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Mittlerweile seien 119 Tramfahrer im Dienst – das eigentliche Soll liegt bei 129.

© A. Klaer

Verkehr in Potsdam: Was der ViP gegen den Tram-Engpass macht

Weil immer wieder Tram- und Busfahrer fehlten, mussten 2018 zahlreiche Fahrten im Nahverkehr ausfallen. Das wollten die Potsdamer Verkehrsbetriebe ändern.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Nach massiven Personalengpässen und zahlreichen ausgefallenen Fahrten im vergangenen Jahr haben die Potsdamer Verkehrsbetriebe (ViP) nun nachgerüstet. Seit der Krise seien zusätzliche Tramfahrer ausgebildet und Busfahrer rekrutiert worden, so ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser am Dienstag. Mittlerweile seien 119 Tramfahrer im Dienst – das eigentliche Soll liegt bei 129.

Bei den Busfahrern sieht es noch etwas besser aus: 148 Fahrer sind derzeit für den ViP tätig, ideal wären 154. Vor allem die Fahrgäste der Straßenbahnen mussten im Frühling und Sommer 2018 viel Geduld aufbringen. 1753 Bus- und Tram-Fahrten fielen beispielsweise allein im Juni 2018 aus, die meisten wegen krankgemeldeten Fahrern. Im Februar 2019 waren es „nur“ noch 485 ausgefallene Fahrten – zwischen null und 20 pro Tag, wie Glaser sagte.

Häufig Engpässe am Wochenende

Meist werde bei Engpässen die Linie 98 gestrichen, weil diese durch die Linien 91 und 94 abgefangen werden könnten. Gerade am Wochenende gebe es noch häufiger Engpässe, wenn zum Beispiel am Freitag einige Krankmeldungen kämen und die Schichten nicht so kurzfristig nachbesetzt werden könnten. Doch es werden weniger. „Wir haben mittlerweile auch viele Tage ohne Ausfälle“, so Glaser. „Zum Beispiel am Montag.“

Dass er dies als Erfolg wertet, zeigt, wie massiv die Krise war. „Wir haben uns gefragt, wo wir Fehler gemacht haben und warum wir das nicht rechtzeitig gemerkt haben“, so Glaser. Unter anderem habe man die Berechnung, wie viel Personal benötigt wird, verändert. Man habe festgestellt, dass angesichts von Krankheitsausfällen, Schulungen und Fortbildungen über das Jahr gerechnet vier bis fünf Fahrer mehr benötigt werden.

Auch eine Stärkung der Straßenbahnfahrerausbildung ist eine der Konsequenzen aus der Krise. So wurde zusätzlich zu den beiden Fahrlehrern noch ein Assistent eingestellt. Der ViP ist auf die Ausbildung eigener Fahrer angewiesen, da diese an den konkreten Strecken und Fahrzeugtypen in Potsdam geschult werden müssen. Insgesamt sind die Anwärter ein Viertel Jahr mit Theoriestunden, Fahrpraxis, Prüfungen und begleiteten Lehrfahrten beschäftigt, bevor sie alleine eine Tram fahren dürfen. Theoretisch werden pro Jahr zwölf Fahrer ausgebildet, allerdings springen immer wieder Auszubildende ab. 2017 konnten außerdem nur weniger Fahrer als sonst ausgebildet werden, weil die bereits Eingestellten auf der neuen Strecke zum Campus Jungfernsee und für die neuen, verlängerten Combino-Trams geschult werden mussten.

Konkurrenz bei den Busfahrern

Bei den Busfahrern ist die Situation anders – allerdings macht dem ViP hier die wachsende Konkurrenz zu schaffen. Nicht nur die Berliner BVG ist auf Mitarbeitersuche, auch andere, regionale Verkehrsbetriebe oder etwa die Flughäfen.

Auch die Mitarbeiter in den Werkstätten, die die Trams und Busse in Schuss halten und reparieren, sind anderswo begehrt. Immerhin werden die Bus- und Tramfahrer jetzt besser bezahlt – schließlich hat die Gewerkschaft für die Brandenburger Beschäftigten im Nahverkehr bei den jüngsten Tarifverhandlungen zehn Prozent mehr Lohn bis 2020 erstritten.

Um noch mehr Fahrer zu gewinnen, werde der ViP verstärkt über Außenwerbung Mitarbeiter suchen und sich auch an einer deutschlandweiten Kampagne von Verkehrsbetrieben beteiligen, die im Mai starten soll. Auch darüber, wie man Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen binden kann, werde zur Zeit nachgedacht, so Mit-Geschäftsführer Martin Grießner. Denn auch wenn das derzeitige Soll nun erfüllt ist – „die Personalsuche wird uns dauerhaft beschäftigen“, so Glaser.

Neues Firmenticket ab September

Schließlich wächst Potsdam und erklärtes Ziel ist es, möglichst viele Neu-Potsdamer davon zu überzeugen, statt mit dem Auto mit dem Rad oder eben mit dem öffentlichen Nahverkehr zu fahren. Dazu beitragen soll auch ein neues Firmenticket, das ab 1. September 2019 gelten soll und größere Rabatte als bisher vorsieht. Und bekanntermaßen soll auch der neue Stadtteil Krampnitz, der im Norden entsteht, mit der Straßenbahn erschlossen werden – ein Projekt, das laut Glaser in den kommenden Jahren enorme Ressourcen beim ViP binden wird.

Umso besser, dass jetzt die Personalsituation zumindest vorerst geklärt zu sein scheint. „Wir kommen jetzt vom Krisenmodus wieder in den Arbeitsmodus“, sagte Glaser. Er glaubt, dass dies auch den Fahrern anzumerken sei. „Sie mussten ständig umdisponieren. Jetzt haben sie wieder verlässliche Dienstpläne.“

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