sich der gesamte Baum zusammen mit den Lichtquellen um eine Mittelachse dreht. Bei den erzgebirgischen Weihnachtspyramiden dagegen drehen sich die Kerzen nicht mit.

Für einen „Dreeboom“ mit dem traditionellen Flügelrad an der Spitze braucht Dziumbla etwa drei bis vier Wochen, wenn er durchweg daran arbeitet. „Für die Aufbauten verwende ich Sperrholz von der Pappel und der Kiefer aus dem Spreewald“, erzählt er. Auf den vier bis sechs Etagen ist allerlei Zierrat untergebracht .   „Auf die ehemals kunstvolle Verzierung mit Weidenruten oder einen Mantel aus farbigen Papier oder Stoff habe ich verzichtet“, erzählt der Spreewälder. Auch auf das einstige Symbol der Kirschzweige für Wachstum und Stärke, die am Jahrestag des Heiligen Andreas am 30. November geschnitten werden und zu Weihnachten blühen sollen, hat Dziumbla bei seinen Nachbauten des „Dreebooms“ keinen Wert gelegt. „Zu aufwendig“, kommentiert er.

Wichtig ist für ihn, dass der „Dreeboom“ bei den Sorben im Spreewald als Weihnachtsbaum wieder zu einer besonderen Rarität wird. Zu bewundern ist er unter anderem im Heimatmuseum des Storchendorfes Dissen, im Wendischen Museum Cottbus, in der Sorbischen Webstube Drebkau und im Niederlausitzer Heidemuseum Spremberg.

Britta Beyer

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