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Verkehr in Potsdam: "Modellversuch Zeppelinstraße ist Operation am offenen Herzen"

Die Arbeiten zur Verengung der Zeppelinstraße sind fast beendet. Der Test wird weiter stark kritisiert, vor allem von den Umlandgemeinden. Potsdams neuer Baubeigeordneter Bernd Rubelt verteidigt das Vorgehen.

Von Enrico Bellin

Das Potsdamer Rathaus verteidigt die Art und Weise, wie über die Einengung der Zeppelinstraße informiert wurde, vehement. „Von einem unabgestimmten Vorgehen beim Modellversuch Zeppelinstraße kann nicht die Rede sein“, sagte Potsdams neuer Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos). Vorher hatte sich Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD) darüber beschwert, dass mit den Kommunen und der Kreisebene zu wenig kommuniziert wurde und Einwände nicht ernst genommen wurden. Auch in den Nachbargemeinden herrschte großes Unverständnis für das Handeln der Potsdamer Verwaltung. Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) kritisierte, das Potsdam seine Verkehrsprobleme in den Ortsteil Geltow verlagere. Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) sprach von einem „Experiment am Bürger“, das zum Scheitern verurteilt sei.

Rubelt: Zeppelinstraße ist dreckigste Straße Brandenburgs

Die Arbeiten zur Verengung der Zeppelinstraße sind inzwischen fast abgeschlossen. Stadteinwärts gibt es zwischen Forststraße und Kastanienallee nur eine Fahrspur, stadtauswärts ist zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Nansenstraße nur noch eine Fahrspur markiert. „Der Modellversuch Zeppelinstraße ist eine Operation am offenen Herzen. Dass das nicht einfach wird, war von Anfang an klar“, sagte Bernd Rubelt. „Klar ist aber auch, dass der Schutz der Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner der ,dreckigsten Straße Brandenburgs’ an oberster Stelle stehen muss“, so der Baubeigeordnete. Die Schadstoffwerte an der Straße waren über Jahre hinweg höher, als es die Europäische Union erlaubt. Im vergangenen Jahr waren im Mittel 43 Mikrogramm Stickstoffdioxid in einem Kubikmeter Luft, der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.

Laut Rubelt seien die Umlandgemeinden seit dem Start der Diskussion 2015 stets in die Planungen einbezogen worden, unter anderen in der gemeinsamen Arbeitsgruppe Verkehr. Sämtliche Einwände seien überprüft und mit den jeweiligen Ansprechpartnern diskutiert worden. Um das Umsteigen auf den Nahverkehr und das Fahrrad für Autofahrer attraktiver zu machen, sei schließlich die 2,1 Kilometer lange Busspur stadteinwärts gedacht. Auch würden neue Fahrradstellplätze am Bahnhof Charlottenhof und ein Park-and-ride-Platz am Bahnhof Pirschheide fertig. Das Maßnahmenbündel entspreche dem zwischen dem Landkreis und der Stadt Potsdam abgestimmten gemeinsamen Vorgehen und den Beschlussempfehlungen der Potsdamer Stadtverordneten. Der halbjährliche Test sei auch mit dem Landesinfrastrukturministerium abgestimmt gewesen.

Test beginnt eigentlich erst ab Juli, aber schon jetzt gelten Markierungen

Die Einschränkungen gelten allerdings länger als sechs Monate, da der Test offiziell erst im Juli beginnt, Autofahrer aber schon jetzt größtenteils nur noch eine Fahrspur benutzen können. „Das, was aufgebaut ist, gilt“, bestätigte Pressesprecher Jan Brunzlow den PNN. Man werde Schilder nicht abhängen oder die neuen Markierungen anderweitig für unwirksam erklären. In den kommenden Tagen müsse noch der Radstreifen stadtauswärts zwischen Nansenstraße und Kastanienallee markiert und mit den nötigen Piktogrammen versehen werden. Auch werde dort noch neue Beschilderung aufgestellt. Die Arbeiten sollen bis zum 1. Juli abgeschlossen sein. Dann beginnt Brunzlow zufolge auch die Evaluierung der Maßnahme.

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