zum Hauptinhalt
Nach einer Sitzung ließ die Stiftung ein Datum für das geplante Betriebs- und Nutzungskonzept für den Turm der Kirche vermissen.

© Ottmar Winter

Viele Fragen, wenig Antworten: Stiftung Garnisonkirche bleibt Konzept schuldig

Auch nach einer Sitzung des Kuratoriums ist unklar, wie der Turm der Garnisonkirche betrieben werden soll - ebenso die die Zukunft des Rechenzentrums.

Potsdam - Ein aktuelles Nutzungs- und Betriebskonzept für den Turm der Garnisonkirche lässt nach wie vor auf sich warten. Der Vorstand der Stiftung Garnisonkirche arbeite weiter an der Konkretisierung des Konzepts, teilte das Wiederaufbau-Team nach einer Sitzung seines Kuratoriums am Dienstagnachmittag mit. 

Einen Zwischenstand wolle man zur Herbstsitzung des Kuratoriums vorlegen, hieß es in der Erklärung. „So schnell wie möglich“ wolle man dabei die Fördergesellschaft, die Nagelkreuzgemeinde und den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung einbeziehen. „Die inhaltliche Konzeption wird das Profil des Turms als Lern- und Demokratieort mit bundesweiter Ausstrahlung weiter schärfen“, warb die Stiftung schon jetzt.

Gegner des Wiederaufbauprojekts zweifeln wie berichtet daran, dass sich der Turm dauerhaft als wirtschaftlich tragfähig erweist und dass womöglich wie beim Wiederaufbau auf Mittel der öffentlichen Hand zurückgegriffen werden muss. Die Stiftung will hingegen Einnahmen mit Hilfe der für Touristen gedachten Aussichtsplattform des Turms generieren und hofft, so den Lernort zu finanzieren.

Auch die Frage Rechenzentrum ist noch unklar

Nicht nur in dieser Hinsicht blieb die Stiftung Erklärungen schuldig. Zur Frage einer verlängerten Nutzungsdauer des benachbarten Kreativhauses Rechenzentrum über 2023 hinaus teilte die Stiftung mit, hier müssten zunächst bauordnungsrechtliche Fragen geklärt werden – was bekanntermaßen das Rathaus tun muss. 

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]  

So hatte die dortige Bauaufsicht in der Vergangenheit den zu geringen Abstand zwischen Rechenzentrum und Kirchturm moniert – die Frage ist, ob dieser Zustand weiter geduldet wird. Vor der Erörterung solcher Fragen könne man keinen Beschluss fassen, ob man einer Verlängerung zustimmen könne, so die Stiftung. Nötig ist die Verlängerung, weil das als Ersatz vorgesehene Kreativquartier nahe des Turms erst 2024 fertig wird – knapp ein Jahr später als gedacht.

Vieldeutig zum Rechenzentrum hieß es in der Nachricht der Stiftung auch: „Der Vorstand wird das Kuratorium in die Entscheidung über eine letztmalige temporäre Verlängerung der Nutzung bis zur Inbetriebnahme des Kreativquartiers einbinden.“ Das sei aber nicht zu verwechseln mit einer Ankündigung, wonach man sich generell gegen das Rechenzentrum positioniere, machte Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg auf Anfrage deutlich. Es gehe lediglich um bestehende Vertragsvereinbarungen zwischen Stadt und Stiftung, laut denen das Rechenzentrum Ende 2023 leergezogen sein muss.

Wieland Eschenburg, der Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche.
Wieland Eschenburg, der Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche.

© Sebastian Gabsch

Pikant ist der Satz zur „letztmaligen temporären Verlängerung“ des Rechenzentrums dennoch. Denn Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte im vergangenen Dezember zusammen mit Stiftungsvertretern einen Kompromiss verkündet, wonach der DDR-Bau erhalten bleiben könnte. Dazu hatten die Stadtverordneten auch einen Grundsatzbeschluss gefasst, demzufolge dazu eine Machbarkeitsstudie erstellt werden soll. 

Allerdings hatte zum Beispiel Eschenburg den Kompromiss zuletzt im PNN-Interview wieder infrage gestellt, auch die Fördergesellschaft hatte sich dagegen positioniert. Im Januar hatte das Kuratorium den Kompromiss noch befürwortet, „als Chance für die Nutzung des Ortes“ und als Potential, „zur Lösung von Konflikten in der Stadtgesellschaft beizutragen.“ Auch die besagte Machbarkeitsstudie hatte man begrüßt. Nun war in der neuen Erklärung davon keine Rede mehr.

Das Areal am neuen Turm der Garnisonkirche.
Das Areal am neuen Turm der Garnisonkirche.

© Ottmar Winter

"Der Vorstand wurde entlastet"

Zu dem 15-köpfigen Kuratorium gehören unter anderem Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Brandenburgs amtierender Innenminister Michael Stübgen (CDU) sowie Funktionäre der Evangelischen Kirche und Schubert selbst. An der laufenden Arbeit des Stiftungsvorstandes hat dieses Gremium, das in seiner Sitzung auch den fertigen Rohbau des Turms besichtigte, keine größeren Zweifel: „Es wurde erneut ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt und der Vorstand wurde entlastet.“

Mit Wohlwollen wurde das angekündigte Fördergeld des Bundes in Höhe von 4,5 Millionen Euro aufgenommen. Die Bedingung dafür ist, dass die Stiftung sich eine Grundschuld eintragen lässt – als Sicherheit für den Fördermittelgeber. Dem habe das Kuratorium zugestimmt. „Als nächster Schritt ist die notarielle Beurkundung vorgesehen und parallel erfolgen die notwendigen Abstimmungen mit der Stadt.“ Die Linke hatte bereits gefordert, dass die Stadtverordneten darüber abstimmen sollen.

Zur Startseite